Urlaub:Jetzt an Weihnachten denken

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Wer entspannte Ferien jenseits des Balkons genießen will, bucht besser früh als spät.

Von Jochen Temsch

In Spanien wird es in diesem Sommer wieder eng. Bereits vergangenes Jahr sonnten sich rund 76 Millionen Touristen an den Stränden zwischen Costa Brava und Platja de Palma. Und obwohl die Preise gestiegen sind, ist kein Ende des Booms in Sicht. Der balearische Tourismusminister Biel Barceló warnte: "Wir haben keinen weiteren Platz mehr für Touristen." Die Hotels sind ausgebucht, restliche Zimmer werden zu Höchstpreisen angeboten. Wer sich noch keine Unterkunft gesichert hat, kann einen bezahlbaren Urlaub vergessen. Oder? Lohnt es sich, auf günstige Last-Minute-Angebote zu warten?

In den Neunzigerjahren, als das Buchen auf den letzten Drücker in Mode war, lief das so ab: Man fuhr zum Flughafen, fragte am Schalter, in welchem Flieger noch Platz war, und düste zwei, drei Stunden später nach Hurghada, Heraklion oder Bangkok. Überkapazitäten machten es möglich. Fluggesellschaften und Reiseveranstalter hielten viele Sitze und Betten vor - und verschleuderten, was sie nicht losbekamen. Heute ist der Begriff Last Minute immer noch gebräuchlich, jedoch nicht mehr so scharf abgegrenzt. Von Last Minute spricht man heute bei allen Buchungen, die zwei Wochen bis zu einem Monat vor Reiseantritt getätigt werden. Das Geschäft hat sich verändert.

In den Krisenjahren 2007 und 2008 reisten die Deutschen weniger. Daraufhin passten die Veranstalter ihr Angebot an. Sie kauften kleinere Zimmer- und Flugkontingente ein. Das lohnte sich, also blieben sie dabei und kauften je nach Bedarf nach. Diese Steuerung von Kapazitäten und Preisen, das sogenannte Yield Management, ist inzwischen so ausgeklügelt, dass die Reiseunternehmen kaum noch auf Überkapazitäten sitzen bleiben.

Die Urlauber selbst helfen den Veranstaltern in puncto Planungssicherheit: Indem sie immer früher buchen, wofür ihnen die Veranstalter hohe Rabatte gewähren. Los geht es im November, wenn die neuen Kataloge erscheinen. Wer bis Ende des Jahres seinen Sommerurlaub fürs nächste Jahr bucht, erhält etwa bei der Tui bis zu 40 Prozent Nachlass. Dann gibt es jeden Monat weniger Rabatt, bis Februar sind noch bis zu zehn Prozent drin.

"Der Frühbucheranteil steigt seit Jahren", teilt das Marktforschungsunternehmen GfK mit. Seit Mai brumme in den Reisebüros bereits das Geschäft mit dem Winterurlaub.

Dennoch gibt es immer noch Restposten und Kurzentschlossene. Beim Marktführer für Last-Minute-Reisen, L'Tur, heißt es, bei ihm werde mehr gebucht als 2016. Die meisten Kunden schlagen in den letzten sieben Tagen vor Abflug zu. Last Minute eignet sich somit vor allem für kinderlose Paare und Alleinreisende, denen es egal ist, wohin die Reise geht. Für Familien, die an die Schulferien gebunden sind, ist das Modell nicht empfehlenswert. Je mehr konkrete Urlaubswünsche vorhanden sind - das Land und den Ort betreffend, die Lage des Hotels, den Abflughafen, die Flugzeiten - desto weniger kommt Last Minute infrage, desto früher sollte buchen, wer die volle Auswahl will.

Am günstigsten macht man in diesem Sommer dort Urlaub, wo wenige hinwollen: in der Türkei, in Ägypten und Tunesien. Wer an Mallorca denkt, sollte dafür lieber die Weihnachtsferien ins Auge fassen. Und zwar jetzt.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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