Süddeutsche Zeitung

Unruhen in Libyen:Dutzende Tote bei Kämpfen in Bengasi

Bei Gefechten in der libyschen Hafenstadt Bengasi sind mindestens 32 Menschen getötet worden. Angehörige der Armee haben dort einen Angriff auf islamistische Milizen begonnen. Ihr Anführer ist aber selbst ein abtrünniger General, der im Frühjahr die Regierung stürzen wollte. Die Region kommt nicht zur Ruhe.

Bei bewaffneten Auseinandersetzungen in der libyschen Hafenstadt Bengasi sind Dutzende Menschen getötet worden. Bei Kämpfen zwischen Islamisten und der Miliz eines pensionierten Generals wurden lokalen Medien zufolge mindestens 32 Menschen getötet. Die Behörden meldeten sogar 43 Tote.

Wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte, wurden durch die Gefechte am Freitag zudem mehr als hundert Menschen verletzt. Die Zahl der Opfer kann nach Angaben von Sanitätern noch weiter steigen, weil noch immer Opfer aus dem Umland der Stadt in den Krankenhäusern einträfen.

Angehörige der libyschen Armee hatten versucht, in der östlichen Stadt zwei Stützpunkte islamistischer Milizen anzugreifen. Der Befehl für die Militäroperation wurde aber nicht vom Generalstab in Tripolis gegeben, sondern von dem abtrünnigen ehemaligen Generalmajor Chalifa Haftar. Dieser hatte im vergangenen Frühjahr erfolglos versucht, die Regierung zu stürzen.

Haftar, der die selbst ernannte Libysche Nationalarmee befehligt, kündigte an, er werde solange weiterkämpfen, bis die Islamisten vertrieben seien. Haftar forderte die Bewohner einiger Stadtteile am Samstag dazu auf, umgehend ihre Häuser zu verlassen, weil seine Milizen bereits neue Angriffe auf die Islamisten planten. Dutzende von Familien traten daraufhin die Flucht an.

Der Osten Libyens hat sich seit dem Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi 2011 zu einem weitgehend rechtsfreien Raum entwickelt. Bislang blieb die Übergangsregierung in Tripolis bei dem Versuch, die bewaffneten Gruppen zu entmachten oder in den Sicherheitsapparat einzugliedern, weitgehend erfolglos.

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Süddeutsche.de/dpa/Reuters
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