Unruhen wegen teurer Lebensmittel:Haiti versinkt im Chaos

Die gewaltsamen Proteste in Haiti verschärfen sich weiter. Die Menschen protestieren gegen zu hohe Lebensmittelpreise. Der Befehl des Präsidenten, Ruhe einkehren zulassen, verhallte ungehört.

Ein verzweifelter Appell des Präsidenten hat die Unruhen im Karibikstaat Haiti nicht stoppen können. In der Hauptstadt Port-au-Prince zogen am Mittwoch mit Knüppeln und Steinen bewaffnete Banden durch die Straßen, steckten Autoreifen in Brand und errichteten Straßenbarrikaden. Läden und Regierungsbüros wurden geplündert. In den Elendsvierteln wie auch in den wohlhabenderen Vorstädten waren Schüsse zu hören.

Die Unruhen, die ihren Anfang in Protesten gegen hohe Lebensmittelpreise nahmen, ebbten am Abend (Ortszeit) ab. Die Geschäfte blieben geschlossen, aber die Banden verschwanden von den Straßen. Zuvor hatten Polizisten und die etwa 9.000 UN-Blauhelmsoldaten vergeblich versucht, die Situation in den Griff zu bekommen. Die Unruhen erstreckten sich auf das ganze Land. In der nördlichen Stadt Cap-Haitien versuchten Banden, Lebensmittel aus einem Lager des Welternährungsprogramms (WFP) zu stehlen, wie eine Sprecherin der Blauhelme erklärte.

Präsident Rene Preval meldete sich erstmals seit Beginn der Unruhen in der vergangenen Woche öffentlich zu Wort. Er rief die Bewohner zu einem Ende der Plünderungen auf. "Die Lösung liegt nicht darin, herumzulaufen und Läden zu zerstören", sagte er. "Ich gebe euch den Befehl damit aufzuhören." Er versprach, die Lebensmittelimporteure zu einer Senkung der Preise zu drängen.

Die weltweit gestiegenen Lebensmittelpreise treffen Haiti besonders hart, wo 80 Prozent der Bevölkerung mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen muss. Die Preise für Reis, Bohnen, Früchte und Kondensmilch sind seit dem vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen. Nudeln kosten sogar doppelt so viel.

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