Süddeutsche Zeitung

US-Wahl 2016:Welche Trump-Cheerleader es ins Kabinett schaffen könnten

Der Republikaner trat "gegen die Eliten" an. In der Auswahl für sein Kabinett: loyale Polit-Freunde, Multimillionäre, Lobbyisten.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Loyalität ist für Donald Trump eine wichtige Eigenschaft: Nur ungern lässt er jemanden fallen, der ihn treu begleitet hat. Das zeigte sich, als sein damaliger Berater Corey Lewandowski im März eine Reporterin am Arm gerissen hatte, der Kandidat sich aber trotz großen Drucks weigerte, ihn zu entlassen.

Die Früchte ihrer Treue können nun Newt Gingrich, Rudy Giuliani oder sogar Chris Christie ernten. Als politische Auslaufmodelle gehandelt, erhalten sie nun womöglich Posten in einem Trump-Kabinett.

Christie bereitet bereits seit Monaten mit Jeff Sessions, Senator aus Alabama und erster Trump-Unterstützer aus diesem Kreis, den Übergang ins Weiße Haus vor. Der Gouverneur und ehemalige Bundesstaatsanwalt von New Jersey ist laut Politico nicht mehr der Favorit für das von ihm anvisierte Amt des Justizministers. Jüngst waren zwei seiner Mitarbeiter wegen eines politischen Brückensperrungs-Skandals verurteilt worden.

Stattdessen ist Giuliani, ehemaliger Bundesstaatsanwalt in und Bürgermeister von New York, Favorit auf das Justizministerium. Er war in den vergangenen Wochen einer der prominentesten Trump-Cheerleader in den Medien. Christie wiederum könnte das Heimatschutzministerium erhalten, zu dessen Aufgaben der Grenzschutz gehört. Hier ist allerdings auch der afroamerikanische Hardliner-Sheriff und "Blue-Lives-Matter"-Enthusiast David Clarke aus Milwaukee im Gespräch.

Selbst John Bolton könnte ausgegraben werden

Jeff Sessions ist wiederum für das Verteidigungsministerium ein Favorit, hier sind allerdings mehrere Kandidaten in der Verlosung: Unter anderem Trumps Militärberater, der pensionierte Armee-General Michael T. Flynn, und Bush(II)-Sicherheitsberater Stephen Hadley, der eher ein Interventionsfreund ist.

Für das Außenministerium wäre der rechtskonservative Newt Gingrich ein Favorit, heißt es in mehreren Medien, aber auch George W. Bushs ehemaliger Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton. Bob Corker, Senator aus Tennessee und Vorsitzender des Außenausschusses im Senat, werden ebenfalls Chancen eingeräumt - er könnte aber auch das Pentagon übernehmen.

Der republikanische Parteichef Reince Priebus könnte mit dem Posten des "Chief of Staff", also des Stabschefs des Weißen Hauses, belohnt werden, dies wäre ein Friedensangebot an das Partei-Establishment. Allerdings ist auch Kampagnenmanagerin und Trump-"Übersetzerin" Kellyanne Conway im Gespräch.

Selbst Neurochirurg und Ex-Präsidentschaftskandidatenanwärter Ben Carson wird für einen Posten gehandelt - als Gesundheitsminister wäre er mit der möglichen Abwicklung der Obama-Gesundheitsreformen betraut, was durchaus Chaos-Potenzial hat. Er könnte auch das Bildungsministerium übernehmen, das allerdings auch abgeschafft werden könnte.

Als so gut wie sicher gilt, dass Steven Mnuchin Finanzminister wird. Der Goldman-Sachs-Banker zweiter Generation und Multimillionär war im Wahlkampf für das Spendensammeln verantwortlich. Mnuchin war mit seiner Bank OneWest nach der Immobilienkrise für die Hausräumungen von Senioren und Minderheiten bekannt, die ihre (von OneWest zum Spottpreis übernommenen) Kredite nicht mehr bezahlen konnten.

Die Personalie Mnuchin symbolisiert Trumps Wunsch, im Zweifelsfall Außenseiter zu bevorzugen, die den politischen Betrieb nicht kennen. Das Innenministerium könnte deshalb mit einem Öl-Unternehmer besetzt werden, nämlich Forrest Lucas. Bislang tut sich die Kampagne dem Vernehmen nach schwer, für die Top-Jobs Frauen zu finden, heißt es auf Politico.

Auch an den Übergangsbeauftragten für die Bundesbehörden lässt sich eine politische Tendenz ablesen: Lobbyisten haben Energie und Umweltschutz fest in der Hand. Myron Ebell vom Anti-Klimawandel-Think-Tank Competitive Enterprise Institute wird die Übergangsphase der Umweltbehörde EPA übernehmen, die eigentlich Obamas Klimaziele durchsetzen sollte und die Trump eigentlich abschaffen wollte. Mike McKenna, Lobbyist für die Kohleindustrie, wird die Energiebehörde auf die Trump-Regierung vorbereiten.

Selbst der Sohn könnte Minister werden

In der Praxis sind die meisten US-Minister eher Behördenleiter, die den Anweisungen ihres Chefs folgen. Doch ob Donald Trump an solchen politischen Pflichten überhaupt Interesse hat, ist völlig unklar. Nach seinem Vorwahlsieg hieß es, er sehe sich eher als eine Art Aufsichtsrat, der seinem Vize die tägliche Arbeit überlassen werde. Deshalb gehen viele Beobachter davon aus, dass Mike Pence eine gewichtige Rolle zukommen könnte.

Auf der anderen Seite ist da noch die Trump-Familie: Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner war im Wahlkampf einer der wichtigsten Einflüsse auf den Kandidaten. Einerseits gilt es als unwahrscheinlich, dass er ein Regierungsamt bekleiden wird. Andererseits hat bereits Trump-Sohn Donald Jr. Interesse am Innenminister-Posten bekundet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3243055
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dayk
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.