US-Vorwahlen in Indiana und North Carolina:Hoffen auf das "Entscheidungsspiel"

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Die Vorwahlen in den US-Bundesstaaten Indiana und North Carolina haben vor wenigen Stunden begonnen. Wieder einmal könnte das Ergebnis das Duell zwischen den demokratischen Bewerbern Clinton und Obama entscheiden. Aber nicht unbedingt: drei mögliche Szenarien für den Wahlausgang.

Im Duell zwischen Hillary Clinton und Barack Obama um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten in den USA haben am Dienstag die Abstimmungen in den Bundesstaaten North Carolina und Indiana begonnen. Mit ersten Ergebnissen wird nach Schließung der Wahllokale um zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit gerechnet. Die Resultate finden Sie aktuell auf sueddeutsche.de .

Ein Wahlaufruf von Obamas Team (Foto: Foto: AFP)

In den beiden Bundesstaaten geht es insgesamt um 187 Delegierte für den demokratischen Nominierungsparteitag, das ist die größte Delegiertenanzahl aller verbleibender Vorwahlen. Außerdem gibt es mathematische, demographische und politische Gründe, warum die beiden Staaten den Ausschlag geben könnten.

So sind die Demokraten der Vorwahlen müde, sie wollen endlich eine Entscheidung und sich auf den Gegner, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, konzentrieren. Sollte sich mit dem Wahlausgang also eine Tendenz in die eine oder andere Richtung abzeichnen, wird der Druck auf den jeweiligen Kandidaten immens, sich aus dem Rennen zurückzuziehen.

Szenario 1: Jeder gewinnt einen Staat.

Im schlimmsten Fall aber geht der Kampf um die Kandidatur der Demokraten am Mittwoch einfach nur in eine neue, weitere, ermüdende Runde. Dann nämlich, wenn sich Hillary Clinton und Barack Obama die Siege aufteilen: Clinton gewinnt im vom Strukturwandel stark betroffenen Indiana und Obama fährt in North Carolina, das einen hohen Anteil schwarzer Wähler besitzt, den Sieg ein.

Doch ist dieses Szenario das wahrscheinlichste. Umfragen zufolge liegt Obama in North Carolina leicht vorne, in Indiana zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Ein Sieg für jeden würde bedeuten, dass vor dem Ende der Vorwahlsaison im Juni kein Kandidat feststeht, möglicherweise wird sogar erst auf dem Parteitag der Demokraten im August entschieden, wer ins Rennen um das Weiße Haus ziehen darf.

Ein Albtraum-Szenario für alle Beteiligten, die sich langsam fühlen müssen, als wären sie in einer Zeitschleife gefangen. Daher verwundert es nicht, dass beide Kandidaten die Vorwahlen zum "Entscheidungsspiel" hochjubeln und alle Reserven mobilisiert haben, in der Hoffnung, dem Gegner oder der Gegnerin mit einem Doppelsieg in Indiana und North Carolina den Todesstoß zu versetzen.

Die New York Times hat analysiert, ob und wie das funktionieren könnte:

Szenario 2: Hillary Clinton gewinnt beide Staaten.

Eine Niederlage Obamas in Indiana wäre mit den Ergebnissen aus Ohio und Pennsylvania ein weiterer Beleg dafür, dass der Senator aus Illinois keine Anziehungskraft auf sogenannte "Blue Collar"-Wähler entfaltet - weiße Wähler aus dem Arbeitermilieu, die vom Strukturwandel in den USA besonders betroffen sind.

Sollte Clinton dann auch in North Carolina einen Sieg einfahren, würde das bedeuten, dass Obamas Rückhalt bei den schwarzen Wählern schwindet. Dem Streit um die rassistischen Äußerungen seines Pastors Jeremiah Wright würde die Schuld daran gegeben werden und Obama befände sich erneut in einer unseligen Debatte um Rassismus und Patriotismus.

All dies könnte bei den Superdelegierten den Eindruck hervorrufen, dass vielleicht doch Hillary Clinton bessere Chancen gegen Senator John McCain hat.

Szenario 3: Obama gewinnt North Carolina und Indiana.

Dieser Ausgang würde - logischerweise - genau das Gegenteil bedeuten. Ein Doppelsieger Obama würde beweisen, dass im die Debatte um seinen Pastor und um seine Hautfarbe auch beim zweiten Aufwärmen nicht geschadet hat und dass er den Vorwürfen wegen mangelndem Patriotismus souverän begegnet ist.

Für Clintons Kandidatur, so analysiert es die New York Times, würde ein hoher zweifacher Sieg ihres Kontrahenten das endgültige Aus bedeuten. Die Senatorin selbst ließ jedoch im Vorfeld bereits verkünden, sie werde in jedem Fall im Rennen bleiben.

Ein gutes Argument dafür hätte sie nach zwei weiteren Siegen ihres Konkurrenten jedoch nicht mehr: Barack Obama hat bisher mehr Delegiertenstimmen, er hat mehr Staaten gewonnen und er führt auch bei der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen.

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