US-Vorwahl der Republikaner:Wieso die Treue zu Trump oft keine Grenzen kennt

Gerade in Pennsylvania sind die Regularien besonders seltsam. Sieger Trump erhält 17 Delegierte, die übrigen 54 (je drei pro Wahlbezirk) sind ungebunden. "Früher hat dies niemand interessiert, weil die Kandidaten längst feststanden, als wir abgestimmt haben", sagt Steve Johansen. Der 34-Jährige hat quasi im Alleingang ein Trump-Wahlkampf-Büro in Harrisburg aufgebau. Wer nach Aufklebern fragt, bekommt gleich einen Zettel in die Hand gedrückt, welche Delegierten sich zu Trump bekennen.

Johansen ist Immobilienmakler und bewundert Trump für dessen geschäftlichen Erfolg. Im Oktober gründete er eine geschlossene Facebook-Gruppe "Make America Great", um ungestört diskutieren zu können: "Alles ist so polarisiert, ein Kommentar zu Trump und Freunde oder Kunden sind sauer." Mittlerweile hat die Facebook-Gruppe mehr als 1000 Mitglieder und fast alle teilen Johansens Meinung: Die Abgeordneten in Washington ignorieren die Normalbürger.

US-Vorwahl der Republikaner: Trump-Fan Steve Johansen im Wahlkampf-Büro in Harrisburg, das er aufgebaut hat.

Trump-Fan Steve Johansen im Wahlkampf-Büro in Harrisburg, das er aufgebaut hat.

(Foto: Matthias Kolb)

"Die reichen Manager, die sind gut versorgt. Wer vom Staat abhängig ist, dem geht es auch gut. Aber der normale Arbeiter, der täglich aufsteht, dem geht es jeden Tag schlechter", sagt Johansen. Von den Republikanern ist er bitter enttäuscht: "Sie haben die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus, aber verbessert haben sie nichts." Die US-Bürger warteten auf einen Außenseiter: "Wir sollten ihm eine Chance geben, zumindest für eine Amtszeit."

Während andere Trump-Fans wie Karen ("Er sagt genau, was ich immer gedacht habe") fast wie Anhänger eines Kults wirken, klingt Steve Johansen differenzierter. Er schwärmt davon, wie Trump die Medien dazu bringe, seit Monaten nur über ihn zu berichten. Gleichzeitig wundert sich der 34-Jährige, mit welchen Aussagen Trump durchkomme: "Wir haben ein Problem mit unseren Grenzen, aber es war falsch, alle Muslime als Bedrohung zu bezeichnen. Die große Mehrheit von ihnen sind großartige Leute." Die Mauer zu Mexiko findet Johansen wichtig, aber er rechnet nicht damit, dass ein Präsident Donald elf Millionen illegale Einwanderer ausweisen kann.

Einwanderer und "Political Correctness" als Feindbilder

Für andere Fans ist Trumps harte Haltung entscheidend. Sie betonen zwar, dass sie nichts gegen "legale Einwanderung" haben oder erinnern an ihre Familiengeschichte ("meine Familie kommt aus Polen"), doch als Bereicherung empfinden sie Einwanderer offenbar nicht. Sie schimpfen wie Noreen Shenk über Political Correctness: "Die Leute sollen nicht so empfindlich sein und unbequeme Meinungen haben. Es braucht halt Rückgrat."

Für seine Fans ist Trumps Kandidatur ein Symbol dafür, dass sich die Politiker in Washington künftig mehr für sie interessieren und es ihnen und ihren Familien künftig besser gehen soll - und die Ekstase bei den Veranstaltungen des Milliardärs erklärt sich auch daraus, diese Meinung endlich offen vertreten zu dürfen (mehr beim New York Times Magazine).

Egal wie die kommenden Wochen und Monate verlaufen: Es ist kaum vorstellbar, dass die Verehrung der Zehntausenden Trump-Fans bald nachlässt. Ihm sei es eigentlich egal, ob die Republikaner Trumps Kandidatur unterstützen, sagt John Hopkin. "Wenn Mister Trump sich entscheidet, allein anzutreten, dann werden wir ihm folgen."

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