TV-Debatte der US-Republikaner:Gentleman Bush ist als Angreifer gefordert

Top-Polling GOP Candidates Participate In First Republican Presidential Debate

US-Republikaner Jeb Bush (Zweiter von rechts) muss gegen seinen Kontrahenten Donald Trump (Zweiter von links) austeilen - aber nicht zu aggressiv.

(Foto: AFP)
  • Die zweite Fernsehdebatte der Republikaner steht an.
  • Jeb Bush fällt seit dem Sommer in Umfragen immer weiter hinter den prahlenden Geschäftsmann Donald Trump zurück.
  • Sollte er schlicht bei seiner vornehmen Zurückhaltung bleiben, könnte er scheitern.

Von Nicolas Richter, Washington

Jeb Bush hat lange gezögert, sich auf das Niveau einer republikanischen Vorwahl herabzulassen. Er werde sich nur für das Weiße Haus bewerben, wenn ein positiver, konstruktiver Wahlkampf Erfolg verspreche, ließ er im vergangenen Jahr wissen. Seit er nun im Juni seine Kandidatur erklärt hat, gibt er sich als Versöhner, der Weiße und Latinos eint, der "Menschen zusammenbringt mit einer hoffnungsfrohen, optimistischen Botschaft". Damit grenzt er sich ziemlich von der republikanischen Partei ab, die er eigentlich erobern will, und die seit Jahren für Polemik, Paranoia und Negativität steht. Bush möchte in diesem Wahlkampf der bessere Republikaner sein, gemäßigt im Ton, überlegen in der Sachkenntnis.

Doch seit dem Sommer fällt er in den Umfragen immer weiter hinter den prahlenden Geschäftsmann Donald Trump zurück, der Stimmung gegen Ausländer macht und verheißt, "Amerika wieder großartig zu machen". Im Schnitt sprechen Umfragen Bush jetzt acht Prozent der Stimmen zu, während Trump mehr als 30 abräumt. Derzeit also hätte der einstige Favorit, der Präsidentensohn und -bruder Jeb Bush, keine Chance, die Vorwahlen zu gewinnen und damit die Nominierung seiner Partei. Die Hoffnung, Trumps Erfolg sei nur eine flüchtige Romanze mit den Wählern, scheint sich nicht zu erfüllen, und längst fragen Beobachter, warum Bush seinen Konkurrenten nicht härter angreift.

In der ersten Debatte war der Ton noch höflich

Jetzt immerhin bietet sich eine Gelegenheit: An diesem Mittwoch begegnen sich beide Männer bei der zweiten republikanischen TV-Debatte. Bush steht damit vor der bislang größten Herausforderung in diesem Wahlkampf: Er muss Trump unmittelbar herausfordern, er muss spontan Worte finden, die Trump die Aura des Unbesiegbaren nehmen, ohne sich dabei aber selbst zu beschädigen. "Jeb Bush ist jemand, der Leute mag. Er ist kein echter Kämpfer. Er tritt an gegen Donald Trump, der ein großer Raufbold ist. Und irgendwie muss er es schaffen, im Ring gleich stark zu sein", sagt der einstige republikanische Anführer Newt Gingrich.

Als beide Männer bei der ersten TV-Debatte Anfang August nebeneinander standen, war der Ton noch höflich. Die Moderatorin fragte nach einem Bericht, wonach Bush über Trump gesagt habe, der sei ein "Clown" und "Arschloch". Bush bestritt dies und sagte, er störe sich nur an Trumps "spalterischer Sprache". Trump wiederum nannte Bush einen "Gentleman".

Doch in den vergangenen Wochen hat Bush, dessen Erfolgsaussichten zunehmend schwinden, Trump immer öfter infrage gestellt. In einem Werbespot zeigt er Trump in dessen eigenen Worten, wie der sich für Abtreibungen ausspricht oder die Demokratin Hillary Clinton lobt. Die Botschaft: Trump ist ein Wendehals und Opportunist. "Dieser Kerl ist kein Konservativer", sagt Bush, und immer wieder geißelt er auch Trumps Pöbeleien gegen Ausländer, Rivalen, Journalisten oder überhaupt Politiker in der Hauptstadt. "Man kann sich den Weg ins Weiße Haus nicht mit Beschimpfungen ebnen", sagt Bush. Trump wiederum wirft Bush vor, er stehe für "niedrige Energie" und sei allzu abhängig vom Geld großer Spender.

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