US-Notenbank:Loyalität als Verbrechen

Fed-Chef Powell widersteht Trump - zum Glück für die Welt.

Von Claus Hulverscheidt

Man kann sich gar nicht tief genug vor Jerome Powell dafür verbeugen, dass er dem Druck Donald Trumps bisher standgehalten und die Brocken nicht längst hingeworfen hat. Seit Wochen tritt der US-Präsident verbal auf den Chef der Notenbank Fed ein, bezeichnet ihn wahlweise als dumm, planlos oder bar jeder Ahnung. Dabei besteht Powells einziges Verbrechen darin, dass er Loyalität allein als Loyalität zum Land versteht und nicht zum Staatschef. Deshalb weigert sich die Fed, Trumps Forderung zu erfüllen und ihn mit einer drastischen Zinssenkung im Wahlkampf zu unterstützen.

Die Notenbank gehört zu den wenigen US-Behörden, die Trumps Regentschaft bisher recht unbeschadet überstanden haben. Das liegt auch daran, dass der Präsident selbst von Geldpolitik keine Ahnung hat. Er beförderte deshalb bei der Fed nicht Lakaien in Spitzenpositionen, sondern - eher versehentlich - Experten, die man ihm empfohlen hatte. Die Wut und die Beleidigungen, mit denen er jetzt auf seine eigene "Fehl"-Entscheidung reagiert, sind einfach nur erbärmlich.

Verliert die Fed ihre Unabhängigkeit, dann wird sich der nächste Wirtschaftsabschwung zu einem Sturm auswachsen, gegen den die Krise von 2008 nur ein laues Lüftchen war. Die Welt kann deshalb nur hoffen, dass Powell länger im Amt bleibt als Trump.

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