US-Medien zum dritten TV-Duell:"Ein Arsenal an zündenden Einzeilern"

Immerhin habe Romney alle ausländischen Namen korrekt ausgesprochen, merkt die "New York Times" süffisant an. Für viele Kommentatoren blieb Romney beim letzten TV-Duell nichts anderes übrig, als dem Präsidenten bei wichtigen außenpolitischen Fragen zuzustimmen. Obama dagegen konnte sich als "Commander-in-Chief" profilieren. Doch hilft ihm dieser Bonus wirklich bei den Wählern?

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Immerhin habe Romney alle ausländischen Namen korrekt ausgesprochen, merkt die "New York Times" süffisant an. Für viele Kommentatoren blieb Romney beim letzten TV-Duell nichts anderes übrig, als dem Präsidenten bei wichtigen außenpolitischen Fragen zuzustimmen. Obama dagegen konnte sich als "Commander-in-Chief" profilieren. Doch hilft ihm dieser Bonus wirklich bei den Wählern? Beweisen, dass er ein guter Oberbefehlshaber ist, der bereit ist, entschlossener und kompromissloser vorzugehen als der jetzige Präsident, aber weniger rücksichtslos als George W. Bush - so beschreibt die New York Times Mitt Romneys Aufgabe im Duell gegen Obama. Hat er sie erfüllt? Eher nicht, meint David E. Sanger in seiner Analyse. Die dritte Debatte sei Romneys schwächste Leistung in den Duellen gewesen. Zwar habe er sein außenpolitisches Wissen unter Beweis stellen können, aber er habe auch immer wieder abgelenkt und sei auf die Wirtschaft zu sprechen gekommen, sein Lieblingsthema. Tragisch für Romney: Gerade in dessen ureigenem Feld habe Obama einen wichtigen Punkt setzen können, nämlich als es um die Verbindung von Außen- und Wirtschaftspolitik ging und Obama seinen Kontrahenten angriff, weil der sich im Jahr 2009 gegen die Rettung von General Motors ausgesprochen habe. Wenn Romneys Pläne damals Wirklichkeit geworden wären, "würden wir heute Autos aus China kaufen, anstatt Autos nach China zu verkaufen", so Obama.

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Ebenfalls in der New York Times spricht Kommentatorin Alessandra Stanley von "vertauschten Rollen" zwischen Obama und Romney: Der Herausforderer habe derart viel über Internationalismus, bessere Ausbildung und seine Unterstützung für die Rechte der Frauen in Entwicklungsländern gesprochen, dass Barack Obama, im Kontrast dazu, wie ein republikanischer Hardliner rübergekommen sei. "Nun, meine wichtigste Aufgabe als Oberbefehlshaber, ist es, für die Sicherheit des amerikanischen Volkes zu sorgen", sagte der Amtsinhaber trocken auf die Frage des Moderators. Normalerweise sei es Obama, der manchmal professoral und gewunden spreche, doch diesmal habe Romney dafür gesorgt, den Präsidenten klar und fokussiert erscheinen zu lassen. Der Republikaner dagegen habe sich zu sehr im Klein-Klein außenpolitischer Debatten verzettelt. Um Zweifel an seinem Wissen auszuräumen, habe er den Umgang mit Iran angesprochen, außerdem Polen, China und auch Lateinamerika. "Er sprach ausländische Namen und Länder korrekt aus, aber eben auch vorsichtig, wohl weil er besorgt war, dass eine falsche Aussprache seine Glaubwürdigkeit beschädigen könnte", so die Autorin.

