Spannungen nach US-Attacke:Trump will bei Racheakten 52 Ziele in Iran angreifen

Lesezeit: 4 min

US-Präsident Donald Trump richtet sich per Twitter an die Führung in Teheran: "Die USA haben genug von Drohungen!" (Foto: REUTERS)
  • Der US-Präsident verbittet sich weitere Drohungen aus Teheran und kündigt bei Racheakten seitens Irans "sehr schnelle und sehr harte" Gegenangriffe an.
  • Auf Twitter spricht er von 52 möglichen Zielen mit wichtiger Bedeutung für Land und Kultur.
  • Mit der Zahl spielt Trump auf eine historische Begebenheit an: 1979 hatten iranische Studenten in der US-Botschaft 52 Geiseln genommen - die Gefangennahme dauerte 444 Tage.

Nach der Tötung des iranischen Generals Qassim Soleimani durch einen US-Raketenangriff hat US-Präsident Donald Trump die Führung in Teheran nachdrücklich vor Vergeltungsschlägen gewarnt. Für den Fall, dass Iran US-Bürger oder amerikanische Einrichtungen angreifen sollte, gebe es eine Liste mit 52 wichtigen iranischen Zielen, die dann angegriffen würden, schrieb Trump auf Twitter. Zuvor hatte die Führung in Teheran Rache geschworen für den Tod Soleimanis, der als bekanntestes Gesicht des iranischen Militärs im Ausland galt und von vielen Landsleuten als Märtyrer verehrt wird.

Auf Twitter richtete Trump äußerst konfrontative Worte an die Islamische Republik, der er dringend von Vergeltungsakten abriet: Die für Iran und dessen Kultur teils sehr bedeutsamen Orte auf der Liste würden sonst "sehr schnell und sehr hart angegriffen", schrieb er in Großbuchstaben - ebenso wie das Wort "Warnung". Seine Tweet-Serie schloss Trump mit den Worten: "Die USA haben genug von Drohungen!"

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Laut US-Regierung erfolgte der Angriff auf Soleimani, um weitere von ihm geplante Angriffe auf US-Diplomaten und Einsatzkräfte zu verhindern. Iran sprach nach der Tötung Soleimanis in der Nacht zum Freitag in Bagdad von einem "terroristischen Akt" der USA, für den die Vereinigten Staaten "einen hohen Preis bezahlen" würden. Denkbar scheinen unter anderem Angriffe auf US-Ziele im Irak oder anderen Ländern des Nahen Ostens.

"Wenn Iran eine US-Basis oder einen US-Amerikaner angreift", twitterte Trump weiter, werde die USA ihre "brandneue, wunderschöne militärische Ausrüstung" nutzen. Dafür hätten die Vereinigten Staaten gerade "zwei Billionen Dollar" ausgegeben.

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Trump wählt eine symbolische Zahl

Trump begründete die Zahl der 52 ausgewählten Zielorte mit einem Verweis auf "52 amerikanische Geiseln, die Iran vor vielen Jahren genommen hat". Damit bezog er sich offenkundig auf ein historisches Ereignis vor vier Jahrzehnten: Iranische Studenten hatten am 4. November 1979 die US-Botschaft in Teheran besetzt, um gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs Reza Pahlavi in den USA zu demonstrieren. Sie nahmen 52 US-Botschaftsangehörige als Geiseln und forderten die Auslieferung des Schahs. Washington verhängte Sanktionen, die Geiselnahme endete nach 444 Tagen.

Wegen der Botschaftsbesetzung brachen die USA damals die diplomatischen Beziehungen zu Iran ab. Hardliner im Iran feiern die Besetzung immer noch als revolutionäre Heldentat und Sieg über den US-Imperialismus.

Der Tod Soleimanis, des Kommandeurs der iranischen Quds-Brigaden, hat die schweren Spannungen in der ohnehin konfliktreichen Region nochmals verschärft. Das irakische Parlament berät am Sonntag in einer Dringlichkeitssitzung über Forderungen nach einem Abzug der etwa 5000 verbliebenen US-Truppen im Land. Nach Worten des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Adel Abdel Mahdi soll es um "angemessene Maßnahmen" gehen, um "die Würde des Irak und dessen Sicherheit und Souveränität" zu erhalten. Vize-Parlamentssprecher Hassan al-Kabi sagte: "Es ist Zeit, dem Leichtsinn und der Arroganz der USA ein Ende zu bereiten."

