Für die Regierung in Washington ist der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden momentan der Staatsfeind Nummer eins. "Er sollte nach Hause kommen und den Mut haben, sich den Anschuldigungen zu stellen", sagte US-Außenamtssprecher Patrick Ventrell. Unerwarteten Zuspruch bekommt der 30-Jährige, der sich zurzeit im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo aufhält, jetzt von einem republikanischen Ex-Senator - und sogar von einem ehemaligen US-Präsidenten.
"Amerika hat derzeit keine funktionierende Demokratie" - diesen, für einen Ex-Präsidenten höchst bemerkenswerten Satz soll Jimmy Carter, der von 1977 bis 1981 im Weißen Haus amtierte, gesagt haben. Spiegel Online zufolge fiel er am Dienstag bei einer Veranstaltung der "Atlantik-Brücke", einem deutsch-amerikanischen Politikberatungs- und Kommunikationsnetzwerk.
Schon zuvor hatte Carter im Gespräch mit dem TV-Sender CNN deutlich Stellung bezogen gegen das Vorgehen der US-Geheimdienste. Snowdens Enthüllungen seien "wahrscheinlich nützlich, da sie die Öffentlichkeit informieren". Und der Ex-Präsident geht noch weiter: Er spricht von einer "exzessiven" Geheimnistuerei und einer "Invasion der Privatsphäre", die zu weit gegangen sei.
Unterstützung erhält Snowden auch von Gordon J. Humphrey - dem ehemaligen republikanischen Senator von New Hampshire. Der schrieb dem Whistleblower eine Mail, die der britische Guardian veröffentlichte. Darin lobt der 72-Jährige Snowdens Durchhaltevermögen und äußert massive Kritik am Vorgehen der US-Regierung: Er glaube, "dass Sie das Richtige getan haben, indem Sie enthüllt haben, was ich als massive Verletzung der US-Verfassung betrachte". Für seine Suche nach Asyl wünscht ihm Humphrey viel Glück.
"Mr. Snowden,
Provided you have not leaked information that would put in harms way any intelligence agent, I believe you have done the right thing in exposing what I regard as massive violation of the United States Constitution.
Having served in the United States Senate for twelve years as a member of the Foreign Relations Committee, the Armed Services Committee and the Judiciary Committee, I think I have a good grounding to reach my conclusion.
I wish you well in your efforts to secure asylum and encourage you to persevere.
Kindly acknowledge this message, so that I will know it reached you.
Regards, Gordon J. Humphrey Former United States Senator New Hampshire"
Humphrey saß zwischen 1979 und 1990 für den Bundesstaat New Hampshire im US-Senat, er arbeitete in den Ausschüssen für Außenpolitik, Verteidigung und Justiz.
"Wachsende Arroganz" der US-Regierung
In einem weiteren Schreiben an den Journalisten Gleen Greenwald, der mit Snowden seit dessen Flucht in engem Kontakt steht, verurteilt Humphrey die "wachsende Arroganz" der US-Regierung. Die Regierung in Washington solle - statt Snowden - lieber die Leute verfolgen, die ihre Macht missbraucht und die Rechte von Millionen unverdächtigen US-Bürgern verletzt hätten.
In seiner Antwort bedankt Snowden sich für den Zuspruch von Senator Humphrey. "Ich wünschte nur, mehr von unseren Abgeordneten würden Ihre Prinzipien teilen", schreibt er. Dann wären die Enthüllungen gar nicht erst notwendig gewesen. Zugleich versicherte Snowden, er werde keinerlei Informationen verbreiten, die "unsere Leute gefährden - ob Agent oder nicht". Niemand würde es schaffen, ihn zu zwingen, derartige Informationen preiszugeben, "nicht einmal unter Folter".