US-Botschaft in Israel:Sehr viel teurer als versprochen

US-Botschaft in Israel: Feierliche Einweihung: Im Mai eröffneten Präsidententochter Ivanka Trump und US-Finanzminister Steve Mnuchin die US-Botschaft in Jerusalem.

Feierliche Einweihung: Im Mai eröffneten Präsidententochter Ivanka Trump und US-Finanzminister Steve Mnuchin die US-Botschaft in Jerusalem.

(Foto: Menahem Khana/AFP)
  • Nachdem Donald Trump die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt hat, wird das ehemalige US-Konsulat zum Botschaftsgebäude umgebaut.
  • Die Kosten dafür sind fast hundertmal teurer als angekündigt.
  • Wie lange der Komplex als Botschaft genutzt wird, ist unklar.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Kostenüberschreitungen bei öffentlichen Bauten kommen überall vor. Aber die Bauarbeiten in der von Tel Aviv nach Jerusalem verlegten US-Botschaft sind nun doch erheblich teurer, als es Präsident Donald Trump angekündigt hatte: fast hundertmal teurer. Dabei hat Trump durchaus Erfahrung mit Immobilien aus seiner Zeit vor dem Einzug ins Weiße Haus.

Als er im März verkündete, die Botschaft verlegen zu wollen, hatte Trump berichtet, dass man ihm Kostenvoranschläge in Höhe von einer Milliarde US-Dollar vorgelegt habe. "Wir machen es aber für 250 000 Dollar. Wir werden die Baumaßnahmen sehr schnell und kostengünstig vornehmen." Trump wiederholte dies mehrfach. Bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang Mai im Weißen Haus sprach er erstmals davon, dass 400 000 Dollar ausgegeben werden müssten - obwohl ihm der US-Botschafter in Israel, David Friedman, versichert habe, eine Renovierung sei schon für 150 000 Dollar möglich. "Auch wenn es nur temporär ist, es wird sehr nett werden", versprach Trump.

Nun wird es vor allem sehr viel teurer. Auf der Homepage der US-Regierung sind vergebene Aufträge zu finden. Demnach wurden bereits 335 402 Dollar ausgegeben, damit das bis dahin als Konsulat genutzte Gebäude im Jerusalemer Stadtteil Arnona pünktlich zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels am 14. Mai als Botschaft eröffnet werden konnte.

Das Gebäude liegt zwar in Jerusalem, aber nicht ganz in Israel

Seit dem 9. Juli laufen nun weitere Baumaßnahmen. Dafür hat das US-Außenministerium mit der im US-Bundesstaat Maryland ansässigen Firma Desbuild Limak D&K einen Vertrag abgeschlossen, der einen Festpreis von 21,182 Millionen Dollar vorsieht. Der Auftrag umfasst "Design/Baumaßnahmen für ein Gebäude sowie Ergänzungen und Sicherheitsaufrüstungen auf dem Gelände der US-Botschaft". Laut den veröffentlichten Vertragsdetails sollen die Bauarbeiten bis zum 9. April 2020 - also in einem Jahr und neun Monaten - abgeschlossen sein. Zwei Firmen beteiligten sich an der Ausschreibung.

Noch ist nicht klar, wie lange dieser Komplex als US-Botschaft genutzt wird, denn eigentlich sollte neu gebaut werden. Seit 2010 haben die USA hier Konsulatsangelegenheiten abgewickelt. Die New York Times machte kurz vor der Eröffnung darauf aufmerksam, dass die Botschaft zwar in Jerusalem liegt, aber nicht ganz in Israel: Der Gebäudekomplex steht auf der sogenannten grünen Linie - im Niemandsland also. Die grüne Linie war bis zum Sechstagekrieg 1967 ein Teil der Außengrenzen Israels, das Niemandsland erstreckt sich zwischen West- und Ostjerusalem. Der Ostteil wird von den Palästinensern als künftige Hauptstadt ihres Staates beansprucht. Am Tag der Botschaftseröffnung kam es zu heftigen Protesten an der Grenze zum Gazastreifen, 62 Palästinenser wurden von israelischen Soldaten erschossen. Guatemala und Paraguay haben ihre Botschaften ebenfalls verlegt.

Die israelische Regierung hat den USA ein Stück Land geschenkt, aber ob die neue Botschaft dort gebaut wird, ist noch offen. Offenbar haben die Amerikaner Sicherheitsbedenken. Je nach Standort gibt es große Unterschiede bei den Ausgaben für diplomatische Vertretungen der USA: Die Kosten für die vor zehn Jahren eröffnete Botschaft am Pariser Platz in Berlin wurden mit 130 Millionen Dollar angegeben. Die neue diplomatische Vertretung in London, die im Februar eröffnet wurde, liegt laut Trump in schlechter Lage, 1,2 Milliarden habe sie gekostet - "ein schlechter Deal", kritisierte er auf Twitter.

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