USA:Kandidat für rechts außen gesucht

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Führungsstärke zeigen in Fernost: Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, mit seiner Frau Casey Black in Tokio. (Foto: Kimimasa Mayama/AP)

Joe Bidens Ankündigung, für eine zweite Amtszeit als US-Präsident antreten zu wollen, setzt seine republikanischen Gegner unter Druck. Aber was tun sie? Der eine reist nach Japan. Und der andere bettelt um Geld.

Von Christian Zaschke, New York

Nachdem US-Präsident Joe Biden angekündigt hatte, dass er sich 2024 erneut zur Wahl stellen werde, dauerte es nicht lange, bis die E-Mail-Maschine seines Vorgängers und mutmaßlichen Rivalen Donald Trump ansprang. In immer neuen Nachrichten beschrieb er seinen Anhängern in düsteren Worten, wie das Land vor die Hunde gehen werde, weshalb es unabdingbar sei, dass sie ihm jetzt sofort Geld überwiesen. Im Gegenzug werde er das Land retten.

Auch an Humor versuchte sich Trump. Es gebe jetzt etwas, das noch mieser sei als warmes Bier. Nämlich? Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie da herzlich gelacht wurde in den Trump-affinen Haushalten über diesen äußerst originellen Vergleich. Etwas überraschend kam er insofern daher, als Trump keinen Alkohol trinkt, er also von den Vorzügen des kalten Biers gegenüber dem warmen keine persönliche Kenntnis hat. Eine Erörterung der Frage, warum gerade Herren in Trumps Alter ihr Bier durchaus gern etwas erwärmt trinken, würde an dieser Stelle zu weit führen.

Trump hat also nach Bidens Ankündigung einfach da weitergemacht, wo er vorher schon nicht aufgehört hatte: Er hat seine Anhänger um Geld angebettelt. Oder, etwas vornehmer ausgedrückt: Er hat sehr engagiertes Fundraising betrieben. Nebenbei fand er noch Zeit, ein, zwei verächtliche Kommentare über Ron DeSantis zu verlieren, den Gouverneur von Florida, der in Bezug auf die Präsidentschaftskandidatur zu seinem innerparteilichen Rivalen werden könnte. Dieser versuche "den Schmutzfleck von seiner scheiternden Kampagne" zu entfernen. Was damit gemeint sein könnte, ist nicht ganz klar. Das ist aber auch nicht so wichtig, es geht allein darum, dass die Basis regelmäßig hört, dass DeSantis nicht so gut ist, während er, Trump, besonders gut ist.

In Japan angekommen, ließ sich Ron DeSantis bei Fox News zuschalten

Der Angesprochene hat sein natürliches Habitat jüngst verlassen und sich auf eine Reise um den Globus begeben, die ihn über Japan und Südkorea nach Israel und Großbritannien führt. Das Ganze wird als "internationale Handelsmission" für Florida bezeichnet. Einer von DeSantis' Sprechern sagte, sein Boss zeige "weiterhin außergewöhnliche Führungsstärke, auch auf der Weltbühne". Da DeSantis über keinerlei außenpolitische Erfahrung verfügt, das von einem Präsidenten aber erwartet wird (zumindest war das so, bevor Trump die politische Bühne betrat), haben sie sich unter der ewigen Sonne Floridas offenbar überlegt, es könnte eine gute Idee sein, dass der Gouverneur mal ein bisschen rauskommt.

Mit das Erste, was er nach der Ankunft in Japan machte: Er ließ sich bei Fox News in die Sendung von Sean Hannity schalten. Womöglich hatte DeSantis Sorge, dass Amerika ihn schon nach einem Tag vergessen könnte, während er sich da draußen auf den Weiten der Weltbühne rumtreibt und Führungsstärke zeigt. Als Thema hatte sich DeSantis, wiewohl er in Japan weilte, China ausgesucht. "Sie zeigen ihre Muskeln, und die Tatsache, dass Biden auf der Weltbühne sehr schwach war, ermutigt sie noch mehr", sagte er.

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Bei einem Auftritt vor Wirtschaftsvertretern in Tokio teilte DeSantis seine Beobachtung, dass er keinerlei Müll auf den Straßen der Stadt gesehen habe. In Florida sehe es auch sehr gut aus, versicherte er seinen Gastgebern, "aber es gibt andere Staaten, andere Städte in anderen Teilen der Vereinigten Staaten, die da noch etwas lernen können". Man konnte den Eindruck gewinnen, dass DeSantis seinen Auftritt auf der Weltbühne vor allen dazu nutzte, das Publikum im heimischen Theater zu adressieren.

So erzählte er den japanischen Wirtschaftsvertretern auch von einer Stadt namens Chicago. Diese sei einst großartig gewesen, habe nun aber große Probleme. Woran das liege? Die Stadt habe kürzlich einen liberalen Bürgermeister gewählt.

Der Gouverneur von Florida versucht, sich rechts von Donald Trump positionieren

Mit dem Wort "liberal" würde man DeSantis sicherlich nicht beschreiben. Er hat kürzlich in Florida Abtreibungen nach der sechsten Woche verbieten lassen, obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Frauen nicht einmal wissen, dass sie schwanger sind. Gewissermaßen als Ausgleich hat er das verdeckte Tragen von Schusswaffen im Bundesstaat erlaubt. DeSantis hat beschlossen, sich rechts von Trump zu positionieren, obwohl da nicht sonderlich viel Platz ist.

Erwartungsgemäß interessierten sich auch die mitreisenden Reporter bestenfalls in zweiter Linie dafür, was bei der "internationalen Handelsmission" für Florida rausspringen könnte. Es dauerte also nicht lang bis zur unvermeidlichen Frage: "Gouverneur, die Umfragen zeigen, dass Sie hinter Trump zurückfallen. Was sagen sie dazu?", erkundigte sich ein Reporter. Man sah DeSantis an, dass er sich das doch anders vorgestellt hatte auf der Weltbühne. "Ich bin kein Kandidat", sagte er, "also werden wir sehen, ob und wann sich das ändert."

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Tatsächlich hat DeSantis seine Kandidatur noch nicht offiziell verkündet. Es gibt jedoch in den politischen Zirkeln keine Zweifel daran, dass er antreten will und wohl auch wird. Als mögliche Zeitpunkte werden Ende Mai oder Anfang Juni genannt. Manche der Großspender der Republikanischen Partei wollen nicht erneut mit Trump in eine Präsidentschaftswahl ziehen. Sie sehen DeSantis als einzige Alternative.

Während der Gouverneur in fernen Ländern unterwegs ist, kämpfen die Menschen daheim in Fort Lauderdale mit den Folgen einer historischen Überschwemmung. Womöglich hat auch der reisende DeSantis bereits bemerkt, dass es in vielerlei Hinsicht bessere Bilder produziert hätte, wenn er seine außergewöhnliche Führungskraft dort gezeigt hätte statt auf der Weltbühne.

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