US-Regierung kürzt Fördermittel:Magere Etats in Zeiten des Hungers

Während Hilfsorganisationen vor Hungersnöten warnen, kürzt die amerikanische Regierung ausgerechnet die Fördermittel für jene Institute, die Reis, Getreide und Fisch erforschen.

Dennis Normile

Auf dem Weltmarkt sind die Preise für Weizen, Reis und Mais in den vergangenen Monaten stark gestiegen. In etlichen Ländern wie Haiti hat es deshalb Unruhen gegeben; einige Staaten, die mehr Getreide erzeugen als sie verbrauchen, haben Exportbeschränkungen erlassen. Hilfsorganisationen warnen bereits vor Hungersnöten. Als Reaktion hat die Regierung von US-Präsident George W. Bush zwar 200 Millionen Dollar an Nothilfe bewilligt. Aber hinter den Kulissen sei die Administration dabei, die Finanzierung der internationalen Agrarforschung zusammenzustreichen, warnen Wissenschaftler.

US-Regierung kürzt Fördermittel: Während viele Menschen wegen der Nahrungsmittelkrise hungern, streichen die USA Forschungsinstituten für Reis, Getreide und Fisch Fördergelder.

Während viele Menschen wegen der Nahrungsmittelkrise hungern, streichen die USA Forschungsinstituten für Reis, Getreide und Fisch Fördergelder.

(Foto: Foto: AP)

"Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein", sagt Robert Zeigler, Leiter des Internationalen Instituts für Reisforschung (IRRI) auf den Philippinen. "Die globale Notsituation der Landwirtschaft wird auch dadurch ausgelöst, dass die Finanzierung der Forschung stetig abnimmt." Das IRRI hat wegen der unklaren Budgetlage Einstellungen und geplante Investitionen gestoppt.

Vor zwei Wochen haben Wissenschaftler eine Online-Petition aufgesetzt. Darin fordern sie, die amerikanische Agentur für internationale Entwicklung USAID solle ihre geplanten Kürzungen zurücknehmen. Sie seien "unakzeptable Fehler, die die globale Lebensmittelproduktion für viele Jahre schädigen werden". Die Autoren fordern, die internationale Agrarforschung auszubauen. "Eigentlich sollte es hier großes Wachstum geben", sagt Jeffrey Bennetzen, Pflanzengenetiker von der University of Georgia und Organisator der Petition.

Im Jahr 2006 hatte USAID 56 Millionen Dollar (damals etwa 45 Millionen Euro) für ein Netzwerk internationaler Institute bezahlt. Diese CGIAR abgekürzte Gruppe umfasst neben dem IRRI 14weitere Einrichtungen, die sich unter anderem mit Mais, Kartoffeln, Fisch, Wald und Wasser befassen. Sie sind vor allem in armen Ländern wie Kolumbien, Benin und Indonesien angesiedelt. Auch die deutsche Entwicklungshilfe fördert die Institute. Die Ausgaben steigen seit dem Jahr 2000 stetig an, sagt ein Sprecher des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sie betrugen zuletzt 16,4 Millionen Euro pro Jahr.

Hungerkrise in Entwicklungsländern droht

Die Beiträge aus den USA machten etwa ein Achtel des CGIAR-Budgets aus. Doch nach Worten der Sprecherin der Gruppe, Fionna Douglas, hat USAID im Februar davor gewarnt, es stünden "drastische Einschnitte" bevor - um bis zu 75 Prozent könnte die Hilfe sinken, hieß es später, die genauen Zahlen würden noch ausgehandelt. USAID-Vertreter wollten sich dazu nicht äußern.

In der Dritten Welt bahnt sich aber nun eine große Krise an. Getreide wird als Futtermittel für Vieh und in der Produktion von Biokraftstoffen genutzt. Dürreperioden in Asien und Australien haben die Ernten reduziert. Felder und Wasser dienen dem Ausbau von Städten und der Industrie . Und die Produktivität der verbleibenden Anbauflächen stagniert, sagt IRRI-Chef Zeigler, weil die Agrarforschung schon in den 1990er-Jahren Einschnitte hinnehmen musste.

Bennetzen und seine Mitstreiter planen, ihre Petition, die schon fast 900 Unterschriften trägt , an wichtige Abgeordnete des amerikanischen Parlaments und die Leitung von USAID zu schicken. Angesichts der Schlagzeilen, sagt Bennetzen, "sollte es nicht schwierig sein zu erklären, dass die Situation verzweifelt ist."

Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von Science erschienen. Deutsche Bearbeitung: Christopher Schrader

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