US-Vorwahl:Trump und Sanders gewinnen in Michigan

  • Der Republikaner Donald Trump stärkt mit Siegen in Michigan, Mississippi und Hawaii seine Favoritenrolle, während der Establishment-Kandidat Marco Rubio enttäuscht.
  • Bei den Demokraten siegt Bernie Sanders überraschend im von Industrie gesprägten Michigan - nach Texas ist dies der bisher bevölkerungsreichste Staat, in dem eine Vorwahl stattfindet.
  • Sanders und Trump sind die Kandidaten, die sich am klarsten gegen Freihandel aussprechen und die Wut der US-Arbeiter artikulieren.

Von Matthias Kolb, Washington

Donald Trump hat drei der vier Vorwahlen der Republikaner am Dienstag gewonnen. In Mississippi erhält der Milliardär 50 Prozent, der zweitplatzierte Ted Cruz kommt auf 34 Prozent. Trump wird auch die meisten der 147 Delegierten, die in Michigan zu gewinnen sind, erhalten, wo etwa 37 Prozent für ihn votieren. Ted Cruz aus Texas und Ohios Gouverneur Kasich kämpfen um Platz zwei. Nach Prognosen der Sender Fox News und CNN setzte Trump sich auch in Hawaii durch. In Idaho feiert Ted Cruz einen Sieg.

Bei den Demokraten wurde nur in Michigan und Mississippi abgestimmt. Ex-Außenministerin Hillary Clinton feiert im Südstaat Mississippi einen deutlichen Erfolg, der auf ihrer Popularität bei Afroamerikanern basiert. Die 68-Jährige kommt auf 83 Prozent. Ihr Rivale Bernie Sanders schafft mit 50 Prozent einen Überraschungserfolg in Michigan - obwohl er in allen Umfragen zurücklag.

Das bedeuten die Ergebnisse der Republikaner

Seit mindestens einer Woche wird Donald Trump nicht nur von seinen drei Rivalen Cruz, Kasich und Rubio attackiert: Das konservative Establishment - etwa Mitt Romney und John McCain - warnt mit deutlichen Worten vor dem "Betrüger" Trump.

Den Wählern scheint dies aber egal zu sein: Trump festigt mit seinem 13. und 14. Sieg seinen Ruf als eindeutiger Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Und der äußerst wirtschaftsfreundlichen konservativen Elite dürfte noch etwas Sorgen bereiten: Trumps Sieg in Michigan, wo die Autoindustrie stark vertreten ist, erklärt sich auch durch dessen kritische Aussagen gegenüber Freihandel und dem geplanten TPP-Abkommen mit Pazifikstaaten.

Senator Marco Rubio, auf dem die Hoffnungen des Establishments ruhen, erlebt an diesem Abend ein weiteres Desaster: Er landet sowohl in Michigan als auch in Mississippi auf dem letzten Platz. Für John Kasich ist das gute Ergebnis in Michigan ein Lichtblick. Michigan ist ebenso wie sein Heimatstaat Ohio von Industrie geprägt, und so kann Kasich auf ein gutes Ergebnis bei der primary in einer Woche hoffen. Der Hardliner Ted Cruz zeigt in Idaho, dass er bei ultrakonservativen Wählern weiter sehr beliebt ist.

Wieso Sanders' Resultat in Michigan überrascht

Clintons Erfolg in Mississippi ist erwartbar: 60 Prozent der demokratischen Wähler dort sind Afroamerikaner und gerade in den Südstaaten unterstützt eine überwältigende Mehrheit die Ex-Außenministerin. Doch Sanders' gutes Ergebnis in Michigan ist eine große Überraschung - auch für den 74-Jährigen selbst, der am Abend eine improvisierte Pressekonferenz abhält. Erneut erhält er bei den unter 30-Jährigen 81 Prozent der Stimmen und ist unter weißen Wählern beliebter.

Mit 30 Prozent liegt der Anteil der Schwarzen in Michigan niedriger als im Süden - und Sanders kommt im Mittleren Westen besser an. Clinton erhält bei Afroamerikanern "nur" 70 Prozent und laut CNN herrscht in der Gruppe der Schwarzen unter 50 quasi Gleichstand. Und wer Freihandel befürwortet, dem wird das Ergebnis der demokratischen primary nicht gefallen: Sanders' Erfolg basiert auf seiner Botschaft, dass Abkommen wie Nafta oder der geplante TPP-Deal mit Pazifikstaaten den US-Arbeitern schaden.

Wie es weitergeht

Der Termin, auf den alle starren, bleibt der 15. März. An diesem Tag wird unter anderem in Florida und Ohio abgestimmt - und bei den Republikanern erhält der jeweilige Sieger auf einen Schlag 99 beziehungsweise 66 Delegierte. Wenn Marco Rubio und John Kasich in ihren Heimatstaaten siegen, dann sinken die Chancen, dass Trump mit der Mehrheit der Delegierten zum Parteitag in Cleveland fährt.

Und natürlich dauert es auch nicht mehr lange bis zu den nächsten TV-Debatten: Bernie Sanders und Hillary Clinton diskutieren am 9. März, während sich Trump, Cruz, Rubio und Kasich einen Tag später in Miami auf einer Bühne wiedersehen.

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