US-Wahl:Die Frau, die den künftigen Präsidenten gezähmt hat

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Kellyanne Conway führte Trumps Wahlkampagne zum Erfolg - und machte als Frau in der Politikberatung eine beispiellose Karriere. Schon wird über ihre künftige Rolle in Washington spekuliert.

Von Sacha Batthyany

Eine Woche vor der Wahl zeigte sich Kellyanne Conway, Donald Trumps Wahlkampfmanagerin, selbstkritisch. "Wir liegen hinten", sagte sie mit Blick auf die Umfragen. Vielleicht hätten sie ihre Botschaften nicht gut formuliert. Conway beschwerte sich, dass sich die Medien und die großen Stars wie Beyoncé fast geschlossen hinter Hillary Clinton stellen würden. Jetzt, nach Trumps Triumph, sind all diese Bedenken weggeblasen. Sieger haben bekanntlich alles richtig gemacht, und für sie, Kellyanne Conway, gilt das im Speziellen.

"Donald Trump hat gewonnen, weil die Amerikaner einen Wandel wollten", sagte sie in einem ihrer ersten Fernsehinterviews, nachdem die Resultate bekannt waren. Hillary Clinton habe einfach einen zu negativen Wahlkampf geführt, fügte sie hinzu. Was natürlich nicht den Tatsachen entspricht, aber was spielte das noch für eine Rolle?

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Jenen, die einen Erfolg nach Trumps Vorbild in Deutschland imitieren möchten, bietet sie das ideale Feindbild. Andere erhoffen sich von der Bundeskanzlerin Beruhigung - und eine erneute Kandidatur.

Kommentar von Nico Fried

Es scheint so, als ob sogar der Egomane Donald Trump weiß, wie viel er Conway zu verdanken hat. Auf der Bühne im Hilton Hotel mitten in Manhattan, wo er sich am frühen Mittwochmorgen von seinen Anhängern und Unterstützern feiern ließ, zeigte er immer wieder mit dem Finger auf sie, als wollte er sagen: Der Applaus gebührt ihr.

Conway, 49, ist die dritte Wahlkampfmanagerin von Donald Trump. Sie hat ihn gezähmt, so heißt es. Sie habe ihn aufgefordert, mehr vom Teleprompter abzulesen, mehr über soziale Themen zu sprechen, die bei Frauen besser ankommen und mehr für Minderheiten, Afroamerikaner und Latinos zu tun. Ähnlich wie Hope Hicks, Trumps Sprecherin, bügelte sie jeweils seine Patzer aus und stand den Medien auch während der großen Skandale um Donald Trumps Sex-Video mit einem Lächeln Rede und Antwort. "Wir wurden nicht angestellt, weil wir Frauen sind", sagten die beiden einmal in einem Interview. Aber natürlich half es Trumps Ansehen bei Wählerinnen, dass ihn Conway und Hicks in der Öffentlichkeit immer wieder verteidigten.

Conway gilt als Datenspezialistin. Sie beriet schon in der Vergangenheit republikanische Politiker wie den inzwischen verstorbenen Senator und kurzzeitigen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur 2008, Fred Thompson, den früheren Vizepräsidenten Dan Quayle oder auch Newt Gingrich. Dieser hatte sich vor vier Jahren selbst um die Präsidentschaftskandidatur bemüht, diesmal aber als einer der wenigen aus dem Partei-Establishment Donald Trump unterstützt - weshalb ihm nun ein Posten in dessen Regierungsmannschaft zufallen könnte.

Doch erst der Wahlkampf für Trump hat Conway landesweit bekannt gemacht. Conway, vierfache Mutter, Autorin eines Buches mit dem Titel "What Women Really Want - Was Frauen wirklich wollen", ist die erste Frau, die eine erfolgreiche Präsidentschaftskampagne führte. Mehr kann man als Politikberaterin im Zirkus Washington nicht erreichen.

Schon wird darüber spekuliert, ob sie in Donald Trumps zukünftigem Kabinett eine zentrale Rolle spielen wird. Auch David Axelrod, einst Wahlkampfmanager von Barack Obama und der Architekt von dessen Wahlsieg, wurde später Chefberater im Weißen Haus. Kellyanne Conway sagte: "Wenn ich gefragt werde und helfen kann: Ich stehe bereit."

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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