US-Republikaner:Nur Hillary Clinton hält die Republikaner zusammen

Republican Presidential Candidate Donald Trump Appears With His Vice Presidential Candidate Pick Indiana Gov. Mike Pence

Abteilung Attacke: Normalerweise gibt sich der Kandidat bei der Vorstellung seines designierten Vizepräsidenten moderat - nicht so der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump am Samstag in New York.

(Foto: Bryan Thomas/AFP)

Auch kurz vor seiner Kür zum Präsidentschaftskandidaten reißt die innerparteiliche Kritik an Donald Trump nicht ab. Einig ist sich die Partei einzig in der Ablehnung seiner Konkurrentin.

Von Nicolas Richter, Cleveland

Der Parteitag der Republikaner vor vier Jahren in Tampa, sagte Donald Trump einmal, "war der langweiligste, den ich je gesehen habe". Deswegen will er jetzt, da er das Sagen hat, alles besser machen: Die viertägige Veranstaltung, bei der die Partei traditionell mit großem Pomp ihren Kandidaten für das Weiße Haus kürt, braucht aus seiner Sicht Showbiz. "Es ist sehr wichtig, bei einem Parteitag ein bisschen Unterhaltung zu bieten, sonst schlafen die Leute ein", sagt Trump.

Bei dem republikanischen Treffen, das an diesem Montag in Cleveland beginnt, wird also Eileen Collins auftreten, die erste Kommandantin einer Space-Shuttle-Mission, oder Antonio Sabato, ein früheres Unterwäsche-Model, oder auch die Profi-Golferin Natalie Gulbis. Der angekündigte Football-Star Tim Tebow aber hat schon wieder abgesagt.

Für die politische Unterhaltung wird Trump im Wesentlichen selbst sorgen müssen: Die Berühmtheiten seiner eigenen Partei bleiben dem Ereignis überwiegend fern, unter ihnen der frühere Präsident George W. Bush oder die ehemaligen Kandidaten Mitt Romney und John McCain. Trump wird deswegen auch auf seine Kinder und andere Familienmitglieder setzen, um das Rednerpult zu besetzen.

Der Parteitag soll ein Neubeginn sein

Politisch soll der Parteitag einen Neubeginn bilden in der konfliktgeladenen Beziehung Donald Trumps zu seiner Partei. Nach monatelangen Auseinandersetzungen in den Vorwahlen und ständigen Wortgefechten zwischen Trump und den etablierten Politikern wollen die Republikaner endlich wieder ein einheitliches Bild abgeben, Trump zu ihrem Kandidaten ausrufen und sich gemeinsam der Konkurrentin widmen, der Demokratin Hillary Clinton. "Dies ist der richtige Augenblick, um ein neues Kapitel zu öffnen", sagt Reince Priebus, eine Art Generalsekretär der Partei.

Eine Kostprobe des Programms bot Trump am Wochenende, als er seinen Vize-Kandidaten vorstellte, Mike Pence, den Gouverneur von Indiana. Trump kündigte Pence an und redete dann erst einmal eine halbe Stunde; wie so oft bestand die Show überwiegend aus Trump selbst. Schließlich durfte Pence dann ans Mikrofon. Er ist ein wertekonservativer Republikaner, der Trump mit dem rechten Rand der Partei versöhnen soll. "Donald Trump ist ein guter Mann, und er wird ein großartiger Präsident sein", sagte Pence, der sich selbst einen "Christen, Konservativen und Republikaner" nannte - "in dieser Reihenfolge".

Auffällig war dabei die Rollenverteilung: Während sich der Hauptkandidat sonst moderat gibt und die pointiertesten Angriffe seinem Vize überlässt, war es nun umgekehrt: Trump griff an, während Pence milde und bescheiden wirkte.

Trump und Pence sind bei vielen Themen unterschiedlicher Meinung: Pence befürwortet den Freihandel, den Trump stark eindämmen möchte, und Pence hat Trump einmal dafür kritisiert, dass er ein Einreiseverbot für Muslime verlangt. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt gingen beide Männer nicht auf diese Differenzen ein. Stattdessen betonte Trump die Gemeinsamkeiten: Er nannte sich und Pence die "Law-and-order-Kandidaten", und die Republikaner die Partei für Recht und Ordnung.

"Sollte er liebenswürdig werden, so wäre er nicht zu stoppen"

Beim Parteitag dürfte es so ähnlich ablaufen: Die Partei wird die strittigen Fragen vertagen. Einer der Redner in Cleveland ist Ted Cruz, der einst ärgste Rivale Trumps um die Nominierung. Cruz ist viel konservativer als Trump und hat sowohl dessen Vorschläge als auch dessen Stil scharf kritisiert. Beim Parteitag aber dürfte er nun Trumps Führungsstärke hervorheben.

Wenn die Republikaner das Weiße Haus zurückerobern möchten, muss es ihnen vor allem gelingen, Trump als sympathischen, vertrauenswürdigen Kandidaten zu inszenieren. Trump, dessen Rede für Donnerstag erwartet wird, weist die höchsten Unbeliebtheitswerte eines Wettbewerbers für das höchste Amt in der jüngeren Geschichte auf. Die von Hillary Clinton sind allerdings fast genauso schlecht. "Die Leute wollen ihn mögen. Sie sind fasziniert von ihm. Sie interessieren sich für ihn. Sollte er liebenswürdig werden, so wäre er nicht zu stoppen", sagt Priebus.

Die Partei hat sich für Unruhen gerüstet

In der vergangenen Woche hatte sich noch einmal gezeigt, wie umstritten Trump selbst in den eigenen Reihen ist. Ein Teil der Delegierten für den Parteitag hatte eine Änderung der Regeln verlangt: Sie wollten es vermeiden, im Plenum für Trump stimmen zu müssen. Die Vorschriften sehen vor, dass die Delegierten an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden sind, mehrheitlich also für Trump stimmen müssen. Dutzende, vor allem konservative Delegierte wollten bei der Abstimmung dagegen nur ihrem Gewissen unterworfen sein. Ihr Vorstoß scheiterte.

Trotzdem reißt die Kritik an Trump nicht ab. Sein im Vorwahlkampf unterlegener Rivale Jeb Bush erklärte am Wochenende: "Ich glaube nicht, dass Donald Trump die Prinzipien der Republikanischen Partei verkörpert. Und ich hoffe, dass er nicht für deren Zukunft steht." Auch könnten Gegner Trumps die Parteitagsinszenierung erheblich stören: In der Stadt haben sich mehrere Gruppen angekündigt, die gegen Trump demonstrieren wollen. Die Polizei hat sich für den Fall gerüstet, dass es dabei zu Unruhen kommt.

Wie sich beim Auftritt von Trump und Pence am Wochenende zeigte, soll nun eine gemeinsame Gegnerin die Republikaner einen: Hillary Clinton. Trump warf ihr vor, sie habe als US-Außenministerin den Präsidenten Barack Obama in riskante militärische Abenteuer gedrängt. Pence wiederum kritisierte Clinton dafür, dass sie mehr syrische Flüchtlinge einreisen lassen will. Er sagte, dass er sich Trump angeschlossen habe, um Clinton zu verhindern. "Sie kann niemals die Präsidentin der Vereinigten Staaten werden", sagte er. Dies ist wahrscheinlich die einzige Aussage, der sich derzeit jeder bei den Republikanern ohne Einschränkung anschließen würde.

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