Protest gegen USA
:Tausende Iraker betrauern iranischen General

Doch es ist nicht nur Trauer, was die Menschen umtreibt, sondern auch Wut auf die USA. Militärfahrzeuge transportieren die Särge Soleimanis und anderer Getöteter durch die Straßen Bagdads.

Tausende Iraker hatten am Samstag an einem Trauerzug für Soleimani teilgenommen, darunter viele Spitzenpolitiker. Angeführt wurde der Zug nach Augenzeugenberichten von Milizionären, die irakische Flaggen sowie Banner von Milizen schwenkten, die von Iran unterstützt werden. Einige riefen anti-amerikanische Parolen wie "Tod für Amerika" und forderten Vergeltung für den US-Angriff.

Ein Komplettabzug der US-Truppen aus dem Irak ist zwar eher unwahrscheinlich, doch könnte sich eine anti-amerikanische Stimmung in dem Krisenland festigen. Das allein wäre aus Sicht Irans, der großen Einfluss im Irak hat, schon ein politischer Erfolg. Zudem befürchten Experten, dass Teheran mithilfe verbündeter schiitischer Milizen im Irak militärisch Rache an den USA nehmen könnte.

Am Samstagabend schlugen nahe dem Luftwaffenstützpunkt Al-Balad, auf dem auch US-Soldaten untergebracht sind, sowie nahe einer weiteren Basis im Stadtzentrum Bagdads zwei Raketen ein. Die Sicherheitsvorkehrungen an Stützpunkten im Irak wurden zusätzlich hochgefahren, wie ein Sprecher des US-geführten Militäreinsatzes "Operation Inherent Resolve" (OIR) daraufhin mitteilte. US-Soldaten kamen bei den Attacken, deren Hintermänner zunächst im Dunkeln blieben, anscheinend nicht zu Schaden.

In Iran sollen am Sonntag unter anderem in der Pilgerstadt Maschad sowie in Teheran Trauerzeremonien für Soleimani stattfinden. Zur Zeremonie in der Hauptstadt am Abend wird auch die iranische Führung erwartet. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) rechnen nach eigenen Angaben damit, dass sich Millionen Iraner an den Trauermärschen und Zeremonien beteiligen werden. Soleimani soll am Dienstag in seinem Geburtsort Kerman im Südostiran beigesetzt werden.

Seine Leiche ist inzwischen im Iran eingetroffen. Sie sei mit einem Flugzeug in die Stadt Ahwas im Südwesten des Landes gebracht worden, meldet die amtliche Nachrichtenagentur Irib. Im staatlichen Fernsehen war zu sehen, wie Tausende schwarz gekleidete Menschen in einem Trauermarsch durch die Stadt zogen.

Deutschland will sich um Deeskalation bemühen

Unterdessen liefen Bemühungen an, eine weitere Zuspitzung der Lage abzuwenden. "Wir werden in den kommenden Tagen alle Hebel in Bewegung setzen, um einer weiteren Eskalation der Lage entgegenzuarbeiten - in den Vereinten Nationen, der EU und im Dialog mit unseren Partnern in der Region, auch im Gespräch mit Iran", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) der Bild am Sonntag. Er stehe in engem Kontakt mit seinen britischen und französischen Kollegen, dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell und US-Außenminister Mike Pompeo.

Die Bundeswehr, die im Irak Sicherheitskräfte der Kurden und der Zentralregierung ausbildet, setzte ihren Einsatz vorerst aus. Den Entschluss habe das Hauptquartier der Anti-IS-Koalition zum Schutz der eigenen Kräfte getroffen, teilte das Einsatzführungskommando mit. Auch die Nato stoppte ihre Truppenausbildung. Mit dem seit Oktober 2018 laufenden Einsatz sollen irakische Streitkräfte ein Wiedererstarken der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verhindern.

In Israel wollte sich der engste Kabinettskreis um Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntag nach Medienberichten mit möglichen Racheangriffen Irans auf israelische Ziele befassen. Seit dem US-Angriff in Bagdad ist Israel in erhöhter Alarmbereitschaft.

© SZ.de/dpa/jobr/ick - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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