Es war nur ein Anruf, eine Nachricht von daheim - und kurz darauf war der mutmaßliche Islamist Bilal al-Berjawi tot. Die Frau des 27 Jahre alten gebürtigen Libanesen rief ihren Mann, der sich in Somalia aufhielt, am 21. Januar 2012 an. Sie hatte eine gute Nachricht für ihn: Er sei erstmals Vater geworden, ein Junge. Ob Berjawi nach dem Anruf gejubelt hat, ob er vielleicht sogar nach Hause wollte, ist nicht bekannt.
Fest steht, dass er danach mit Freunden im Auto die staubige Asphaltpiste von Elasha, einem ruhigen Vorort der somalischen Hauptstadt Mogadischu, entlang fuhr - und dann kreiste schon die Drohne über ihnen. Kurz nach 14 Uhr schlagen drei Raketen auf der Straße ein. Der Wagen geht in Flammen auf. Berjawi und seine Begleiter sterben. Das Funksignal seines Mobiltelefons hatte ihn wohl verraten.
Hinrichtung per Funk
Für die US-Regierung war Berjawi einer von al-Qaida, der die gefährlichen Terroristen der somalischen Shabaab-Milizen unterstützt hatte. Seit fünf Jahren steht al-Shabaab, die auch dschihadistische Netzwerke im Westen aufgebaut hat, auf der Liste von Terrororganisationen des US-Außenministeriums. Berjawi wurde nicht angeklagt, er bekam keinen Prozess, sondern wurde hingerichtet. Er ist der erste Mensch, der nachweislich durch eine ferngesteuerte Drohne in Afrika getötet wurde, das Signal dazu kam möglicherweise aus Deutschland.
Den Tod per Knopfdruck kennt die Menschheit aus Jemen, dem Irak, aus Afghanistan und Pakistan. Der moderne Krieg findet in einem Schattenreich statt; er ist kalt, meist präzise, manchmal nicht. Die geheimen Attacken in Afrika schaffen es selten in die Nachrichten. In Somalia sollen laut verschiedenen Quellen bis zu 29 Menschen durch US-Drohnen ums Leben gekommen sein. Washington gibt keine Zahlen heraus, über Erfolge nicht, über getötete Zivilisten schon gar nicht.