US-Präsident: Letzte Pressekonferenz:Bush ist stolz auf Bush

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Noch einmal Präsident auf einer Pressekonferenz: George W. Bush zog bei seiner Abschiedsvorstellung eine positive Bilanz - und räumte einzelne Fehler ein.

Der Präsident verabschiedet sich auf dem Tiefpunkt seines Ansehens. Mit trotzigem Selbstbewusstsein trat George W. Bush, der Unerschütterliche, am Montag zum wahrscheinlich letzten Mal vor das Pressecorps im Weißen Haus und verteidigte seine Bilanz. "Wenn ich nach Texas zurückgehe und dort in den Spiegel schaue, bin ich stolz auf das, was ich sehe", sagte Bush. Im Ausland verhöhnt und daheim selbst von der eigenen Partei geschnitten, hat der einsame Mann im Weißen Haus den Blick längst in die Zukunft gerichtet, in der Historiker seine Leistungen milder bewerten mögen. Das Urteil vieler Zeitgenossen fällt freilich vernichtend aus.

"Wenn ich nach Texas zurückgehe und dort in den Spiegel schaue, bin ich stolz auf das, was ich sehe." US-Präsident Bush auf seiner letzten Pressekonferenz. (Foto: Foto: dpa)

Grundlegende Fehler will Bush in seiner Regierungsbilanz nicht erkennen. Einige seiner Entscheidungen hätten sich als falsch erwiesen, räumte Bush am Montag ein. So sei es "ganz klar ein Fehler gewesen", dass er wenige Wochen nach der Invasion im Irak den Einsatz in einer spektakulär inszenierten Rede auf einem Flugzeugträger vorschnell für beendet erklärt habe. Ebenfalls ein Fehler sei seine zögerliche Reaktion auf den Hurrikan Katrina 2005 gewesen.

"Manches verlief nicht nach Plan"

Doch die Gesamtbilanz seiner Amtszeit falle "gut und stark" aus, beharrte der Präsident. Kritische Fragen will er nicht gelten lassen. Der Befehl zum Einmarsch im Irak? Bush hält ihn nach wie vor für richtig. Die Erkenntnis, dass der Irak doch keine Massenvernichtungswaffen versteckte? "Eine große Enttäuschung", sagte Bush. Der Skandal um die Misshandlungen im Gefängnis Abu Ghraib? Ebenfalls eine "Enttäuschung", räumte Bush ein - und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob man diese Dinge als Fehler bezeichnen kann. Lassen Sie es mich so sagen: Manches verlief nicht nach Plan."

Tatsächlich hatte es Bush in seiner Amtszeit mit einer ungewöhnlich dichten Abfolge an dramatischen Ereignissen zu tun. Zwei Jahrhundert-Ereignisse rahmen die achtjährige Ära ein. Im September 2001 erschüttern die Flugzeuganschläge von New York und Washington die USA, Bush ruft den weltweiten "Krieg gegen den Terror" aus. Im September 2008 legt das Beben an der Wall Street die Finanzarchitektur der Welt in Trümmer. Dazwischen liegen zwei unvollendete Kriege im Irak und in Afghanistan, die Errichtung des Lagers Guantanamo und die Schandbilder von Abu Ghraib, das skandalöse Versagen der Regierung beim Hurrikan Katrina, die weltweite Dämonisierung der USA.

"Schlechtester Präsident" der Geschichte

Die Bilanz der Geschichtsprofessorin Elizabeth Danders von der Universität Cornell über Bush ist ebenso simpel wie vernichtend: Bush werde "als schlechtester Präsident" in die Geschichte der USA eingehen, prophezeit sie. Der Historiker Sidney Milkis von der Universität Virginia hält es zwar für "nicht ausgeschlossen, dass die Geschichte Bush besser beurteilen wird als wir das heute tun". Für wahrscheinlich hält er dies aber nicht.

Dabei hatte Bush doch ganz besonders hoffnungsvoll und ambitioniert begonnen. Berauscht vom Glauben an die Freiheitsidee amerikanischer Ausprägung hatte sich Bush zu Beginn seiner Amtszeit daran gemacht, die Welt zu verändern. Mit der Invasion im Irak 2003, dem Sturz von Saddam Hussein und der Einrichtung einer vorbildhaften Demokratie inmitten der Despotie des Nahen Ostens wollte er die universelle Überlegenheit der amerikanischen Gründerwerte demonstrieren. Auch Freunde bescheinigen ihm inzwischen, dass er sich dabei eines katastrophalen Mangels an Kompetenz und Weitblick schuldig machte.

Seinem Nachfolger Barack Obama hinterlässt Bush ein Land, in dem alte Gewissheiten neuer Verunsicherung gewichen sind. Nach dem Platzen der Immobilienblase verlieren Millionen Familien ihre Häuser. Jeder sechste Bürger kann sich keine Krankenversicherung leisten, Lebensmittelmarken vom Sozialamt erleben eine Renaissance, jeder zehnte Einwohner bezieht sie inzwischen. Tagtäglich werden fast 20.000 Arbeitsplätze gestrichen, die Staatsverschuldung steigt derzeit Tag für Tag um geschätzte 3,3 Milliarden Dollar.

© sueddeutsche.de/AFP/jkr/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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