Süddeutsche Zeitung

Unruhen in Ägypten:Vorsichtige Friedenssignale in Kairo

Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi protestieren weiter - internationale Vermittler bemühen sich intensiv um eine gewaltfreie Lösung des Konflikts in Ägypten. Jetzt sieht es so aus, als würden die verhärteten Fronten zwischen Militär und Islamisten aufweichen.

Von Tomas Avenarius, Kairo

Im Machtkampf zwischen den Anhängern des von der Armee gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi und den neuen Machthabern zeichnet sich die Chance einer friedlichen Lösung ab. Tagelang schien die gewaltsame Auflösung der Protestlager der islamistischen Mursi-Anhänger einzig denkbares Szenario zu sein, doch am Wochenende deuteten beide Seiten vorsichtig ein Einlenken an.

Einer der Gründe für die möglicherweise nur vorübergehende Entspannung war der Stafettenlauf internationaler Vermittler: Nach der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, Bundesaußenminister Guido Westerwelle, US-Vize-Außenminister William Burns und einer Delegation der Afrikanischen Union kamen am Wochenende die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Katars nach Kairo, um mit Armeechef Abdel-Fattah al-Sisi, Vertretern der Übergangsregierung sowie mit Gefolgsleuten Mursis zu sprechen. Für diesen Montag haben sich zwei US-Senatoren in Kairo angesagt.

Obwohl die Islamisten ihre Protestlager nicht geräumt haben und stattdessen neue Demonstrationen durch die Hauptstadt organisierten, sagte Armeechef Abdel-Fattah al-Sisi bei einem Treffen mit einer Abordnung von Islamisten, die nicht zur Muslimbruderschaft gehören: "Es gibt noch immer Möglichkeiten einer friedlichen Lösung." Alle Parteien müssten aber der Gewalt abschwören. Bisher hatten die Sicherheitskräfte mit der gewaltsamen Auflösung aller Lager gedroht, in denen sich die Anhänger Mursis verschanzt halten.

Zuvor hatte Vizepräsident Mohamed ElBaradei gesagt, diskrete Einmischung von außen sei nicht unbedingt unerwünscht. Er betonte zwar, dass die internationale Gemeinschaft den Mursi-Sturz nun als quasi revolutionäre Volksbewegung sehe und nicht als Putsch, sagte aber auch: "Wir stehen unter keinem Druck von außen."

Auch bei den Muslimbrüdern schienen die Fronten aufzuweichen. Die Pro-Mursi-Allianz erkannte erstmals an, dass weite Teile der Bevölkerung sich von dem gewählten Staatschef abgewandt hatten: Er respektiere die Forderung der Massen, die am 30. Juni auf die Straße gingen, sagte ein Sprecher. Er zeigte sich bereit zu Verhandlungen mit den säkularen Parteien und nannte die geforderte Wiedereinsetzung Mursis verhandelbar.

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SZ vom 05.08.2013/fran
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