US-Republikaner:Trump stiehlt seinem Vize die Show

Lesezeit: 3 Min.

Der dominante Mann auf der Bühne ist auch zu diesem speziellen Termin Donald Trump. (Foto: AFP)

Die Amerikaner sollen Mike Pence kennenlernen, das ist das Ziel der Pressekonferenz. Doch seltsamerweise redet Donald Trump kaum über den Gouverneur aus Indiana.

Von Matthias Kolb, Washington

Eines muss man Donald Trump lassen: Er ist oft außergewöhnlich ehrlich. "Ein wichtiger Grund, wieso ich mich für Mike Pence entschieden habe, ist die Einheit der Partei. Viele Leute haben betont: Es geht um die Einheit der Partei, weil ich ein Außenseiter bin. Aber ich will kein Außenseiter sein", sagt er im Trump Tower, wo er seinen Vize vorstellen will.

Mit Indianas Gouverneur Mike Pence hat der Immobilien-Mogul einen Mann gewählt, der unter den sozialkonservativen Republikanern hohes Ansehen genießt und viel Erfahrung im Washingtoner Politbetrieb mitbringt. Pence gilt als diszipliniert und der Ex-Talkradio-Moderator bleibt besser on message als die kontroverseren Ego-Politiker Chris Christie und Newt Gingrich. Trump geht also auf Nummer sicher und scheut ausnahmsweise das Risiko.

Doch das bedeutet keineswegs, dass der Milliardär pünktlich zum Parteitag in Cleveland nun selbst konventioneller wird. Die wegen des Anschlags in Nizza verschobene Pressekonferenz zur Präsentation seines running mate verläuft bizarr. Sinn und Zweck der Veranstaltung sind klar: Die US-Wähler sollen mehr über Mike Pence erfahren, denn außerhalb Indianas und der Politzirkel in DC ist der 57-Jährige quasi unbekannt.

US-Republikaner
:Was für Donald Trump beim Parteitag auf dem Spiel steht

Der Druck vor der großen Show in Cleveland ist groß: Sponsoren und Parteigrößen sagen ab, ein antisemitischer Tweet wirft Fragen auf. Helfen sollen Trump seine Kinder - und vielleicht ein Box-Promoter.

Von Matthias Kolb, Washington

Doch bis der sechsfache Vater von Trump auf die Bühne gebeten wird, vergehen 28 lange Minuten, in denen der Milliardär die "Lügnerin" Hillary Clinton attackiert ("verantwortlich für Chaos in Nahost"), sich selbst und einen Ex-Basketball-Trainer anpreist sowie die Medien als "unehrlich" beschimpft. Zum Anschlag in Nizza und dem Putschversuch in der Türkei äußert sich der Republikaner gewohnt vage. Der Auftritt wäre classic Trump (also kurzweilig), wenn er nicht immer wieder "Aber reden wir von Mike Pence" rufen würde - nur um dann wieder abzudriften. Bei Twitter fragt man sich schon, ob Trump womöglich Zeit überbrücken muss, weil Pence noch nicht im Gebäude ist - doch ein PR-Mann der Republikaner postet Fotos des wartenden Gouverneurs.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Trump hält ein ausgedrucktes Manuskript in den Händen und man sieht immer wieder, wie er nach einem Gedankensprung wieder bei Pence ankommt. Obwohl er diesen aus strategischen Gründen ausgewählt hat, verteilt er ein paar Nettigkeiten: Pence sei ein "Mann voller Ehrgefühl, Charakter und Ehrlichkeit" und habe eine tolle Familie. Pence werde für die Amerikaner kämpfen, sagt Trump und lobt den wirtschaftlichen Erfolg Indianas ( dass die Arbeitslosigkeit dort höher ist als im Landesschnitt, kümmert sicher nur Journalisten).

Auftritt von Pence: Aggressiv, erwartbar, glaubwürdig

Bevor Pence ans Mikro tritt, sind Trump und sein running mate laut Washington Post genau sechs Sekunden zusammen auf der Bühne (ein Handschlag und ein Schulterklopfen von Trump) - auch das ist ungewöhnlich. Wenn der Milliardär mit Pence ein Team bilden will, warum bleibt er nicht hinter ihm stehen (Hillary Clinton tat das bei ihren Auftritten mit Präsident Obama, Bernie Sanders und Elizabeth Warren)?

Der 57-Jährige liefert in seiner zwölf Minuten langen Rede das erwartbare Programm: Die Demokratin Clinton sei ungeeignet fürs Weiße Haus und symbolisiere das "gescheiterte Washingtoner Establishment". Nur Trump könne Amerika "sicher und reich" machen und zu alter Größe zurückführen. Den Milliardär vergleicht er mit dem legendären Ronald Reagan - ein höheres Lob ist für Republikaner kaum möglich.

Sich selbst stellt der überzeugte Christ mit seinem Lieblingsspruch vor: Er sei ein einfacher Kerl und "ein Christ, ein Konservativer und ein Republikaner, in dieser Reihenfolge". Pence wirkt sehr glaubwürdig - er liefert ein Standard- Fox-News-Programm. Er dankt Gott und seiner Familie für die Unterstützung, ruft die Konservativen zu Geschlossenheit auf, und dann ist alles schon wieder vorbei ( mehr über Pence erfahren Sie in diesem Porträt von Hubert Wetzel).

US-Wahl
:Dieser Mann soll Donald Trump zur Präsidentschaft verhelfen

Mike Pence kandidiert für das Amt des US-Vizepräsident. Der Gouverneur von Indiana ist in mancher Hinsicht das genaue Gegenteil Trumps.

Von Hubert Wetzel

Pence könnte Trumps Image bei Wählerinnen beschädigen

In den nächsten Tagen, wenn der Parteitag in Cleveland abgehalten wird, werden die Wähler mehr über Mike Pence erfahren. Er wird am Mittwochabend eine große Rede halten - wohl mit dem Ziel, das Image von Donald Trump unter konservativen und besonders religiösen Amerikanern zu verbessern. Gewiss: Letztlich wird der VP nicht entscheiden, ob Trump der 45. US-Präsident wird - der 70-Jährige ist so kontrovers und löst von Hass bis Verehrung so starke Gefühle aus, dass Pence keine enorm wichtige Rolle spielt.

Doch kaum hatte Trump nach viel Hin und Her und tagelangen Spekulation offiziell (natürlich per Twitter) verkündet, dass sein running mate Mike Pence heißt, haben die Demokraten und Unterstützer von Hillary Clinton begonnen, ihn als Feind von Frauen und Homosexuellen zu charakterisieren. Denn der überzeugte Christ vertritt Hardliner-Positionen: Abtreibung ist ebenso tabu wie die Homo-Ehe, und die Organisation Planned Parenthood soll kein Geld mehr vom Staat erhalten.

Tweets und Youtube-Videos hämmern nun den wahlentscheidenden Amerikanerinnen ein, dass die Republikaner weiter einen "Krieg gegen Frauen" führen. Dieses Image sitzt tief - und wer weiß, ob Trumps Berater diesen Eindruck beim Parteitag entkräften können.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: