Süddeutsche Zeitung

US-Republikaner suchen Obama-Herausforderer:Noch ein Sieg - Romney gewinnt Vorwahl in Nevada

Erst Florida, nun Nevada: Multimillionär Mitt Romney erhält auch im Wüstenstaat die meisten Stimmen der republikanischen Wähler. Newt Gingrich und Ron Paul ringen um den zweiten Platz. Rick Santorum wird nur Vierter. Eine lange Siegesfeier in Las Vegas wird es für Romney nicht geben.

Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts, hat Hochrechnungen zufolge die Vorwahl der US-Republikaner in Nevada klar gewonnen. Das berichteten mehrere TV-Sender kurz nach Schluss der Abstimmung. In Vorwahlen wollen die Republikaner entscheiden, wer bei den Präsidentenwahlen im November gegen Barack Obama antreten soll.

Unklar sei, wer auf den zweiten Platz komme, hieß es. Hier deute sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Newt Gingrich, dem früheren Sprecher des Repräsentantenhauses, und dem libertären Kongressabgeordneten Ron Paul an. Nach rund 45 Prozent der ausgezählten Stimmen gewinnt Romney nach Angaben der New York Times rund 43 Prozent der Stimmen. Gingrich käme demnach auf 26 Prozent, Paul auf rund 19 Prozent. Rick Santorum landet demnach mit 13 Prozent auf dem letzten Platz.

Gingrich kündigte an, seine Kandidatur aufrechtzuerhalten. "Ich werde nicht aussteigen", sagte er vor Journalisten. "Ich bin sogar recht zufrieden damit, wie wir dastehen." Romney ging dagegen bereits Präsident Barack Obama an: "Amerika braucht einen Präsidenten, der die Wirtschaft auf Vordermann bringen kann, weil er etwas von Wirtschaft versteht. Ich bin derjenige und ich werde es tun."

Die Abstimmung in Nevada war die fünfte Vorwahl des republikanischen Kandidatenwettbewerbs - und der erste Test im Westen der Vereinigten Staaten. Zugleich konnte Romney auf einen Heimvorteil der besonderen Art bauen: Dem Mormonen Romney würden allein die Stimmen seiner Glaubensbrüder zum Sieg verhelfen, hatte die Washington Post im Vorfeld berichtet. Zwar sind nur rund sieben Prozent der Bevölkerung in Nevada Mormonen, aber sie nehmen besonders eifrig an den Republikaner-Vorwahlen teil.

Vor vier Jahren, als sich der Multimillionär bereits erfolglos um die Kandidatur bemüht hatte, bekannten sich gut ein Viertel der Caucus-Teilnehmer zu der christlichen Glaubensgemeinschaft - und diese stimmten dann zu 95 Prozent für ihren Glaubensbruder Romney. 2008 hatte Romney 51 Prozent der Stimmen erhalten. "Mitt Romneys Gegner haben in Wirklichkeit in Nevada niemals eine echte Chance gehabt", hieß es in der Washington Post. Es sei praktisch unmöglich, in Nevada gegen Romney zu gewinnen. In Nevada geht es um 28 Wahlmännerstimmen für den Nominierungsparteitag Ende August in Tampa, die proportional nach dem Ergebnis verteilt werden.

Bereits am Dienstag hatte der Ex-Gouverneur von Massachusetts einen klaren Sieg in Florida eingefahren und Gingrich praktisch deklassiert. Romney gilt auch landesweiten Umfragen als klarer Favorit. Die meisten Republikaner meinen überdies, er würde bei den Präsidentenwahlen im November die größten Chancen gegen Barack Obama haben.

Experten meinen allerdings, die neuesten Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung in den USA stellten Romney vor ein Dilemma. Romney, der früher auch im Finanzsektor gearbeitet und dort ein Millionenvermögen gemacht hatte, richtet seinen Wahlkampf weitgehend auf seine Wirtschaftskompetenz aus - und auf die schlechte Bilanz Obamas. Wenn sich die Wirtschaft zunehmend erhole und vor allem die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit sinke - dann könnten Romneys Argumente ins Leere laufen.

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