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Die Huffington Post lag bei den Duellen zwischen Obama und Romney meist richtig, wenn es darum ging, die Debatte zusammenzufassen: "Romney wins the night", hieß es beim ersten TV-Duell. Bei der zweiten Debatte lautete der Titel: "Barack ist back." Und diesmal steht da in großen Lettern über einem Foto von Barack Obama: "CHIEF IN COMMAND - ein Wortspiel, denn Obama ist in seiner Eigenschaft als Präsident "Commander-in-Chief", also Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

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Wer hat gewonnen? Wer hat verloren? Die Washington Post präsentiert folgende Liste: Sieger des dritten TV-Duells sind: Barack Obama (weil er mit seinen Bemerkungen über "die Achtziger Jahre" und "Bajonette und Pferde" zwei "Brüller" anbringen konnte) , Moderator Bob Schieffer (weil er ein bisschen Humor in die Debatte brachte) und "Tumult" (von Romney fünfmal erwähnt). Auf der Verliererseite unter anderem: Mitt Romney (zu defensiv) und: die Außenpolitik (weil beide Kontrahenten immer wieder abschweiften).

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Im zweiten Duell schien die Sache für das Washingtoner Magazin Politico klar: "Obama schlägt zurück" hieß es vor einer Woche. Diesmal fällt das Urteil differenzierter aus: Zwar habe Obama in einigen Punkten gewonnen und seine Argumente in vielen Politikfeldern klar präsentiert, doch "Romney wirkte ruhig, während Obama unter Spannung war", so die Analyse. Wie sich die Debatte auf die Wähler auswirke, werde sich ohnehin frühestens Ende der Woche zeigen. Für Romney müsse es kein Nachteil sein, dass er in vielen Punkten die Unterschiede zu Obama nicht habe deutlich machen können: "Das ist die Taktik eines Kandidaten, der den Wahlkampf damit verbracht hat, die Vorstellung zu wiederlegen, er sei ein extremer Kriegstreiber."

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"Ich stimme zu", das ist nach Meinung des Online-Magazins Slate einer der wichtigsten Sätze Romneys gewesen. Der habe gewusst, dass er mit Außenpolitik im Grunde etwas überfordert sei. Deshalb habe er entschieden, "nicht zu spielen". Das immerhin sei gelungen, während Romney sein zweites Ziel, möglichst oft von heiklen außenpolitischen Fragen auf die Wirtschaftspolitik zu kommen, nur teilweise umsetzen konnte. Die wichtigste Erkenntnis des Abends sei, dass es "für amerikanische Politiker wahrscheinlich unmöglich ist, eine ehrliche Diskussion über Außenpolitik zu führen, ganz besonders in einem Wahljahr". Das sei zwar "nichts Neues, aber trotzdem traurig", so Slate-Kommentator Fred Kaplan.

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Fox News ist der Lieblingssender der Republikaner. Konservativ-reaktionäre Kommentatoren wie Bill O'Reilly prägen das Bild. Wenig überraschend also, dass der Sender auf seiner Website Romneys Auftritt positiv sieht. Obama sei "mit einem Arsenal an zündenden Einzeilern bewaffnet" gewesen, doch Romney habe "maßvoll zurückgefeuert". Auch Ed Rollins kommt zu Wort, ein früherer Berater von Ronald Reagan: "Der Präsident mag vielleicht gewonnen haben in einer knappen Debatte, aber Romney hat den 'Commander-in-Chief-Test' bestanden. Er war kenntnisreich in allen Themen, wirkte ruhig und eines Präsidenten würdig."

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Der Sender MSNBC steht dagegen in dem Ruf, eher auf demokratischer Seite zu sein. "Obamas Spitzen bestimmen die Debatte", titelt der Sender auf seiner Online-Seite. Dem Präsidenten sei es "wiederholt gelungen, Romney lächerlich zu machen" und er habe die Wähler während der 90-minütigen Debatte" erfolgreich daran erinnern können", dass er im Gegensatz zu Romney ein erfahrener Oberbefehlshaber sei. "Währenddessen bemühte sich der (Ex-)Gouverneur von Massachusetts, seine Vertrautheit mit sämtlichen Feldern der Weltpolitik zu demonstrieren", heißt es im Text.

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