Süddeutsche Zeitung

Urteil in Libyen:Gaddafi-Sohn zum Tode verurteilt

Lesezeit: 1 min

Libysches Gericht spricht Urteil gegen Saif al-Islam al-Gaddafi

Ein Gericht in Libyen hat den Sohn des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen den 43-Jährigen unter anderem wegen Kriegsverbrechen und Korruption schuldig, wie die staatliche Nachrichtenagentur LNA berichtete. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

In Tripolis herrscht eine vom Westen nicht anerkannte islamistische Regierung. Saif al-Islam (übersetzt: Schwert des Islam) wurde Ende 2011 bei dem Versuch, dass Land zu verlassen, festgenommen. Seitdem wird er in der westlibyschen Stadt Al-Sintan festgehalten. Kurz zuvor war sein Vater Muammar al-Gaddafi in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen erschossen worden.

Saif al-Islam al-Gaddafi stand seit April 2014 zusammen mit 36 weiteren Funktionären des früheren libyschen Regimes vor Gericht. Der Gaddafi-Sohn erschien aus Sicherheitsgründen aber niemals persönlich vor den Richtern, sondern nahm allenfalls zeitweise per Videoschalte an den Verhandlungen teil.

Am Dienstag wurden zudem acht Vertraute Gaddafis zur Hinrichtung durch ein Erschießungskommando verurteilt, darunter der frühere Regierungschef Baghdadi al-Mahmudi und der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah Senussi. Ihnen wurden Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen Gaddafi im Jahr 2011 vorgeworfen.

Den Haag forderte Auslieferung Saif al-Islams

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte sich 2014 vergeblich um eine Auslieferung Saif al-Islams bemüht. Dieser sollte sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der internationalen Justizbehörde verantworten. Menschenrechtsgruppen befürchteten, dass er in dem Bürgerkriegsland kein faires Verfahren bekommen würde.

Seit dem mit Hilfe der Nato erfolgten Sturz Gaddafis ist Libyen in einen Bürgerkrieg geraten, in dem sich mittlerweile zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente gegenüberstehen. Zudem kämpfen mehrere Milizen und auch der sogenannte Islamische Staat und Al-Qaida-Ableger um Einfluss in dem nordafrikanischen Land.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2585243
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AFP/AP/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.