US-Geheimdienste:NSA überprüft Tausende Mitarbeiter auf Kontakte zu Terrorgruppen

US-Geheimdienstimperium CIA von Snowden bloßgestellt

Bei der CIA hat angeblich ein Fünftel der Bewerber mit fragwürdigem Hintergrund Verbindungen zu Terrornetzwerken.

(Foto: dpa)

Extremisten sollen mehrfach versucht haben, die Geheimdienste der USA zu unterwandern. Deshalb überprüft die NSA Tausende Geheimdienstmitarbeiter auf verdächtige Kontakte. Kritiker bemängeln, dass dabei Spione, Terroristen und Whistleblower gleichgesetzt werden.

Die US-Regierung befürchtet Maulwürfe in den Reihen der eigenen Geheimdienste. Deshalb überprüft die NSA, ob die Mitarbeiter der US-Geheimdienste Kontakte zu terroristischen Verbindungen haben. Nach Angaben der Washington Post haben Extremisten anscheinend wiederholt versucht, die US-Geheimdienste zu infiltrieren.

Beim Auslandsgeheimdienst CIA hätte beispielsweise ein Fünftel der Bewerber mit fragwürdigem Hintergrund "bedeutende terroristische oder feindliche geheimdienstliche Verbindungen", berichtete die Zeitung unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Am häufigsten wurden Kontakte zur palästinensischen Hamas, zur libanesischen Hisbollah und zum internationalen Terrornetzwerk al-Qaida genannt.

Dem Bericht zufolge plante der US-Militärnachrichtendienst NSA aus Sorge vor einer Unterwanderung durch Extremisten vergangenes Jahr die Überwachung von mindestens 4000 Mitarbeitern - insbesondere deren Computernutzung. Zwei Quellen, die mit der für die Überwachung verwendeten Software vertraut sind, sagten der Washington Post, es werde geprüft, wer mehrere Dokumente zugleich herunterlade oder Datenbanken nutze, die er gewöhnlich nicht verwende.

Erst kürzlich wurde Chelsea Manning, die unter den Namen Bradley Manning Soldat der US-Armee war, verurteilt, weil sie 2010 riesige Mengen vertraulicher Dokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben hatte. Der Kongress beauftragte den Geheimdienstkoordinator James Clapper nach Bekanntwerden der Dokumente 2011 ein Programm aufzubauen, um weitere Lecks und den Missbrauch von Datenbanken zu verhindern sowie Doppelagenten aufzudecken. Die Umsetzung des Programms wurde aber mehrfach verzögert. Kritiker monieren, dass bei dem Programm Spione, "Terroristen" und sogenannte Whistleblower, die interne Missstände aufzudecken suchen, gleichgesetzt werden.

Die Maßnahmen konnten jedoch nicht verhindern, dass der Whistleblower Edward Snowden große Mengen klassifizierter NSA-Dokumente herunterlud. Der IT-Experte war zuletzt bei einer Firma beschäftigt, die der NSA zuarbeitete. Im Mai setzte er sich nach Hongkong ab und gab zahlreiche sensible Dokumente an ausgewählte Medien weiter. Inzwischen erhielt er in Russland vorläufig Zuflucht. Die US-Justiz will ihn wegen Geheimnisverrats vor Gericht stellen.

NSA zapfte Kommunikation von Brasiliens Präsidentin an

Derweil sorgen neue Snowden-Enthüllungen für Aufregung in Lateinamerika: Der US-Geheimdienst NSA hat laut einem Fernsehbericht die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff und den späteren mexikanischen Staatschef Enrique Peña Nieto ausspioniert. Der NSA habe ein spezielles Softwareprogramm genutzt, um die Kommunikation von Rousseff und ihrer Mitarbeiter per Telefon und Internet zu überwachen, berichtete der brasilianische Fernsehsender Globo am Montag unter Berufung auf ein NSA-Dokument, das er über den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden erhielt.

"Sollten sich die Informationen bewahrheiten, wäre das eine unzulässige, unakzeptable Situation, die als klare Verletzung der Souveränität unseres Landes eingestuft werden kann", sagte Brasiliens Justizminister José Eduardo Cardozo. Er hatte vergangene Woche in Washington mit Vizepräsident Joe Biden über die Enthüllungen gesprochen. Die USA lehnten einen brasilianischen Vorschlag ab, über ein Abkommen zu Spionagetätigkeit zu verhandeln.

Außer Rousseff wurde auch der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto ausspioniert, bevor er im Dezember an die Staatsspitze gewählt wurde. Den Angaben zufolge griff die NSA auf die Telefon- und E-Mail-Kommunikation des konservativen Politikers zu, in der er vor der Präsidentenwahl unter anderem über die Zusammensetzung seines künftigen Kabinetts diskutierte.

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