Noch immer läuft der Wahlkampf mies für Jeb Bush, doch zumindest beim RJC ist sein Nachname keine Last. Wie es denn seinen Eltern gehe, wird der 62-Jährige gefragt: "Gut, es geht ihnen gut. Aber mein Vater ist 91, und es fällt ihm schwer, das Trump-Phänomen zu verstehen. Er schaut Fox News und wirft Schuhe auf den Fernseher." Großen Beifall erhält Jeb, als er sagt, dass sein Präsidenten-Bruder sein wichtigster Ratgeber in Sachen Nahost ist.
Bush spricht zwar etwas differenzierter als die meisten Rivalen, aber seine Botschaft ist klar: "Die Terroristen haben uns den Krieg erklärt, also müssen auch wir ihnen den Krieg erklären." Doch wie in vielen Debatten wirkt der Ex-Gouverneur nicht wirklich kämpferisch und von sich überzeugt. Während Cruz, Rubio und Trump ständig tönen "Als Präsident werde ich ...", formuliert es Bush eher so: "Sollte ich Präsident werden, dann ..." Das macht ihn zwar sympathisch, doch es illustriert auch all seine Probleme in diesem verrückten Wahlkampf.
Die Außenseiter ringen um Aufmerksamkeit
Bei einem ganzen Tag voller Reden fällt es nicht leicht, aufzufallen und herauszustechen. Gerade jene Kandidaten, die in den Umfragen weiter hinten liegen, wählen besonders alarmistische Formulierungen, die eine rationale Debatte quasi unmöglich machen. Chris Christie aus New Jersey verkündet: "Jeder Ort in den USA kann zum Ziel werden. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir uns mitten im nächsten Weltkrieg befinden." Auch Christie wartet nicht auf weitere Details zur Schießerei von San Bernardino, sondern gibt den harten Hund: "Von meiner Erfahrung als ehemaliger Staatsanwalt kann ich sagen, dass ich sofort geahnt habe, dass dies ein Terroranschlag ist."
Lindsey Graham, der chancenlose Senator aus South Carolina, haut in die gleiche Kerbe: "Unsere Heimat ist Teil des Schlachtfelds." Er sei überzeugt, dass die IS-Miliz bereits über "geheime Zellen" in den USA verfüge, weshalb das US-Militär nun stärker aktiv werden müsste. Wie Graham will auch Carly Fiorina den Geheimdiensten mehr Möglichkeiten geben, Daten zu sammeln - und auch verschlüsselte Kommunikation mitlesen zu können. Für ihren Spruch "Edward Snowden ist ohne jeden Zweifel ein Verräter und sollte angeklagt werden" erhält sie viel Beifall.
Von manchen Reden ist kaum etwas in Erinnerung geblieben außer seltsamen Sätzen, die nur in den Twitter-Timelines von Reportern überleben werden. Die Kriegsrhetorik hat alle Anwesenden ermüdet, doch spricht nichts dafür, dass sich die öffentliche Debatte in den kommenden Tagen beruhigen wird.