Urteil in Libyen:Gaddafi-Sohn zum Tode verurteilt

Saif al-Islam Gaddafi, son of late Libyan leader Muammar Gaddafi, attends a hearing behind bars in a courtroom in Zintan

Saif al-Islam al-Gaddafi hinter Gittern bei einer Verhandlung in Al-Sintan im Mai 2014.

(Foto: Stringer/Reuters)
  • Saif al-Islam, zweitältester Sohn des früheren libyschen Machthabers Gaddafi, ist von einem Gericht in Tripolis zum Tode verurteilt worden.
  • Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Kriegsverbrechen und Korruption.
  • Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte sich zuvor vergeblich um eine Auslieferung bemüht.

Libysches Gericht spricht Urteil gegen Saif al-Islam al-Gaddafi

Ein Gericht in Libyen hat den Sohn des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen den 43-Jährigen unter anderem wegen Kriegsverbrechen und Korruption schuldig, wie die staatliche Nachrichtenagentur LNA berichtete. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

In Tripolis herrscht eine vom Westen nicht anerkannte islamistische Regierung. Saif al-Islam (übersetzt: Schwert des Islam) wurde Ende 2011 bei dem Versuch, dass Land zu verlassen, festgenommen. Seitdem wird er in der westlibyschen Stadt Al-Sintan festgehalten. Kurz zuvor war sein Vater Muammar al-Gaddafi in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen erschossen worden.

Saif al-Islam al-Gaddafi stand seit April 2014 zusammen mit 36 weiteren Funktionären des früheren libyschen Regimes vor Gericht. Der Gaddafi-Sohn erschien aus Sicherheitsgründen aber niemals persönlich vor den Richtern, sondern nahm allenfalls zeitweise per Videoschalte an den Verhandlungen teil.

Am Dienstag wurden zudem acht Vertraute Gaddafis zur Hinrichtung durch ein Erschießungskommando verurteilt, darunter der frühere Regierungschef Baghdadi al-Mahmudi und der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah Senussi. Ihnen wurden Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen Gaddafi im Jahr 2011 vorgeworfen.

Den Haag forderte Auslieferung Saif al-Islams

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte sich 2014 vergeblich um eine Auslieferung Saif al-Islams bemüht. Dieser sollte sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der internationalen Justizbehörde verantworten. Menschenrechtsgruppen befürchteten, dass er in dem Bürgerkriegsland kein faires Verfahren bekommen würde.

Seit dem mit Hilfe der Nato erfolgten Sturz Gaddafis ist Libyen in einen Bürgerkrieg geraten, in dem sich mittlerweile zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente gegenüberstehen. Zudem kämpfen mehrere Milizen und auch der sogenannte Islamische Staat und Al-Qaida-Ableger um Einfluss in dem nordafrikanischen Land.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: