US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Wo Amerika auf der Kippe steht

Wird New York bald von einem Schwulenhasser regiert? Was wird aus der einst mächtigsten Demokratin Nancy Pelosi? Und welche Chancen hat der Held der Tea Party? Die wichtigsten Duelle der US-Kongresswahlen. In Bildern.

1 / 16

Barbara Boxer Greets Voters One Day Before Election

Quelle: AFP

Wird New York bald von einem Schwulenhasser regiert? Was wird aus der einst mächtigen Demokratin Nancy Pelosi? Und welche Chancen hat der Held der Tea Party? Die wichtigsten Duelle der US-Kongresswahlen. In Bildern.

Senatswahl in Kalifornien: Carly Fiorina gegen Barbara Boxer

Kalifornien ist die große Hoffnung der Demokraten: Verteidigt die langjährige Amtsinhaberin Barbara Boxer ihr Mandat, könnte die Partei von Barack Obama den Verlust der Mehrheit im Senat vielleicht noch abwenden. Der Präsident machte sich im Wahlkampf persönlich für die Kandidatin stark - Boxer hatte allerdings auch jede Hilfe nötig. Die 69-Jährige war im Golden State seit ihrem Amtsantritt 1993 nie sonderlich beliebt, sie blieb politisch blass. Eine Arbeitslosenrate von 12,9 Prozent belastet ihren Wahlkampf. In der Vergangenheit profitierte Boxer von unbeholfenen oder finanziell schlecht ausgestatteten Konkurrenten und avancierte zu einem liberalen Schwergewicht im Senat. Diesmal jedoch ...

2 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Kalifornien: Carly Fiorina gegen Barbara Boxer

Carly Fiorina Visits Volunteer Phone Bank

Quelle: AFP

... steht ihr eine Republikanerin gegenüber, die über viel Geld und einen prominenten Namen verfügt: Carly Fiorina war bis 2005 Chefin von Hewlett-Packard, zu Zeiten des Internetbooms ein Star der Computerbranche. Allerdings entließ sie während ihrer Amtszeit 25.000 Menschen, gut zehn Prozent der gesamten Belegschaft, und sagte Sätze wie: "Kein Job ist mehr ein Gottesrecht in Amerika." Angesichts der Angst vieler Wähler vor dem Jobverlust ist das ein gefundenes Fressen für das Lager von Barbara Boxer. Hinzu kommt, dass sich Fiorina gegen Abtreibung und Einwanderung und für Ölbohrungen vor der Küste ausgesprochen hat - im liberalen Kalifornien sind das umstrittene Standpunkte. Laut der New York Times liegt die Demokratin Boxer in Wahlumfragen vorne. Fiorina gibt sich kämpferisch und verweist auf ihre überstandene Brustkrebserkrankung: "Nach der Chemotherapie macht mir Barbara Boxer eigentlich keine Angst mehr."

3 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Gouverneurswahl in Kalifornien: Meg Whitman gegen Jerry Brown

Meg Whitman, Rene Bingham

Quelle: AP

Spannend wird es im Rennen um die Nachfolge des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder antreten darf. Die republikanische Kandidatin Meg Whitman war zehn Jahre lang Chefin von Ebay, machte den Konzern groß und wurde dabei zur Milliardärin - keine schlechte Empfehlung in einem so überschuldeten Bundesstaat wie Kalifornien. 140 Millionen Dollar aus ihrem Privatvermögen hat Whitman in ihren Wahlkampf gesteckt. Ihr Gegner, der Demokrat ...

4 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Gouverneurswahl in Kalifornien: Meg Whitman gegen Jerry Brown

California Democratic gubernatorial candidate Jerry Brown speaks during a campaign rally in Oakland

Quelle: REUTERS

... Jerry Brown, legt hingegen Wert auf Sparsamkeit. Nur zehn Prozent von Whitmans Aufwendungen hat er investiert. Dafür hat Brown vor langer Zeit einen anderen Rekord aufgestellt: In den siebziger Jahren war er schon einmal kalifornischer Gouverneur - als jüngster Amtsinhaber im ganzen Land. Sollte er nun gewinnen, wäre Brown mit 72 Jahren der älteste Gouverneur in der Geschichte Kaliforniens.

5 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Gouverneurswahl in New York: Carl Paladino gegen Andrew Cuomo

Carl Paladino

Quelle: AP

Den größten Erfolg hat Carl Paladino schon hinter sich: Politisch aus dem nichts kommend, machte er sich zum Anführer der New Yorker Tea-Party-Bewegung und brachte genug Petitionsstimmen zusammen, um bei den republikanischen Vorwahlen Mitte September antreten zu können. Dort warf er den vermeintlichen Spitzenreiter Rick Lazio aus dem Rennen - und darf im drittbevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA nun gegen den Demokraten Andrew Cuomo antreten. Paladinos Motto ist ...

