US-Politik:Trump stellt sich jetzt voll hinter Roy Moore

US-Politik: Viele Republikaner glauben den Frauen und nicht Roy Moore. Donald Trump unterstützt ihn dennoch.

Viele Republikaner glauben den Frauen und nicht Roy Moore. Donald Trump unterstützt ihn dennoch.

(Foto: AFP)
  • Der US-Präsident sagt dem umstrittenen Senats-Kandidaten aus Alabama, Roy Moore, seine volle Unterstützung zu.
  • Gegen Moore stehen heftige Missbrauchsvorwürfe im Raum.
  • Bisher hatte Trump vermieden, sich festzulegen. Am 12. Dezember wird in Alabama gewählt.

Von Thorsten Denkler, New York

US-Präsident Donald Trump hat sich viel Zeit gelassen. An diesem Montag aber hat er sich offen zu Roy Moore bekannt. Moore, 70, ist der hochumstrittene Kandidat der Republikaner für einen nachzubesetzenden Senatorensitz aus Alabama. Mehrere Frauen beschuldigen ihn, sie sexuell missbraucht zu haben, als er um die 30 Jahre alt war. Einige seiner Opfer seien zum Zeitpunkt der Tat minderjährig gewesen, eines erst 14 Jahre alt.

Auf Twitter erklärte Trump am Montagmorgen: Dass die Demokraten nicht mit einer Stimme für die Steuerreform der Republikaner votiert hätten, zeige, wie wichtig es sei, "dass Roy Moore in Alabama gewinnt". Trump weiter: "Wir brauchen seine Stimme, um Kriminalität und illegale Einwanderung zu stoppen, für eine Grenzmauer, für das Militär."

Das Weiße Haus hat die Festlegung wenig später offiziell gemacht. In einer Erklärung heißt es, Trump und Moore hätten miteinander telefoniert und Trump habe Moore in dem Gespräch seine Unterstützung angeboten. Wenig später gibt Moore den US-Präsidenten mit den Worten wieder: "Go get 'em, Roy!". Was frei übersetzt, soviel heißt wie: "Geh, und hol' Dir den Sieg, Roy!" Er brauche Moore als Kämpfer im Senat. Moore schreibt, er freue sich, an der Seite von Trump für "#MAGA" zu kämpfen, für "Make America Great Again."

Trumps Unterstützung wirkt sich auch auf das Verhalten der republikanischen Partei aus, deren Chef Trump qua Präsidentenamt ist. Die hatte Moore vor einigen Wochen die Wahlkampfunterstützung gestrichen. Am späten Montagabend wurde sie wieder eingesetzt. Eine ganze Reihe führender Republikanern war von Moore abgerückt, darunter der Chef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell. Der hatte erklärt, er sehe keinen Grund, warum er den Frauen nicht glauben solle.

Ähnlich sah das Trumps Tochter Ivanka Trump. Allerdings ging sie nicht so weit wie die meisten anderen kritischen Republikaner, die Moore aufforderten, aus dem Rennen um den Senatsposten auszusteigen. McConnell hat seine Position an der Stelle jetzt auch geändert. Er will es den Wählern in Alabama überlassen, ob Moore Senator wird.

Moore wird von Steve Bannon unterstützt

Trump hatte Moore schon zu Beginn der Affäre in Schutz genommen. Auch dessen Position müsse Gehör finden, sagte er. Mehrfach verteidigte Trump Moore, indem er erklärte, dieser streite schließlich alles ab. Trump hatte aber bisher vermieden, explizit zur Wahl von Moore aufzurufen. Stattdessen stellte er dessen demokratischen Wahlkampfgegner Doug Jones als unfähig und Marionette der Washingtoner Demokraten hin.

Sollte Moore gewählt werden, wird er sich vermutlich einer ethischen Überprüfung der Vorwürfe im Senat unterwerfen müssen. Ob am Ende sein Ausschluss aus dem Senat steht, hängt auch davon ab, ob die republikanischen Senatoren sich ernsthaft mit Trump anlegen wollen.

Im Vorwahlkampf hatte Trump auf Druck führender Republikaner noch auf Luther Strange gesetzt. Strange war vorläufig als Ersatz für Jeff Sessions als Senator eingesetzt worden, weil Sessions im Februar Justizminister der USA wurde. Moore wird vom ultrarechten Publizisten und früheren Chefstrategen des US-Präsidenten Trump, Steve Bannon, unterstützt. Hinter Bannon steht als Geldgeber der Milliardär Robert Mercer.

Moore ist bekannt für seine hartrechten Positionen. Homosexualität würde er gerne verbieten und setzt sie zuweilen gleich mit Sex mit Tieren. Er ist ein entschiedener Abtreibungsgegner und leugnet den Klimawandel. Als Richter ist er zweimal suspendiert worden, weil er gerichtliche Anordnungen unterlaufen hat.

Auch Trump werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen

Mit Trump gemein hat Moore, dass beide von diversen Frauen beschuldigt werden, ihnen gegenüber sexuell zumindest übergriffig gewesen zu sein. Im Fall Trump haben dies 16 Frauen erklärt. In einem Interview gab der frühere Fernsehstar vor einigen Jahren damit an, er könne als berühmter Mann jede Frau haben. Und wenn er wolle könne er sie auch überall anfassen. Irgendwie scheinen sich mit Trump und Moore zwei gefunden zu haben.

Wie Trump hat Moore die Anschuldigungen gegen ihn von Beginn an als Lüge und politische Kampagne zurückgewiesen. Allerdings hat Moore sich in Widersprüche verstrickt: Gegenüber dem Trump-freundlichen Talkshow-Moderator Sean Hannity hatte er erklärt, dass er zwei der Frauen unter ihren jeweiligen Mädchennamen kenne. In Wahlkampfreden wiederum behauptet er, er kenne keine der Frauen und sei ihnen nie begegnet.

Glaubwürdig ist das nicht. Moore hat diesbezüglich eine Geschichte: In den 80er Jahren hatte er Hausverbot in einem Einkaufscenter, weil er dort junge Mädchen angemacht haben soll. Einmal erzählte er, wie er seine Frau Kayla kennengelernt habe. Sie sei ihm auf einem Fest aufgefallen und er habe sich sofort zu ihr hingezogen gefühlt. Acht Jahre später hätten sie geheiratet. Moore war da 38, seine Frau 24. Der US-Late-Night-Komiker Steve Colbert leitete daraus einen Witz ab: "24 Jahre minus acht, das macht ... okay, er ist pädophil."

Moore hat dennoch beste Chancen, die Wahl in Alabama zu gewinnen. Seit 25 Jahren ist in Alabama kein Demokrat mehr zum Senator gewählt worden. "Selbst wenn der Herr Jesus selbst hier antreten würde, täte er es als Demokrat, er hätte keine Chance", sagte kürzlich ein demokratischer Wahlkampfberater aus Alabama der New York Times.

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