Süddeutsche Zeitung

US-Justizminister in der Kritik:Trump und Sessions - das Ende einer Freundschaft

  • Indem sich Donald Trump von seinem Justizminister Jeff Sessions abwendet, beendet er die Freundschaft mit einem seiner ältesten Unterstützer.
  • Beide kennen und schätzen sich schon seit 2005. Trotz Problemen in jüngerer Zeit, hatte Trump bislang an seinem Minister festgehalten.
  • In einem Interview hatte er allerdings nun bedauert, Sessions überhaupt nominiert zu haben.

Von Jana Anzlinger

Sieht so "das Ende einer wunderbaren Freundschaft" aus? Das soll die Beziehung zwischen dem Justizminister Jeff Sessions und US-Präsident Donald Trump der Washington Post zufolge einmal gewesen sein. Nun aber fühlt sich Trump unfair behandelt von Sessions. Ob nach dem Ende der Freundschaft, auch Sessions Aus als Minister droht, bleibt abzuwarten.

Am Rande einer Pressekonferenz im Weißen Haus am Donnerstag sagte der Justizminister, dass er seinen Job behalten wolle. "Ich plane damit, weiterzumachen so lange es angemessen ist", so Sessions. Begonnen haben die Spekulationen über einen Rücktritt des Ministers nach einem Interview, das US-Präsident Trump der New York Times am Mittwoch gegeben hat.

Trump traf Sessions zuerst als Sachverständiger

Trump nimmt seinem Parteikollegen übel, dass dieser sich für befangen erklärt hat, nachdem das FBI den Vorwürfen nachgeht, Russland hätte auf den US-Wahlkampf Einfluss genommen. Sessions selbst hatte dem Wahlkampfteam von Trump angehört. Sessions hätte, so Trump, dieses Problem vor der Ernennung zum Minister ansprechen müssen. "Dann hätte ich nämlich jemand anderen ausgesucht", sagte er.

Trump und Sessions kennen sich schon seit 2005. Damals hatte Sessions den Immobilienmogul Trump als Sachverständigen in einen Ausschuss eingeladen, der die Renovierung des UN-Gebäudes in New York untersuchte.

Sessions hielt den überraschenden Kostenanstieg nicht für gerechtfertigt, Trump sagte in seinem Sinne aus, das Gebäude könne billiger renoviert werden.

Als sie sich an diesem Tag zum ersten Mal trafen, habe Trump "frischen Wind in diesen Senat" gebracht, sagte Sessions, damals Senator in Alabama. In den folgenden Jahren hielten beide losen Kontakt. Schließlich sind ihre Positionen in vielen Bereichen ähnlich: Gegenüber Einwanderern und insbesondere bei Justizthemen wie dem Strafvollzug gelten beide als Hardliner.

Einer der ersten prominenten Unterstützer

Als einer der ersten Senatoren unterstützte dann Sessions öffentlich Trumps Kandidatur zum US-Präsidenten. Während des Wahlkampfs beriet er den Kandidaten. Direkt nach der Wahl nominierte der President-elect seinen Mitstreiter als Minister.

Die Nominierung rief heftige Proteste hervor. So unterschrieben zum Beispiel mehr als tausend Juraprofessoren einen offenen Brief, in dem sie den Senat aufforderten, Sessions abzulehnen.

In mehreren Fällen hat Sessions sich in der Vergangenheit auf rassistische Weise geäußert. Als er in den 80ern als Staatsanwalt arbeitete, klagte er Mitglieder des Ku-Klux-Klans wegen eines Lynchmords an - und kommentierte am Rande der Verhandlung, er habe den Klan früher für "okay" gehalten.

In einer Stellungnahme zu seiner Nominierung schrieben Menschenrechtsorganisationen, der zu dieser Zeit 69-Jährige habe 30 Jahre lang einen Ruf als Rassist gefestigt und stehe Bürgerrechten feindlich gegenüber. So findet er, dass Sex zwischen Homosexuellen eine Straftat sein sollte. Solche Positionen würden ihn "ungeeignet als Justizminister der Vereinigten Staaten" machen, heißt es in dem Text.

Noch in jüngster Vergangenheit hatte Sessions offenbar großen Einfluss auf Trump - er war es offenbar, der im Mai die Entlassung von FBI-Chef James Comey empfahl. Noch am selben Tag soll Trump diesem Rat gefolgt sein. Zugleich aber war die Beziehung der beiden Freunde schon seit dem Frühjahr angespannt.

Rücktrittsangebot einmal abgelehnt

Als er sich Anfang März für befangen erklärte, sagte Sessions, er folge dem Rat von Ethikexperten seines Ministeriums. "Sie haben gesagt, ich sollte in keine Wahlkampf-Untersuchung involviert sein, weil ich selbst mit dem Wahlkampf zu tun hatte", sagte Sessions. Kurz zuvor war herausgekommen, dass er sich während des Wahlkampfs heimlich mit einem russischen Diplomaten getroffen haben soll.

Bereits im Mai soll Sessions seinen Rücktritt angeboten haben. Damals hatte Trump das aber nicht nur abgelehnt, sondern auch Sessions sein Vertrauen zugesichert. Im Juni kritisierte er das Justizministerium dann allerdings öffentlich, weil es den Einreisestopp "verwässert" habe.

Nun wird sich Trump womöglich doch noch Gedanken machen müssen, wer das Justizministerium führt - wenn einer seiner ältesten Unterstützer tatsächlich zurücktreten sollte.

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