US-Geheimgefängnisse:Hier CIA, Außenstelle Frankfurt

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Deutsche Wertarbeit: Die berüchtigten CIA-Geheimgefängnisse wurden offenbar nicht in Amerika geplant - sondern in Deutschland.

Hans Leyendecker

Kyle Dustin Foggo, 55, war mal Quartiermeister für die CIA. In Frankfurt stationiert, versorgte der Agent mit dem Spitznamen "Dusty" CIA-Mitarbeiter auf der ganzen Welt mit Waffen, Nahrung und manchmal auch mit Geld. Zeitweise war er auch als "Ethik-Beauftragter" für Sitte und Moral zuständig, aber merkwürdigerweise schrieb er in Briefen an Kollegen das Wort gelegentlich falsch: Ethick.

Eines der berüchtigten Geheimgefängnisse soll in Bukarest, eines in Marokko hochgezogen worden sein: Der Bau wurde angeblich in Frankfurt geplant. (Foto: Foto: dpa; afp; dpa / Montage: sde, Büch)

Jetzt zeigt sich, dass es sich nicht nur um eine Rechtschreibschwäche handelte. Die New York Times hat enthüllt, dass der bullige Foggo von Deutschland aus den Bau der berüchtigten Geheimgefängnisse des Geheimdienstes, in denen islamistische Terrorverdächtige zum Reden gebracht werden sollten, organisierte.

Im März 2003, berichtet das Blatt, hätten zwei CIA-Kollegen ihn vertraulich um Unterstützung bei dieser sensiblen Angelegenheit gebeten und Foggo habe gleich zugesagt, obwohl er wegen der Kriege im Irak und in Afghanistan schon reichlich zu tun hatte: "Ich war stolz, meinem Land zu helfen", sagte er später in einem Interview.

Kyle Dustin Foggo galt als Organisationsgenie und war in Frankfurt offenbar am richtigen Platz. Er hatte vertrauenswürdige Ingenieure und Spediteure bei der Hand und kannte auch die richtigen Buchhalter.

Die Geheimgefängnisse sollten absolut identisch sein, damit die Gefangenen später nicht wussten, wo sie eingesperrt worden waren. Ein Gefängnis soll in Bukarest auf einer belebten Straße hochgezogen worden sein. Ein weiteres wurde in Marokko gebaut und das dritte soll in einem anderen osteuropäischen Land errichtet worden sein. Jedes Geheimgefängnis der CIA soll Platz für etwa ein halbes Dutzend Gefangene geboten haben.

Vor dem 11. September 2001 hatte Foggo in Frankfurt eher wenig zu tun. Nach den Anschlägen aber brummte es. Die CIA brauchte sogar Sättel für Spezialeinsätze von Agenten im Irak. Es gibt keinen Hinweis, dass deutsche Stellen von der Arbeit des Zeug- und Quartiermeisters Kenntnis hatten.

Fest aber steht schon seit längerem, dass der Flughafen in Frankfurt oder der US-Stützpunkt Ramstein von der CIA für Flüge in Folterstaaten genutzt wurden - Deutschland war Hinterhof des schmutzigen Krieges.

Das hatte Tradition: Im Kalten Krieg war Deutschland, wie der Buchautor und ehemalige CIA-Mitarbeiter Philip Agee spottete, die "größte Außenstation der CIA", und Frankfurt war damals schon aus geographischen Gründen das Zentrum. Die technische Zentrale der CIA in Europa etwa war getarnt in einem Frankfurter Gebäude untergebracht, das einst dem Chemiegiganten I.G. Farben gehörte.

"Dusty" Foggo verhalf sein Spezial-Auftrag in Frankfurt zu einer ungeahnten Karriere beim amerikanischen Geheimdienst. Der patriotische Quartiermeister übernahm Ende 2004 den Posten des geschäftsführenden Direktors in der CIA-Zentrale in Langley - das ist das dritthöchste Amt in der Agency. Zeitweise führte er die Alltagsgeschäfte.

Im Mai 2006 wurde sein Büro in der CIA-Zentrale von FBI-Agenten durchsucht. Kollegen hatten durchgestochen, dass Kyle Dustin Foggo bei seinen Spezialaufträgen auch einen engen Freund mit einem 1,7-Millionen-Dollar-Auftrag bedacht hatte.

Foggo, der vom Freund auch zu noblen Essen und extravaganten Reisen eingeladen wurde, sitzt mittlerweile in Kentucky in Haft. Er wurde wegen der Schmiergeldaffäre zu drei Jahren Haft verurteilt.

© SZ vom 14.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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