US-Vorwahl:Jeb Bush - in Würde gescheitert

Republican Presidential Candidate Jeb Bush Holds South Carolina Primary Night Gathering

In South Carolina verkündet Jeb Bush seinen Aussteig aus dem Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.

(Foto: AFP)

Jeb Bush ist aus dem US-Wahlkampf ausgestiegen. Der Rest der Vorwahlen ist ein Referendum darüber, ob sich die Republikaner endgültig dem xenophoben Milliardär Donald Trump unterwerfen.

Kommentar von Nicolas Richter

Jeb Bush ist in Würde gescheitert. Er hat immer gewusst, dass er durch die Hölle würde gehen müssen, um die republikanischen Vorwahlen zu gewinnen. Er hat immer gewusst, dass es für einen Kopfmenschen wie ihn brutal würde in der Tea-Party-Ära. Bush hat sich dieser Prüfung mit dem Ehrgeiz gestellt, sich treu zu bleiben. Er blieb sachlich, positiv, optimistisch in einer Partei, die sich nach Zerstörung sehnt, womöglich einschließlich der eigenen. Bush hetzte nicht gegen Minderheiten. Er erinnerte daran, dass die US-Präsidentschaft ein Amt ist, in dem man auch zuhören und ausgleichen muss. All dies ehrt den Politiker und Menschen Jeb Bush, auch wenn ihn seine Partei so hartnäckig ignoriert, dass er nun aufgegeben hat.

Der Rest der Vorwahlen ist nun ein Referendum darüber, ob sich die Republikaner endgültig dem xenophoben Milliardär Donald Trump unterwerfen oder ob sie noch einmal alle Energie und alle Vernunft mobilisieren und Trump verhindern. Trump wäre ein verheerender Kandidat für das Weiße Haus. Ja, er kann charmant sein, väterlich, unterhaltsam. Im Kern aber ist er ein rücksichtsloser Populist, Zyniker und Egozentriker, der Stimmung macht gegen Ausländer, Andersgläubige und Behinderte. Trump ist ein Mann, der mit Widerspruch und Niederlagen nur schwer umgehen kann. Dabei muss ein US-Präsident - trotz all seiner Macht - genau dies können.

Wenn die übrige Bewerberschar nicht schrumpft, gewinnt Trump

Bush ist gescheitert, weil er diesen Wettbewerb so gewinnen wollte, wie ihn sein Bruder George W. im Jahr 2000 gewonnen hat. Aber die Partei ist anders als damals, sie hasst den Filz in Washington, die ausufernden Staatsausgaben, die gefühlt unkontrollierte Einwanderung. Die Parteispitze hat diese Stimmung geschürt, indem sie Präsident Barack Obama nichts anderes entgegensetzte als Nihilismus, indem sie jeden Kompromiss verteufelte und Nichtigkeiten zu Skandalen aufblies. Nun bekommt die Partei den Mann, der diesen geballten Zorn, das "Schnauze voll"-Gefühl verkörpert: Donald Trump. Die Partei hat Trump geradezu heraufbeschworen. Wenn die Republikaner aber schon so zuverlässig darin sind, eine destruktive Kraft zu sein und Gegner als schwach, gar unamerikanisch zu definieren, dann sollten sie dieses zweifelhafte Können jetzt gegen Trump wenden.

Es ist nicht zu spät, sich auf die Werte dieser einst so stolzen Partei zu besinnen, die sich "Grand Old Party" nennt und deren größter Präsident Abraham Lincoln war, ein Verfechter der Menschenwürde. Lässt man den rechten Ideologen Ted Cruz einmal beiseite, bleibt als glaubwürdige Alternative zu Trump nur der kubanischstämmige Senator Marco Rubio. Die Parteispitze, die Spender, die Wortführer im Parlament, die Gouverneure, sie alle müssen sich nun dringend hinter ihn stellen. Alle anderen Kandidaten müssen aufgeben. Wenn die übrige Bewerberschar nicht schnell schrumpft, wird Trump gewinnen.

Rubio wiederum, der bisher den Zorn Trumps zu fürchten schien (oder den seiner Wähler), muss den Milliardär endlich frontal angreifen. Er und seine Partei müssen Trumps Schwächen und Widersprüche offenlegen, seine Misserfolge als Geschäftsmann, seine Wendehalsigkeit, seine Unbeliebtheit unter den besser Gebildeten, den Wechselwählern, den Minderheiten, die ihn unsympathisch, lächerlich und herzlos finden.

Die Zeit der Illusionen jedenfalls ist vorbei. Trump ist der Favorit, seine Gefolgschaft echt. Wenn eines Tages die Geschichte der Obama-Jahre geschrieben wird, dann werden die Republikaner vor allem wegen ihrer destruktiven Energie in Erinnerung bleiben. Immerhin könnten sie sich damit noch einen Verdienst erwerben: Die Partei des "Nein" muss diese Energie gegen Donald Trump richten. Sie könnte damit ihre Würde zurückgewinnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: