Süddeutsche Zeitung

US-Wahl:Die angeblichen Enthüllungen über Trump wiegen schwer

Ein direkter Draht in den Kreml, enge Wirtschaftsbeziehungen und ein Video mit Prostituierten: Über Donald Trump ist Material im Umlauf, das ihn sehr belasten könnte - wenn es denn echt ist.

Von Christian Gschwendtner und Deniz Aykanat

Ein Dossier über Donald Trump beschäftigt die USA, und schon das Zustandekommen des Dokuments erscheint kurios: Ein ehemaliger Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 soll im Auftrag von innerparteilichen Trump-Gegnern das Dossier über den designierten US-Präsidenten erstellt haben. Er beruft sich auf anonyme Quellen aus russischen Regierungskreisen und einen engen Trump-Mitarbeiter. Die US-Geheimdienste haben davon Wind bekommen und Trump über das womöglich belastende Material informiert, wie CNN berichtet. Die Seite Buzzfeed veröffentlichte das 35-seitige Memo am Dienstag. Seitdem schwelt in den USA eine Debatte, ob es richtig war, die nicht bestätigten Dokumente ungefiltert ins Netz zu stellen. Im Fokus stehen drei Vorwürfe, die in dem Dossier gegen Trump erhoben werden:

Zusammenarbeit mit der russischen Regierung

Trumps Team soll über Unterhändler während des Wahlkampfs fortwährend in engem Kontakt mit der russischen Regierung gestanden haben, heißt es in dem von Buzzfeed veröffentlichten Dossier. Als Quelle werden ein Angestellter im russischen Außenministerium und ein enger Trump-Mitarbeiter erwähnt. Letzterer organisierte angeblich Trumps Russlandreisen in der Vergangenheit. Beiden Quellen zufolge versorgte der Kreml Trump kontinuierlich mit kompromittierendem Material über seine demokratische Gegenkandidatin Hillary Clinton. Der Trump-Mitarbeiter wird mit der Aussage zitiert, dass die Informationen im Wahlkampf gegen Clinton "sehr hilfreich" gewesen seien.

Schenkt man dem Dossier weiter Glauben, dann gibt es die Zusammenarbeit zwischen Trump und der russischen Regierung bereits seit mindestens fünf Jahren. Angeblich soll Russlands Präsident Wladimir Putin nicht nur von der Kollaboration gewusst, sondern sie auch dirigiert haben. An die brisanten Informationen über die demokratische Präsidentschaftskandidatin Clinton sollen Russlands Geheimdienste demnach über abgehörte Telefongespräche gelangt seien.

Eine Akte zu Hillary Clinton soll beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB schon seit geraumer Zeit vorhanden gewesen sein. Sie stamme noch aus der Präsidentschaftszeit von Bill Clinton, heißt es in dem Papier. Ob und inwieweit Trump wirklich Zugang zu derlei Informationen hat oder hatte, ist nicht endgültig bewiesen.

Wirtschaftliche Verflechtungen mit Russland

Trump sollen außerdem lukrative Geschäfte in Russland angeboten worden sein, darunter zum Beispiel in der Immobilienbranche. Es soll sich um Objekte für die Fußball-WM 2018 in Russland gehandelt haben. Trump sei nie auf solche Angebote eingegangen, heißt es in den Dokumenten. Warum, sei nicht bekannt.

Außerdem soll der Chef des russischen Mineralölkonzerns Rosneft Trump Anteile an dem Konzern in Höhe von 19 Prozent angeboten haben. Diese sollte Trump angeblich erhalten, wenn er als späterer US-Präsident dafür sorgen würde, dass der Westen die Sanktionen gegen Russland aufhebt. In den Dokumenten auf Buzzfeed steht, Trumps früherer Berater Carter Page habe bestätigt, dass Trump die Sanktionen im Fall seines Wahlsiegs beenden wolle.

Brisantes Videomaterial

Heikel ist darüber hinaus der Vorwurf, wonach es Video-Material gibt, das Trump während eines Moskau-Besuchs 2013 im Umgang mit Prostituierten in einem Hotel zeigen soll. Der russische Geheimdienst soll heimlich gefilmt haben. Mit dem Ziel, für den Fall der Fälle ein Druckmittel gegen Trump in der Hand zu haben. Dass Trump tatsächlich schon bald Präsident sein würde, dürfte da noch niemand geahnt haben.

Sowohl Trump, als auch der Kreml haben die Echtheit des Dossiers bereits bestritten.

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