Süddeutsche Zeitung

US-Wahl 2016:Jeb Bush will es wissen

  • Jeb Bush will ein spezielles Kommitee gründen, dass die Möglichkeiten seiner Kandidatur für die US-Wahl 2016 ausloten soll.
  • Bisher hatte sich der 61-Jährige vorsichtig über eine mögliche Kandidatur geäußert. Doch nun scheint die Lust auf dem Posten groß zu sein.
  • Bush gilt als Favorit in der republikanischen Partei.

Von David Hesse, Washington

Am Dienstag hat der Sohn des 41. und zugleich Bruder des 43. Präsidenten der USA via Facebook bekanntgegeben, er könne sich vorstellen, Nummer 45 zu werden. Er habe beschlossen, "die Möglichkeit einer Kandidatur" für das Weiße Haus im Jahr 2016 "aktiv auszuloten", erklärte Jeb Bush. Dies nach Gesprächen im Kreise seiner Familie - und in vollem Bewusstsein, dass die Nation eine "starke Führung" brauche, um die Zukunft zu meistern.

Das ist zwar noch keine definitive Ankündigung, aber nahe dran. Im Januar wird Bush, 61, der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Florida, ein Political Action Committee gründen, das seine Aussichten und die Erwartungen der Wähler prüfen soll. Er werde den Kontakt suchen zur Bevölkerung, schreibt Bush: "Ich hoffe, viele von euch in den kommenden Monaten besuchen zu können und mit euch über eine Wiederherstellung des amerikanischen Versprechens zu reden."

Die Lust auf den Posten scheint die Bedenken aufzuwiegen

Der politisch geladene Festtagsgruß markiert einen Wendepunkt. Bisher hatte sich George W.s jüngerer Bruder Jeb stets vorsichtig gezeigt. Die scheinbar unvermeidliche Schlammschlacht eines fast zweijährigen Wahlkampfs schien ihn zu schrecken. Für ihn sei entscheidend, ob eine Kandidatur "freudvoll" möglich sei, sagte Jeb wiederholt. Das Land habe Anrecht auf etwas positive Politenergie.

Nun scheint die Lust auf den Posten die Bedenken aufzuwiegen. Auch eine Warnung der eigenen Mutter Barbara scheint Jeb Bush in den Wind zu schlagen; die Matriarchin hatte vielen Amerikanern aus dem Herzen gesprochen, als sie erklärt hatte, zwei Bushs seien wohl genug. Der Fernsehsender CNN berichtet, Jeb mache sich fit für den langen Marsch nach Washington, er habe sieben Kilo abgespeckt. Schon am Sonntag hatte er angekündigt, 250 000 alte E-Mails aus seiner Zeit in Florida öffentlich zu machen - im Sinne der vollen Transparenz. Ebenfalls ein klares Indiz für eine Kandidatur.

Duell: Bush gegen Clinton

Wenn er antritt, dann als Favorit. In Wählerumfragen führt Bush das Feld der möglichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten derzeit meist an. Als Mann des konservativen Establishments überflügelt er weniger bekannte Figuren wie John Kasich aus Ohio und Rick Snyder aus Michigan. Der einstige Topanwärter Chris Christie gilt nach einem Skandal in seinem Heimatstaat New Jersey als beschädigt. Allerdings speckt auch er derzeit heftig ab und scheint wild entschlossen zu sein anzutreten.

Blieben noch der unkonventionell-freiheitliche Senator Rand Paul und die Rechtsausleger Ted Cruz und Rick Santorum. Auch Mitt Romney taucht immer wieder in Ranglisten auf - er will allerdings auf keinen Fall ein drittes Mal antreten. Sollte Jeb Bush alle diese Gegner freudvoll aus dem Rennen werfen, so wäre der Weg frei für das Duell der Wiedergänger: Bush gegen Clinton.

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Quelle:
SZ vom 17.12.2014/anri
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