Die Worte von Corey Lewandowski ließen keinen Zweifel zu. "Ich habe Sie nie angefasst. Im Übrigen kenne ich Sie gar nicht", teilte der 42-jährige Wahlkampfmanager von Donald Trump der Reporterin Michelle Fields via Twitter mit. Diese wirft Lewandowski vor, sie am 8. März nach einer Trump-Pressekonferenz in Florida gepackt und rabiat von dem Präsidentschaftskandidaten weggezogen zu haben.
Dieser Streit, der seit Wochen die US-Medienszene beschäftigt, wird nun vor Gericht geklärt: Lewandowski ist wegen Körperverletzung angeklagt worden; der Prozess beginnt am 4. Mai. Am Dienstagmorgen erschien der 42-jährige Lewandowski freiwillig in Florida bei der Polizei, um eine Verhaftung zu verhindern. Nachdem er seine Aussage gemacht hatte, durfte er wieder gehen; das übliche Verbrecherfoto (mug shot) wurde nicht angefertigt.
Bei Twitter wird nun erbittert gestritten, ob dieses Am-Arm-Ziehen ein "Angriff" war, der als Körperverletzung gewertet werden kann oder nicht (Fields hat ein Bild ihres Unterarms veröffentlicht, das blaue Flecken zeigt). Sonderlich brutal wirkt der Vorfall nicht, aber eines ist unbestreitbar: Lewandowski hat gelogen, weil die von der Polizei veröffentlichen Aufnahmen eindeutig zeigen, dass er Fields berührt hat. Die Videos stammen übrigens von Sicherheitskameras aus einem von Trumps Anwesen.
Und wie reagiert Donald Trump, der Favorit der Republikaner auf die Präsidentschaftskandidatur? Er kündigt an, eine Anklage gegen Reporterin Fields zu prüfen, da diese ihn angegriffen habe und zweifelt deren Version an: "Warum hat sie nicht aufgeschrien, wenn es so schlimm war?" Der Republikaner verteidigt Lewandowski (mehr über dessen Rolle in diesem SZ-Text) und bezeichnet ihn in einem Statement als "unschuldig". Lewandowski sei ein "anständiger Mann", den er nicht entlassen werde (dabei war "you're fired" der Standard-Spruch in Trumps Reality-Show The Apprentice).
Wie Donald Trump über "politische Korrektheit" schimpft
Dass Wahlkampf-Mitarbeiter von US-Präsidentschaftskandidaten schon wegen viel geringerer Vergehen entlassen wurden (etwa Ted Cruz' Berater Rick Tyler wegen eines falschen Retweets), erstaunt nicht nur die Washington Post: "Dies ist ein extremes Beispiel von Trumps Wahlkampfstil, der nur auf einer Idee zu basieren scheint: In der Politik ist es ein Fehler, sich zu entschuldigen." Üblicherweise würde ein Top-Berater wie Lewandowski zumindest seinen Rücktritt anbieten, um Negativ-Berichte über seinen Chef zu verhindern - doch "Trump 2016" ist keine normale Wahlkampfkampagne.
Die Details dieses Falls sind nicht entscheidend und vieles spricht dafür, dass auch diese Episode die Treue der Trump-Anhänger nicht ins Wanken bringen wird. Aber nach dem Twitter-Duell zwischen Trump und Cruz über ihre Ehefrauen, deren Aussehen und angebliche Untreue gleicht der Auswahlprozess der Konservativen weiterhin einer Schlammschlacht.
Bei CNN wiederholt Trump am Abend diese Version und unterstellt Fields ("Sie ist doch kein Baby"), nur nach Aufmerksamkeit zu suchen. Es wäre "politisch korrekt", den Wahlkampfmanager zu feuern - und deswegen werde er das nicht tun, sagt Trump. Man solle lieber über Themen reden, tönt der Republikaner: Etwa, dass die IS-Miliz Leute köpfe. Es wäre ihm "ein Leichtes", das Leben der Reporterin "zu ruinieren", doch er werde das nicht tun.