6 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Gouverneurswahl in New York: Carl Paladino gegen Andrew Cuomo

-

Quelle: AP

... so simpel wie eingängig: "Hi, I'm Carl and I'm angry." Dass er wütend ist, hat er im Wahlkampf bei vielen Gelegenheiten bewiesen: Etwa, als er davor warnte, Kinder an einer Schwulenparade teilnehmen zu lassen: "Ich finde es nicht richtig, wenn junge Mädchen zusehen müssen, wie sich erwachsene Männer aneinander reiben. Es ist ekelhaft." Paladinos Kampagnenmanager entgegnete Kritikern, der Wahlkampf in New York sei nun mal einer zwischen "Straßenkötern und Pudeln mit Stammbaum". Der "Pudel" ist in dem Fall der Demokrat Andrew Cuomo, derzeit Justizminister des Bundesstaats, der in Umfragen weit vorne liegt. Auch Cuomo ist allerdings in der Lage, deftige Sprüche zu klopfen. Auf die Frage nach seinem Rezept für die Beilegung der Haushaltskrise sagte er: "Ich habe die Eingeweide der Bestie eingehend untersucht und weiß, wie das zu bewerkstelligen ist."

7 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Wisconsin: Russ Feingold gegen Ron Johnson

Feingold And Johnson Debate In Milwaukee

Quelle: AFP

Demokrat Russ Feingold ist seit 18 Jahren im Senat. Er gilt als Querkopf und Urgestein der Linken. Seiner Wiederwahl war er sich stets sicher, da die Republikaner meist schwache Kandidaten gegen ihn aufstellten. Diesmal zu sicher, denn als Polit-Neuling und Selfmademan Ron Johnson auf der Bildfläche erschien und Millionenbeträge in Fernsehwerbung steckte, war Feingold überrumpelt.

8 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Wisconsin: Russ Feingold gegen Ron Johnson

Feingold And Johnson Debate In Milwaukee

Quelle: AFP

Johnson steht der Tea Party nahe. Er ist gegen einen starken Staat, hält die Klimaerwärmung für eine Lüge und findet, Schwule sollten nie und nimmer heiraten dürfen. Mit seinem aggressiven Wahlkampf brachte er den Langzeitsenator Feingold in Bedrängnis, der außer seiner Erfahrung wenig in die Waagschale wirft. Umfragen zufolge neigt sich das Pendel Richtung Johnson - Feingold muss seinem Senatssitz wohl Goodbye sagen.

9 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Nevada: Harry Reid gegen Sharron Angle

Wahlkampf in Las Vegas - Harry Reid

Quelle: dpa

Der derzeitige Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, ist bei seinen Wählern nicht besonders populär, Republikaner im ganzen Land porträtieren ihn als Hassfigur. In Nevada wollte die Grand Old Party außerdem den Unmut über Präsident Obama nutzen und die große Anzahl Wechselwähler, die 2008 demokratisch abstimmten, zurückgewinnen. So galt der 70-jährige Bürokrat Reid, der auch für seine Wutanfälle bekannt ist, eigentlich schon als abgeschrieben. Aber es kam anders.

10 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Nevada: Harry Reid gegen Sharron Angle

John McCain Joins Sharron Angle At Get Out The Vote Rally In Las Vegas

Quelle: AFP

Denn Sharron Angle wurde republikanische Kandidatin für den Senatorenposten. Die glühende Tea-Party-Aktivistin will Krankenversicherungen erlauben, nicht mehr für die Krebsvorsorge zu zahlen, plädiert für eine Abschaffung der staatlichen Rentenversicherung und strebt den Austritt der USA aus den Vereinten Nationen an. Das sind Ziele, die bei Wählern der Mitte nicht gut ankommen. Der Wahlausgang in Nevada ist wieder offen. Duelle wie Reid/Angle werden darüber entscheiden, ob das Engagement der Tea Party ein Segen für die Republikaner ist - oder ob Kandidaten wie Angle die Wähler dann doch eher abschrecken.

11 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Kentucky: Rand Paul gegen Jack Conway

Rand Paul Campaigns One Day Before Midterm Elections

Quelle: AFP

Aus diesem Grund interessiert auch der Wahlausgang in Kentucky, wo für die Republikaner Tea-Party-Gewächs Rand Paul im Rennen ist. Dieser will das amerikanische Erziehungsministerium lieber heute als morgen schließen - und die Zentralbank sowie die Steuerbehörde IRS gleich mit. Außerdem hält er die Bürgerrechtsgesetze aus den sechziger Jahren für einen unbefugten Eingriff des Staates. Damit hat Paul mit seinen Ansichten den Republikanern in Kentucky die Favoritenrolle genommen.

12 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Kentucky: Rand Paul gegen Jack Conway

Bill Clinton, Jack Conway

Quelle: AP

Doch auch sein Gegner macht Fehler. Dass sich Paul als frommer Christ geriert, inspirierte Demokrat Jack Conway (rechts, im Bild mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton) zu einem merkwürdigen Werbespot. Darin unterstellte er dem Republikaner, dieser bezeichne die Bibel als Schwindel. Nach einer Fernsehdebatte weigerte sich Paul daraufhin, Conway die Hand zu geben. Umfragen zufolge ist der Wahlausgang in Kentucky völlig offen.

13 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Florida: Marco Rubio gegen Charlie Crist

Charlie Crist Attends Swearing In Ceremony For Circuit Court Judge

Quelle: AFP

Wie viel Einfluss die rechtskonservative Tea-Party-Bewegung inzwischen hat, zeigt exemplarisch der Bundesstaat Florida. Hier ist aus dem klassischen Zweikampf zwischen Demokraten und Republikanern ein Duell zwischen einem Tea-Party-Kandidaten und einem ehemaligen Republikaner geworden. Demokrat Kendrick Meek hat nur noch Außenseiterchancen. Nachdem der republikanische Amtsinhaber Charlie Crist (im Bild) Sympathien für Barack Obamas Krisenmanagement gezeigt hatte, verlor er die republikanische Vorwahl - nun tritt Crist als Unabhängiger an. Für die Republikaner kandidiert ...

14 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Senatswahl in Florida: Marco Rubio gegen Charlie Crist

Marco Rubio

Quelle: AP

... an seiner Stelle einer der Stars der Tea-Party-Bewegung, der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses von Florida, Marco Rubio (hier bei einem Wahlkampftermin). Sollte Rubio tatsächlich gewählt werden - und alles andere wäre angesichts der jüngsten Umfrageergebnisse eine Überraschung -, könnte die Tea Party im Senat moderate Republikaner unter Druck setzen.

15 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Abgeordnetenhauswahl in Kalifornien: Nancy Pelosi gegen John Dennis

U.S. first lady Obama puts her arm around House Speaker Pelosi at a DCCC fundraiser in San Francisco

Quelle: Reuters

Sogar die mächtigste Demokratin im Kongess, Nancy Pelosi, musste dieses Mal um ihren Sitz im Repräsentantenhaus kämpfen. Seit bald zwei Jahrzehnten vertritt die Demokratin Pelosi (hier mit First Lady Michelle Obama) den achten Distrikt von Kalifornien im Repräsentantenhaus, seit 2006 ist sie Sprecherin des Repräsentantenhauses. Niemals holte sie weniger als 72 Prozent, niemals musste sie ihre Gegner ernsthaft fürchten. Doch in den vergangenen Wochen konnte ihr Gegner John Dennis nicht nur mehr Wahlkampfmittel anwerben, er erhielt auch mehr Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit als seine Vorgänger. Dass Dennis zwischendurch eine Chance auf einen Wahlsieg eingeräumt wurde, ist bezeichnend für den Zustand der Demokratischen Partei. Denn Nancy Pelosi ist eine der profiliertesten und angesehensten Figuren der Demokraten. Ihr Wahlkreis, der achte Distrikt von Kalifornien ist nicht nur der flächenmäßig kleinste der USA außerhalb von New York City, er gilt auch ...

16 / 16

US-Wahl: Die wichtigsten Entscheidungen:Abgeordnetenhauswahl in Kalifornien: Nancy Pelosi gegen John Dennis

San Francisco Baseball Fans Celebrate Giants World Series Win

Quelle: AFP

... als eine der verlässlichsten demokratischen Bastionen. Barack Obama holte hier bei den Präsidentschaftswahlen 85 Prozent der Stimmen. Aber Dennis (hier im Bild) ist kein typischer Republikaner. Der Immobilieninvestor tritt für die Legalisierung von Marihuana und für die Schwulenehe ein und er hält die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erweiterten Rechte für Polizei und Geheimdienste für einen Anschlag auf die Freiheitsrechte der Bürger. Ihr Amt als Sprecherin des Repräsentantenhauses wird Nancy Pelosi wohl verlieren, da Umfragen zufolge in der nächsten Legislaturperiode die Republikaner die Mehrheitsfraktion stellen. Den achten Distrikt hingegen wird sie aller Voraussicht nach weiterhin vertreten: John Dennis liegt in Umfragen inzwischen ein gutes Stück hinter der Demokratin.

© sueddeutsche.de/mikö/hild//bavo
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: