Süddeutsche Zeitung

US-Geheimdienst:Wikileaks stellt Dokumente von CIA-Chef ins Netz

  • Wikileaks hat sechs Dokumente veröffentlicht, die aus dem privaten E-Mail-Konto von CIA-Chef John Brennan stammen sollen.
  • Für Brennan ist der Vorfall sehr peinlich; der US-Geheimdienst nennt die Publikation "heimtückisch".
  • Wikileaks will in den kommenden Tagen weitere Unterlagen öffentlich machen. Die bisherigen Dokumente stammen aus der Zeit vor 2009, als Brennan zum wichtigen Berater von Barack Obama aufstieg.

Sechs Dokumente, die angeblich von CIA-Chef Brennan stammen

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat damit begonnen, Informationen ins Netz zu stellen, die aus dem privaten E-Mail-Konto von CIA-Direktor John Brennan stammen sollen. Unter den sechs Dokumenten findet sich neben einem zum Teil ausgefüllten Antrag Brennans auf eine Sicherheitsüberprüfung eine Notiz zur Iran-Politik sowie ein Brief eines republikanischen Abgeordneten über CIA-Verhörmethoden.

Das Material wurde offenbar von einem Hacker aus Brennans Account abgefischt, der sich im Gespräch mit der New York Post als Schüler vorstellte, der mit seiner Cyberattacke gegen die US-Außenpolitik protestieren wollte. Dazu habe er sich als Mitarbeiter der Telekommunikationsfirma Verizon ausgegeben und so Informationen über Brennans AOL-Konto erhalten.

Offen blieb zunächst, ob durch die Veröffentlichung des Fragebogens zu seiner Sicherheitsprüfung auch geheime Informationen zur nationalen Sicherheit in Umlauf gerieten. Aber natürlich ist es sowohl für den CIA-Direktor persönlich als auch für den Geheimdienst peinlich, dass diese Daten öffentlich werden.

CIA verurteilt Publikation als "heimtückisch"

Die CIA verurteilte die Veröffentlichung auf der Wikileaks-Website. Das Anzapfen des privaten E-Mail-Postfachs sei "ein Verbrechen und Brennans Familie ist das Opfer". Die Mails seien "in heimtückischer Absicht" kopiert und verbreitet worden. "Eine solche Attacke könnte jeden treffen und sollte verurteilt und nicht unterstützt werden", erklärte die CIA. Laut Wikileaks nutzte Brennan seine private E-Mail-Adresse jedoch gelegentlich für geheimdienstliche Projekte.

Alle enthüllten Dokumente stammen aus der Zeit vor 2009, also bevor Brennan als Anti-Terror-Berater ins Weiße Haus kam. Am 17. November 2008 reichte er einen Antrag auf Sicherheitsüberprüfung ein (Draft FS 86 als PDF). In diesem Dokument finden sich neben der Sozialversicherungsnummer seiner Frau auch Namen von früheren Kollegen, mit denen Brennan im Lauf seiner langen Karriere bei der CIA zusammenarbeitete, ehe er 2004 vorübergehend in den Privatsektor wechselte. Auch der Name und eine Telefonnummer des früheren CIA-Chefs George Tenet tauchen darin auf.

Werben für Dialog mit Iran

Eine Ende 2007 verfasste Notiz Brennans, die offenbar für Obama gedacht war - oder zumindest für den nächsten Amtsinhaber im Oval Office, beschäftigt sich mit dem Umgang mit Iran. Der damalige Berater warb für eine pragmatische Herangehensweise nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche, derer sich die US-Regierung letztlich zum Teil bedienen sollte, um Teheran zu Verhandlungen über eine Zähmung seines Atomprogramms zu bewegen.

"Die USA haben keine andere Wahl als Wege zur Koexistenz zu finden - und mit Teheran auszukommen, ganz egal welche Regierung dort an der Macht ist", schrieb Brennan. Doch auch Iran werde mit den USA "auskommen" müssen. Denn die Möglichkeiten Teherans zur Förderung seiner politischen und wirtschaftlichen Interessen hingen von einem nichtfeindlichen Verhältnis mit dem Westen ab. In der Notiz findet sich zudem Kritik an Obamas Vorgänger George W. Bush. "Unbegründet" habe dieser Iran als Teil der weltweiten "Achse des Bösen" gebrandmarkt, schrieb Brennan.

Zu den mutmaßlich gehackten Dokumenten zählt ein auf 2008 datiertes Schreiben des damaligen republikanischen Senators Kit Bond. Dieser erläutert Kollegen darin seinen Vorschlag, wonach die umstrittenen CIA-Verhörpraktiken nicht so stark eingeschränkt werden sollten wie es im Handbuch des US-Militärs vorgeschrieben wäre. Warum Bonds Brief im Besitz von Brennan war, ist unklar. Der heutige CIA-Chef, der als Kopf hinter Obamas Drohnen-Strategie gilt, hat die brutalen Verhörmethoden des US-Auslandsgeheimdiensts zwar als Mittel zur Gewinnung wertvoller Informationen verteidigt, zugleich aber den Beschluss Obamas zum Verbot der Praktiken unterstützt.

Die Enthüllungs-Website Wikileaks hat angekündigt, in den kommenden Tagen weitere "CIA emails" zu veröffentlichen - in der nächsten Tranche soll es um die Strategie des US-Militärs in Afghanistan und Pakistan gehen.

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