Salih nach Angriff verletzt:Jemens Präsident lässt sich in Saudi-Arabien behandeln

Jemens Präsident Salih ist bei einem Raketenangriff angeblich doch schwerer verletzt worden als zunächst angenommen - ein Geschosssplitter soll knapp unter seinem Herzen stecken. Salih ist nun nach Saudi-Arabien gereist, um sich in einem Krankenhaus versorgen zu lassen. Im Hinblick auf die Zukunft des von Unruhen erschütterten Landes wirft die Ausreise des Präsidenten neue Fragen auf.

Der bei einem Granatenangriff verletzte jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih ist nun offenbar doch nach Saudi-Arabien geflogen. Salih sei am Abend in Riad gelandet und sofort zur medizinischen Behandlung ins Militärkrankenhaus der Hauptstadt gebracht worden, sagte ein Behördenvertreter in Riad. Der jemenitische Präsident wolle nach der Behandlung in sein Land zurückkehren und an der Macht bleiben, betonte der Behördenvertreter aber.

Salih nach Angriff verletzt: Lässt sich nun offenbar doch in Saudi-Arabien behandeln: Jemens Präsident Ali Abdullah Salih.

Lässt sich nun offenbar doch in Saudi-Arabien behandeln: Jemens Präsident Ali Abdullah Salih.

(Foto: AFP)

Ein Ärzte-Team sei in den Jemen gereist, habe Salih untersucht und ihm dann empfohlen, sich im benachbarten Königreich behandeln zu lassen, hieß es in einer Stellungnahme des saudischen Königshauses. Der jemenitische Präsident habe eingewilligt und sei noch am Samstag abgereist. Ein Großteil seiner Familie begleitet ihn offenbar.

Mehrere arabische Fernsehsender hatten bereits zu einem früheren Zeitpunkt berichtet, Salih sei zur medizinischen Behandlung nach Saudi-Arabien aufgebrochen. Dies aber war von Vertrauten des Präsidenten dementiert worden: Salih halte sich nach wie vor in der Hauptstadt Sanaa auf, sagte beispielsweise der stellvertretende Generalsekretär von Salihs Partei GPC, Soltan el Barakani. Die Verletzungen des Präsidenten müssten nicht im Ausland behandelt werden.

Salih war nach Regierungsangaben während des Freitagsgebets bei einem Granatenangriff auf den Präsidentenpalast verletzt worden. Elf seiner Wachleute kamen dabei ums Leben. Nach Angaben eines Vertrauten, der den Präsidenten im Krankenhaus besuchte, erlitt Salih im Gesicht und an der Brust Verbrennungen sowie Kratzwunden durch herumfliegende Holzsplitter. Sein Zustand gebe aber keinen Anlass zur Sorge.

Die BBC hatte dagegen von einem 7,6 Zentimeter großen Geschosssplitter berichtet, der knapp unter dem Herzen Salihs stecke. Zudem habe Salih Verbrennungen zweiten Grades an der Brust und im Gesicht erlitten, berichtete die BBC unter Berufung auf eine Person aus dem Umfeld des Präsidenten.

Gegen Salih, der seit fast 33 Jahren herrscht, gibt es im Jemen seit vier Monaten anhaltende Proteste. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des Staatschefs. Zudem liefern sich Regierungstruppen in Sanaa seit Tagen heftige Kämpfe mit einem verfeindeten Stamm. Am Freitag hatte die Opposition zunächst vermeldet, der Präsident sei ums Leben gekommen.

Salihs Abreise war ein immer stärker werdender Druck seitens der benachbarten Golfstaaten sowie des Langzeitverbündeten USA vorangegangen, die ihn zum Rücktritt aufgefordert hatten. Salih hatte wiederholt einer Machtübergabe zugestimmt, nur um dann im letzten Moment wieder von dem Vorhaben abzurücken.

John Brennan, der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, habe am Samstag mit dem jemenitischen Vizepräsidenten Abed-Rabbo Mansur Hadi telefoniert, berichtete ein Vertreter des Weißen Hauses ohne Einzelheiten zu nennen. Die jemenitische Verfassung sieht vor, dass der Vizepräsident die Amtsgeschäfte während der Abwesenheit des Präsidenten führt. US-Vertreter konnten aber nicht bestätigen, dass die Macht nun tatsächlich an Abed-Rabbo Mansur Hadi übergegangen ist. Bislang wurde allgemein angenommen, dass Salih seinen Sohn Ahmed als seinen Nachfolger aufgebaut hat.

Salihs Abreise lässt nun Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle zukommen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters in Riad erfuhr, hat Saudi-Arabien einen Waffenstillstand zwischen rivalisierenden Stämmen und der jemenitischen Regierung vermittelt. Offenbar hielten sich die Konfliktparteien daran: In den Straßen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa herrschte am Samstag bei Einbruch der Nacht Ruhe, während in den vergangenen Tagen ständig Feuergefechte zu hören waren.

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