US-Politik:Trump zum Präsidenten zu machen war nur der erste Schritt

WASHINGTON, DC - MARCH 23: Billionaire Robert Mercer speaks on
(Foto: The Washington Post/Getty Images)

Die steinreiche Familie Mercer will die öffentliche Meinung in den USA ändern. Dabei vertraut sie auf Bannon, Breitbart - und ihr Geld.

Von Thorsten Denkler, New York

Robert Mercer redet nicht gerne. Nicht mit anderen Menschen jedenfalls. "Ich bin glücklich, wenn ich durch mein Leben gehen kann, ohne auch nur ein Wort mit irgendwem zu wechseln", sagte er einmal dem Wall Street Journal. Öffentliche Äußerungen dieses sehr speziellen Milliardärs sind selten. Einem seiner früheren Kollegen soll er einmal gesagt haben, er bevorzuge die Gegenwart von Katzen. Die seien ihm lieber als Menschen.

"Bob" nennen ihn alle, die ihn etwas besser kennen. Der 71-Jährige lebt mit seiner Frau Diana zurückgezogen auf Long Island. Früher war er ein IBM-Mann und galt als brillanter Informatiker. Reich wurde er als Co-CEO des überaus erfolgreichen Hedge Fonds "Renaissance Technologies", der knapp 100 Milliarden Dollar weltweit bewegt.

Mercer könnte seinen Ruhestand genießen und die 2,7 Millionen Dollar teure Modelleisenbahn in seinem Keller kreisen lassen. Oder auf seinem privaten Schießstand eines der Maschinengewehre aus seiner Sammlung heißfeuern. Mercer aber will die Welt verändern. Mindestens die Vereinigten Staaten von Amerika. Der ehemalige Trainer einer seiner drei Töchter beschrieb die Mercers einmal so: "Die ganze Familie tritt sehr entschieden auf. Wenn die eine Mission haben, dann lassen sie so schnell nicht locker."

Auf einer Linie mit Steve Bannon

Robert Mercer hat spätestens 2016 seine große Mission gefunden: Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten machen. Gut 22,5 Millionen Dollar hat er dafür investiert. Dabei ist es nicht Trump, dem der Milliardär vertraut. Es ist vor allem Steve Bannon, jene Gestalt auf der dunklen Seite der Macht, die noch bis Freitag Chefstratege von Trump im Weißen Haus war.

Mercer lernte Bannon im Jahr 2011 durch Andrew Breitbart kennen, der wenige Jahre später verstarb. Bannon stieg danach zum Chef von Breitbart News auf. Mercer war fasziniert von der Idee eines rechten Medienimperiums. Zehn Millionen Dollar steckte er in den Aufbau von Breitbart News. Mit dem Geld schuf Bannon das Zentralorgan der US-Rechtspopulisten. Seit mindestens 2012 gilt Bannon als Mercers politischer Berater. Und inzwischen als Teil der Familie Mercer.

Vor knapp einem Jahr hat Bannon Breitbart News verlassen, um Trumps kriselnde Kampagne zu retten - und letztlich zum Erfolg zu führen. Jetzt geht Bannon als Chef wieder zurück. Und schon tauchen Spekulationen auf, Mercer könnte erneut Geld bereitstellen, um ein noch mächtigeres, noch größeres, am besten weltweit agierendes Medienimperium der "Alt-Right"-Bewegung zu machen.

Mercer will den Wählerwillen ändern

Mercer spricht nicht öffentlich über seine Absichten. Aber nach dem, was ehemalige Mitarbeiter im Magazin New Yorker über ihn erzählen, liegt die Vermutung nahe, dass Mercer ein rechtslastiger Verschwörungstheoretiker ist. Den Staat sähe er gerne "auf die Größe eines Stecknadelkopfes" zurückgestutzt. Armut gilt ihm als menschliche Schwäche, die nicht auch noch mit Almosen aus Steuergeld unterstützt werden dürfe. Die politische Klasse hält er für korrupt. Angeblich glaubt er, dass Hillary und Bill Clinton mit der CIA unter einer Decke stecken, in Drogengeschäfte verwickelt und für Morde verantwortlich seien. Dass er den Klimawandel für eine Lüge hält, überrascht nicht.

Erst seit 2010 mischt Mercer im politischen Geschäft mit. Das hängt mit einem Urteil des Supreme Courts aus dem gleichen Jahr zusammen. Damals hat das höchste US-Gericht die Grenzen für politische Spenden aufgehoben. Seitdem können Unternehmen, Organisationen und Personen unbegrenzt Geld für politische Zwecke ausgeben, solange es nicht direkt an politische Parteien oder Kandidaten fließt.

Mercer gehörte zu den ersten, die erkannten, welche Macht der Supreme Court reichen Leuten in die Hände gespielt hat. Gegen sie ist es zwar nicht unmöglich, Senator zu werden, Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Oder auch Präsidentschaftskandidat. Aber mit ihnen deutlich leichter.

Mercer verfolgt drei Ziele. Er unterstützt ihm genehme Kandidaten, um sie in wichtige Ämter zu bringen. Er will, zweitens, die öffentliche Meinung verändern. Weshalb er etwa Millionen Dollar in Bannons Website gesteckt hat. Und er will, drittens, direkten Einfluss auf den Wählerwillen nehmen können. Dafür investierte er - auf Rat von Bannon - gut fünf Millionen Dollar in die Firma "Cambridge Analytica", die mit ihren Daten-Analysen das gleiche Ziel verfolgt.

Mercer hat Trump ins Amt geholfen - und bekommt einiges zurück

Trump war für Mercer die erste echte Gelegenheit, Geld in einen Kandidaten zu investieren, der größtmöglichen Profit in seinem Sinne versprach. Bannon sagte einmal in einem Interview: "Die Mercers haben den Grundstein gelegt für die Trump-Revolution." Mercer bekommt dafür einiges zurück: Dass der beinharte Konservative Jeff Sessions Justizminister werden konnte, soll auf seine Intervention zurückgegangen sein.

Mercers Tochter Rebekah, die sich einen Ruf als "First Lady der Alt-Right-Bewegung" erarbeitet hat, saß im Vorstand von Trumps Übergangsteam; das hat nach dem Wahlsieg die Amtsübernahme von Trump vorbereitet. Auf ihr Betreiben hin soll etwa der reaktionäre Michel Flynn Trumps oberster Sicherheitsberater geworden sein. Flynn musste später zurücktreten. Sie soll auch Trump überzeugt haben, Bannon ins Weiße Haus zu holen. Sie leitet die familieneigene Mercer Stiftung, die viel Geld in Organisationen aus dem rechten Spektrum steckt.

Rebekah Mercer, 43, und Bannon kennen und schätzen sich. Sie gilt als Fan von Breitbart News und soll regelmäßig in der Redaktion angerufen haben, um kleine Fehler zu melden. Ein Spleen, der nicht davon ablenken sollte, dass sie ihre und die Interessen ihres Vaters jederzeit durchzusetzen weiß.

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