Nicht nur Wladimir Putin weiß dank Wikileaks nun, wie Amerikaner über ihn denken. Von Sarkozy und Berlusconi bis Mugabe und Gaddafi - lesen Sie, was die US-Vertretungen über die internationale Polit-Prominenz zu berichten wissen. Einen tierischen Vergleich hat die US-Vertretung in Russland für Wladmir Putin gefunden: Der frühere russische Präsident und jetzige Ministerpräsident wird als "Alpha-Rüde" bezeichnet. Weniger Führungskraft wird dagegen ...
... Putins Nachfolger im Kreml, Dmitrij Medwedjew, bescheinigt. Er wird als "blass" und "zögerlich" charakterisiert.
Größeres Machtbewusstsein schreibt die US-Botschaft in Moskau da schon seiner Frau Swetlana zu: Die russische Präsidentengattin habe schwarze Listen von Amtsträgern angelegt, denen sie einen Karriereknick an den Hals wünsche, weil sie sich ihrem Mann gegenüber als unzureichend loyal erwiesen hätten, berichtet Spiegel Online.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gilt unter US-Botschaftern als "empfindlich und autoritär". Gegenüber seinen Mitarbeitern bescheinigen ihm die Diplomaten ein teils schroffes Verhalten.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird vor allem für seinen ausschweifenden Lebensstil kritisiert. Als "inkompetent, aufgeblasen und ineffektiv" wird er eingeschätzt, als ein "physisch und politisch schwacher" Regierungschef, der wegen seiner Vorliebe für Partys nicht hinreichend zur Ruhe komme. US-Diplomaten zeigten sich im vergangenen Jahr außerdem über das enges Verhältnis zwischen Putin und Berlusconi besorgt, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Der Italiener scheine immer mehr zum Sprachrohr Putins in Europa zu werden. Bei der Beziehung gehe es auch um noble Geschenke und lukrative Energiegeschäfte.
Aus amerikanischer Sicht beunruhigend ist dagegen das Gebaren des türkischen Premiers. Recep Tayyip Erdogan inszeniere sich als "Volkstribun von Anatolien". Kritisch sehen die USA auch seine politische Orientierung: So sollen Spitzenpositionen in der Regierungspartei AKP von Mitgliedern einer muslimischen Bruderschaft besetzt sein. Zudem habe Erdogan islamistischen Bankern zu wichtigen Positionen verholfen. Auch informiere er sich fast ausschließlich über Islamisten-nahe Medien.
Überraschend ist folgende Anekdote über den iranischen Machthaber: Vom Stabschef der Revolutionswächter habe sich Mahmud Ahmadinedschad einmal eine Ohrfeige eingefangen, weil er sich für mehr Pressefreiheit einsetzte. Relevanter ist jedoch, dass US-Diplomaten den Präsidenten mit Adolf Hitler verglichen. Diese Einschätzung folgt dem Vergleich der derzeitigen Lage angesichts des iranischen Atomprogramms mit der Situation vor dem Zweiten Weltkrieg durch einen US-Diplomaten in Abu Dhabi.
Auch dieser Herr ist Ahmadinedschad offenbar nicht wohlgesonnen. Er könne seinen Nachbarn Iran nicht ausstehen, heißt es in den Depeschen über König Abdullah von Saudi-Arabien. Dort wird er mit dem Satz zitiert, der "Schlange" Iran müsse der Kopf abgeschlagen werden.
Ebenfalls kein Fan des iranischen Präsidenten ist Ägyptens Präsident Hosni Mubarak. Die US-Diplomaten kolportieren unter anderem, dass er die Mächtigen in Teheran für "Lügner" hält und von einem "tiefen Hass auf die islamische Republik beseelt ist". Der Schriftverkehr zwischen den Botschaften im Nahen und Mittleren Osten und dem US-Außenministerium belegt außerdem, wie sehr die Staaten dort eine iranische Vorherrschaft fürchten.
Wenig schmeichelhaft urteilte die US-Botschaft in Kabul offenbar über den afghanischen Präsidenten: Hamid Karsai wird als "schwache Persönlichkeit" charakterisiert, die von "Paranoia" getrieben sei. Auch sein jüngerer Halbbruder Ahmed Wali Karsai wird erwähnt: Er sei ein korrupter Drogenbaron, heißt es in einer Depesche.
Von einer gewissen Bewunderung zeugt ein Statement über Robert Mugabe, der Simbabwe seit mehreren Jahren diktatorisch regiert. Laut New York Times bescheinigte der dortige US-Botschafter Mugabe, er sei ein "brillanter Taktiker".
Unter seiner Präsidentschaft soll es in Kenia einen landesweiten Sumpf blühender Korruption geben: Mwai Kibaki. Die Einschätzungen, die die US-Botschaften ins Weiße Haus schicken, sind jedoch nicht nur politischer Natur:
Libyens Staastchef Muammar el Gadaffi soll praktisch nicht mehr ohne die Begleitung einer vollbusigen ukrainischen Krankenschwester verreisen. Zu seinen politischen Fähigkeiten heißt es in den Depeschen, der umstrittene Staatschef sei vollkommen abhängig von seinem ihm umgebenden Netzwerk aus Vertrauten.
Über Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow heißt es in den von Wikileaks veröffentlichten US-Dokumenten, dass er auf Partys mit vergoldeter Pistole und mit Haufen von Geldscheinen und Gold erscheine. Während einer Hochzeitsfeier in der nordkaukasischen Republik Dagestan habe Kadyrow tollpatschig getanzt - seine Pistole im Bund seiner Jeans. Zusammen mit dem Vater des Bräutigams, dem Chef der dagestanischen Erdölgesellschaft und derzeitigem Parlamentsabgeordneten Gadschi Machatschew, habe er sodann "die tanzenden Kinder mit Hundert-Dollar-Scheinen beworfen".