Erst Sankt Petersburg, dann Maskat: Steve Witkoff ist ein viel beschäftigter Mann dieser Tage. Am Freitag noch schüttelte er im alten Kunstmuseum der Zaren, der Eremitage, Kremlchef Wladimir Putin die Hand. Am Samstag traf er dann den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Omans Hauptstadt zu einem kurzen Tête-à-Tête. Witkoff, offiziell Nahost-Beauftragter der US-Regierung, ist tatsächlich Donald Trumps Mann für die großen internationalen Krisen.
Mit den schwierigsten außenpolitischen Themen hat er nicht seinen Außenminister und ehemaligen Rivalen um die Präsidentschaftskandidatur, Marco Rubio, beauftragt, sondern seinen Golf-Buddy und langjährigen Bekannten Witkoff. Gaza, der Ukraine-Krieg, die Atomverhandlungen mit Iran: In allen drei Großkonflikten soll er Ergebnisse produzieren.
Witkoff sammelt diplomatische Erfahrungen im Turbotempo
Am Freitag hatte Witkoff, ein Anwalt und Immobilienkaufmann, vier Stunden lang mit Putin über einen Waffenstillstand in der Ukraine konferiert – ohne dass später Ergebnisse verkündet wurden. Putins Sprecher Dmitrij Peskow ließ lediglich wissen, es sei „eine gute Gelegenheit“ gewesen, „Trump Russlands Haltung zu vermitteln“. Was wohl die diplomatische Umschreibung des Umstands sein dürfte, dass Russlands Präsident offenbar keinerlei Anlass sieht, nachzugeben oder auch nur eine vorübergehende Feuerpause zu erwägen.
Dabei will Trump dringend außenpolitische Erfolge. „Russland muss sich bewegen“, hatte er noch am Freitag in seinem Social-Media-Portal Truth Social geschrieben. Und im Fernsehinterview hatte er Tage zuvor gesagt, dass er über Putins Unnachgiebigkeit „sehr verärgert“ sei. Aber auch das hat den Kremlchef offenbar nicht dazu bewegt, bei seinem Treffen mit Witkoff mehr Entgegenkommen zu signalisieren.
Ehe Trump im November Witkoff zu seinem Nahost-Emissär ernannte, war der New Yorker Milliardär in diplomatischen Kreisen ein unbeschriebenes Blatt. Niemand kannte ihn, keiner hatte mit ihm gerechnet. Und vor allem: Witkoff verfügte offenkundig – abgesehen von den Verbindungen, die er für Immobiliengeschäfte geknüpft hatte – weder in Nahost-Dingen über fachliche Expertise noch über Erfahrungen mit diplomatischen Missionen. Letztere sammelt er seither im Turbotempo.
Putin hat er nun in Sankt Petersburg zum dritten Mal in zwei Monaten getroffen. Mehrmals schon war er in Israel und am Golf. Nur sind die Ergebnisse seiner Bemühungen bisher – nicht nur in Sachen Ukraine – übersichtlich. Was angesichts der Konflikte, in denen er Lösungen vermitteln soll, nicht weiter verwunderlich erscheint. Gemessen am Erfolgsdruck, den sein Boss selbst aufgebaut hat und immer wieder erzeugt, ist es allerdings wenig. Vor der Wahl hatte Trump getönt, den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden, und auch eine rasche Lösung des Gaza-Konflikts in Aussicht gestellt.
Auch im Streit mit Iran hat Trump Zeitdruck erzeugt. Eine Zweimonatsfrist setzt er dem Regime, einen neuen Deal über das Teheraner Atomprogramm auszuhandeln. Ansonsten hat er mit Bombenangriffen gedroht, „wie sie sie noch nie erlebt haben“. Da dürfte es für Witkoff nicht nur ein Erfolg gewesen sein, dass er dem iranischen Chef-Unterhändler am Samstag kurz persönlich begegnete, sondern dass beide Seiten einen neuen Gesprächstermin fürs kommende Wochenende vereinbarten.