Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Das teilte seine Stiftung, das Carter Center, mit. Er wurde 100 Jahre alt.
Carter amtierte von 1977 bis 1981 als 39. Präsident der Vereinigten Staaten. Für seinen Einsatz zur Befriedung internationaler Konflikte und für Menschenrechte erhielt er 2002 den Friedensnobelpreis.

Jimmy Carter:Mit Ehrgeiz und Bescheidenheit
So alt wie er wurde noch kein früherer US-Präsident: Jimmy Carter begeht am Dienstag seinen 100. Geburtstag. Statt sich selbst zu feiern, beobachtet der Demokrat lieber seine Partei im Wahlkampf.
Der Demokrat, der von der Leitung der Erdnuss- und Saatgutbetriebe seiner Familie zum Gouverneur von Georgia aufstieg, gewann 1976 das Weiße Haus im Kampf gegen Amtsinhaber Gerald Ford. Er versprach, Ehrlichkeit in ein Amt zu bringen, das zwei Jahre zuvor durch den Rücktritt von Richard Nixon auf dem Höhepunkt des Watergate-Skandals erschüttert worden war. Nach seiner ersten Amtsperiode wurde er nicht wiedergewählt. Er verlor gegen den Republikaner Ronald Reagan.
Der asketische, bescheidene und tief religiöse Carter war skeptisch gegenüber dem Pomp, der die Präsidentschaft umgibt, und kam mit weniger Verbündeten und festen Positionen nach Washington als die meisten, die das Amt innehaben.
Die wichtigste Errungenschaft der Carter-Präsidentschaft, das Camp-David-Abkommen zwischen Israel und Ägypten, führte zu einer friedlichen Koexistenz zwischen den Nachbarn im Nahen Osten, auch wenn der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern damit nicht gelöst werden konnte. Dieser und andere außenpolitische Durchbrüche, darunter ein Vertrag, der Panama das Eigentum am von den USA gebauten Panamakanal zusprach, wurden vor allem von einem Ereignis überschattet: der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und der missglückten Befreiungsoperation im Jahr darauf. Die Geiseln wurden schließlich an dem Tag freigelassen, an dem Carter das Oval Office an Reagan übergab.
Innenpolitisch war seine Präsidentschaft von wirtschaftlichen Problemen geprägt. Die Inflation erreichte Ende 1979 13,3 Prozent im Vergleich zu 5,2 Prozent bei seinem Amtsantritt im Januar 1977. Auch deswegen war er bei seinem Ausscheiden aus dem Amt sehr unbeliebt. Durch sein Engagement für Menschenrechte und Demokratie nach seiner Amtszeit änderte sich die Wertschätzung für ihn im Nachhinein.
Carter, der am längsten lebende ehemalige Präsident aller Zeiten, hatte sich Anfang 2023 dafür entschieden, seine verbleibende Zeit in seinem Haus in Plains in Hospizpflege zu verbringen. Er war dort an der Seite von Rosalynn, als sie im November 2023 im Alter von 96 Jahren starb. Er lebte lange genug, um sich einen letzten Wunsch zu erfüllen - bei den Präsidentschaftswahlen 2024 für Kamala Harris zu stimmen.
Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement. Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. „Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen“, sagte er. „Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“
Carter hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. „Mein Vater war ein Held - nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben“, zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Geplant seien öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington. Der älteste noch lebende Nachfolger Carters ist jetzt der derzeitige Amtsinhaber Joe Biden.