Zu den rätselhaftesten Twitter-Botschaften des rätselhaften Twitter-Botschafters @realdonaldtrump gehörte jüngst die Aussage, man werde ihn "bald schon Mr. Brexit nennen".
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Das neu entdeckte Interesse Trumps an dem Großbritannien außerhalb seiner schottischen Golfplätze folgt einer Erzählung, die offenbar sein neues Wahlkampf-Team entworfen hat: Washington ist demnach wie die Europäische Union und wenn die Briten entgegen der Umfragen den Status Quo kippen, dann hat auch die populistische Trump-Bewegung gute Chancen.
Als Kronzeugen für diese Theorie trat am Mittwochabend in Jackson, Mississippi, niemand anders als Nigel Farage auf, ehemaliger Ukip-Chef und gewissermaßen der echte Mr. Brexit. Die Einladung für den leidenschaftlichen Pub-Besucher Farage hatte zwar nicht der leidenschaftliche Abstinenzler Trump, sondern Mississippis erzkonservativer Gouverneur Phil Bryant ausgesprochen, der den Briten auf dem Parteitag der Republikaner kennengelernt hatte. Doch Trump nahm die Vorlage dankbar auf.
"Die Briten haben für ihre Unabhängigkeit gestimmt, und am 8. November werden auch wir unsere Unabhängigkeit wieder erlangen", so der Kandidat, der - ungewöhnlich für ihn - Farage mitten in seiner Rede für fünf Minuten den Platz auf dem Podium überließ.
Der Engländer, von den Tausenden Zuschauern sichtlich animiert, gab sich alle Mühe, die Erwartungen des Gastgebers zu erfüllen: Die Brexit-Gegner hätten die Angst geschürt, die "Umfrageindustrie", Kommentatoren, das politische Establishment inklusive US-Präsident Obama versucht, den Ausgang zu manipulieren. "Er blickte auf uns herab, erzählte uns, dass wir nichts wert seien", so der gekünstelt empörte Farage unter Obama geltenden Buhrufen des Publikums. "Uns, der ältesten Demokratie der Welt!"
Er selber werde natürlich als Ausländer keine Wahlempfehlung abgeben. "Aber wenn ich ein US-Bürger wäre, ich würde nicht für Hillary Clinton stimmen, wenn man mich dafür bezahlen würde." Alles sei möglich, die Umfragen hätten auch den Brexit nicht vorhergesehen. "Zieht Eure Straßenschuhe an", forderte er am Ende das Publikum zur Mobilisierung von Bekannten und Arbeitskollegen auf, "und denkt immer daran: Alles ist möglich, wenn sich anständige Bürger trauen, dem Establishment entgegenzutreten."
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Farages Auftritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Trump vielen Umfragen in wichtigen Staaten zufolge wirklich als "Außenseiter" erscheint und diesen Eindruck offenbar zur Mobilisierung nutzen möchte. Der 70-Jährige verändert zudem seine Strategie und wirbt nun auch um Afroamerikaner; in Jackson, wo drei von vier Bewohnern schwarz sind, erschienen Medienberichten und Fotos zufolge jedoch nur wenige von ihnen. Zudem hat der Milliardär angedeutet, in der Einwanderungspolitik moderater zu werden (eine für Donnerstag dazu geplante Rede jedoch abgesagt).
Internationalisierung des Rechtspopulismus
Mit Stephen Bannon hat er auch einen neuen Wahlkampf-Manager, der wiederum als Chef der amerikanischen Rechtsausleger-Plattform Breitbart bereits Farage und den Brexit unterstützte. Der Auftritt des Briten ist deshalb einerseits eine Fußnote im ohnehin überkandidelten Wahlkampf, er symbolisiert jedoch auch die Internationalisierung des Rechtspopulismus auch über die Grenzen Europas hinaus.
In diesem Kontext erhalten auch die Gerüchte über die Gründung eines rechtskonservativen Trump-Medienimperiums nach den Wahlen eine globalere Perspektive. Die apokalyptischen Fantasien des progressiven Lagers sind bereits geweckt.
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