Süddeutsche Zeitung

US-Wahl:Donald Trump wirft seinen Wahlkampfmanager raus

  • Donald Trump trennt sich von seinem Wahlkampfmanager Corey Lewandowski.
  • In landesweiten Umfragen schneidet Trump schlecht ab, auf dem Parteitag der Republikaner muss er eine Revolte seiner Gegner fürchten.
  • Die Entlassung Lewandowskis wird als Erfolg für Paul Manafort interpretiert, den Trump im April engagierte.

Von Matthias Kolb

Einen Monat vor dem Republikaner-Parteitag in Cleveland baut Donald Trump sein Wahlkampf-Team um. In einem kurzen Statement an die New York Times (NYT) teilte Trumps Sprecherin Hope Hicks mit, dass Trump seinen umstrittenen Wahlkampfmanager Corey Lewandowski mit sofortiger Wirkung feuert.

Die Entscheidung des 70-jährigen Immobilienmoguls kommt einerseits überraschend - in den US-Medien gab es zuvor keine Gerüchte. Andererseits ist der Schritt nur konsequent, denn die vergangenen Wochen waren desaströs für Trump. In landesweiten Umfragen liegt Trump bei 38 Prozent - so mies stand seit langem kein Präsidentschaftskandidat da.

Sieben von zehn Amerikanern haben eine schlechte oder sehr schlechte Meinung von Trump und dessen "Muslime sind eine Gefahr"-Reaktion auf den Anschlag in Orlando (mehr im SZ-Blog) verstörte auch konservative Spitzenpolitiker wie Paul Ryan. Zuletzt kündigten Anhänger des Trump-Rivalen Ted Cruz an, beim Parteitag eine Revolte gegen Trump zu starten, was Ryan in Interviews nicht kritisieren wollte.

Der Druck auf Donald Trump, genau so zu handeln wie ein stinknormaler Präsidentschaftskandidat, wurde also immer größer. Laut NYT drängten ihn neben konservativen Spendern und Teilen des Parteiestablishments auch seine Tochter Ivanka und die Söhne Donald jr. und Eric, die "nächste Phase" des Wahlkampfs einzuleiten, die Partei zu einen und sich auf Hillary Clinton zu konzentrieren. Dass Corey Lewandowski als symbolisches Opfer ausgewählt wurde, überrascht nicht.

Das ist Corey Lewandowski

Bevor er im Dezember 2014 als Trumps Wahlkampfmanager angeheuert wurde, hatte Lewandowski nie für eine Präsidentschaftskampagne gearbeitet. Der 42-Jährige war in New Hampshires Politszene aktiv gewesen - jenem Staat, in dem der Vorwahl-Siegeszug von Trump begann. Lewandowskis bedingungslose Loyalität war Trump lange so wichtig, dass seine mangelnde politische Erfahrung nicht ins Gewicht fiel.

Das Verhältnis von Lewandowski zur Presse gilt als feindlich und äußerst schlecht: Journalisten verspotteten ihn als "Bodyguard", weil der kurzgeschorene Mann selten von Trumps Seite wich. Ende März wurde Lewandowski in Florida wegen des Vorwurfs der Körperverletzung vernommen, nachdem er eine Reporterin rabiat angefasst hatte, die Trump nach einer Pressekonferenz weitere Fragen stellte (das Verfahren ist mittlerweile eingestellt).

Stets zwei Schritte hinter dem Kandidaten zu stehen, das tun die Personenschützer des Secret Service - und nicht der Wahlkampfmanager, der langfristig planen soll. Doch um Strategie oder den Aufbau eines landesweiten Wahlkampf-Apparats kümmerte sich Lewandowski nicht. Sein simples Credo lautete stets: "Lass Trump Trump sein."

Lässt sich Trump disziplinieren?

Die Entlassung von Lewandowski wird allgemein als Erfolg für Paul Manafort interpretiert. Der 67-jährige Manafort (hier ein SZ-Porträt) verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Wahlkampfmanager und war im April von Trump engagiert worden, um die Mehrheit der Delegierten zu sichern. Dies war die erste Entmachtung für Lewandowski gewesen und beide hatten sich wochenlang in einem Kleinkrieg verstrickt und einander blockiert.

Für jene Leute aus dem konservativen Establishment, die Trump widerwillig unterstützen und darauf hoffen, zumindest die Mehrheit im Senat zu verteidigen, gilt der Jurist als beste Hoffnung, Trump zu einem weniger polarisierenden Auftreten zu bewegen und Absprachen einzuhalten. Manafort war es auch, der Ende April ankündigte, Trump werde wie ein Staatsmann auftreten. Es kam bekanntlich anders - bereits vor dem Anschlag auf den Gay-Club in Orlando. Noch einen Tag vor dem Rauswurf von Lewandowski dachte Trump laut darüber nach, US-Muslime per "Racial Profiling" zu überwachen.

Seine Organisation könnte nun womöglich professioneller und in ihrer Struktur konventioneller werden, doch bisher gibt es keine Anzeichen, dass sich am Grundprinzip dieser Wahlkampf-Kampagne etwas ändert: Die einzige Person, auf die Donald Trump wirklich hört und deren Rat er ernst nimmt, heißt Donald Trump.

Linktipp: Ein aufschlussreiches Doppelporträt über Corey Lewandoswski und sein Idol Donald Trump erschien Ende März in der Washington Post.

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