Urwahl bei den Grünen:Göring-Eckardt und Özdemir führen Grüne in die Bundestagswahl

Urwahl bei den Grünen: Kathrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir

Kathrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir

(Foto: Florian Peljak/dpa)
  • Die Grünen haben per Urwahl ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl bestimmt.
  • In der Konkurrenz um den von einem Mann zu besetzenden Platz im Spitzenduo setzte sich Parteichef Özdemir gegen seine beiden Konkurrenten durch - gegenüber dem Zweitplatzierten Habeck allerdings nur knapp.
  • Fraktionschefin Göring-Eckardt galt als einzige Bewerberin für den "Frauenplatz" als gesetzt. Sie erhielt etwa 71 Prozent.

Cem Özdemir wird die Grünen zusammen mit Katrin Göring-Eckardt in den Bundestagswahlkampf führen. Das haben die Parteimitglieder in einer Urwahl bestimmt, wie Bundesgeschäftsführer Michael Kellner in Berlin bekannt gab.

Özdemir hat sich damit gegen seine Konkurrenten, den Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter und Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck, durchgesetzt. Allerdings fiel Özdemirs Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten äußert knapp aus - er erhielt gerade einmal 75 Stimmen mehr als Habeck.

Insgesamt gaben Kellner zufolge mehr als 32 000 Grünen-Mitglieder ihre Stimme ab - etwa 60 Prozent der Parteimitglieder. Bei dem von einem Mann zu besetzenden Platz des Spitzenduos setzte sich Özdemir mit 35,96 Prozent (12 204 Stimmen) durch. Für Habeck stimmten 35,74 Prozent der Mitglieder (12 129 Stimmen). Hofreiter landete mit etwas mehr als 26 Prozent (8886 Stimmen) auf dem letzten Platz.

Die Fraktionsvorsitzende Göring-Eckardt war als einzige Bewerberin für das Spitzenduo beim Bundestagswahlkampf bereits gesetzt. Für sie stimmten rund 71 Prozent der Mitglieder (23 967 Stimmen).

Wofür die Spitzenkandidaten stehen

Mit Göring-Eckardt und Özdemir führt nun ein Duo die Partei in den Bundestagswahlkampf, von dem beide dem Realo-Flügel der Partei zuzurechnen sind. Özdemir wuchs in Baden-Württemberg als Sohn türkischer Gastarbeiter auf. In jüngerer Zeit ist er vor allem durch eine klare Haltung zur Situation in der Türkei, zum Islamismus und zu Flüchtlings- und Integrationsfragen hervorgetreten. Der Grünen-Parteichef gilt als Befürworter einer schwarz-grünen Koalition.

Auch Göring-Eckardt hat sich in der Vergangenheit offen für ein solches Bündnis gezeigt. Die Thüringerin war eine der ersten Grünen in der DDR und stand mehrere Jahre an der Spitze der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auch sie steht für die bürgerliche Seite der Grünen, die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete sie einmal unter Anspielung auf Kanzlerin Merkel als die "grüne Angela".

Auch der zweitplatzierte Mann, Habeck, ist tendenziell eher dem realpolitischen Flügel der Partei zuzurechnen. Dass er so knapp hinter Özdemir landete, kann durchaus als Überraschung gelten, ist er doch weitaus weniger bekannt als dieser oder auch Fraktionschef Hofreiter. Der klar dem linken Flügeln zuzurechnende Hofreiter erhielt mit der schlechten Platzierung hingegen einen Dämpfer.

Das Urwahl-Verfahren hatten die Grünen vor der letzten Bundestagswahl erstmals eingeführt, um Streit über die Kandidaten zu vermeiden. Beim letzten Mal gab es eine Überraschung, als Göring-Eckardt sich gegen die prominenten Grünen-Frauen Claudia Roth und Renate Künast durchsetzte.

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