Universitäten:Schatz im Staub

Mehr als 800 einzelne Sammlungen gibt es an deutschen Unis. Nun unterstützt der Bund die Aufbereitung der Bestände.

Von Johann Osel

Wer in Erlangen einen Mann sieht, der unterm Arm einen uralten Kinderschädel oder ein getrocknetes Rindergenital trägt, muss nicht die Polizei rufen. Der Kustos der Universität, intern nennen ihn manche "Herr der Dinge", transportiert gern mal Objekte zu Fuß von Fakultäten in sein Büro. Mehr als ein Dutzend Sammlungen hat die Uni, von Medizin und Pathologie bis Astronomie, alle dezentral verteilt. Vor ein paar Jahren wurde ein Experte eingestellt, um sich der Erfassung und der Pflege der Objekte zu widmen - und einer möglichen Nutzung für aktuelle Forschung, Unterricht von Studenten oder auch Ausstellungen. Mehr als 800 einzelne Sammlungen gibt es an deutschen Unis, solche Koordinatoren aber kaum. Das soll sich nun ändern.

Von "ungehobenen Schätzen " sprach am Montag Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU), als sie den Startschuss für ein neues Förderprogramm gab. Zur Aufbereitung der Bestände stehen in den nächsten drei Jahren 7,5 Millionen Euro bereit. Universitäten können Anträge stellen, um museumskundliche Konzepte zu entwickeln oder Personal anzuheuern. Staubwedel vom Staat sozusagen. Anstoß dazu gegeben hat bereits 2011 der Wissenschaftsrat. "Sammlungen lagern unbekannt und ungenutzt in Abstellräumen, wo weder ihr dauerhafter Erhalt noch ihre wissenschaftliche Bearbeitung möglich sind", hieß es. Das Ministerium sieht "prekäre Zustände".

Wankas Pressetermin fand an der Uni Halle-Wittenberg statt. Da wurde vorbildlich die haustierkundliche Sammlung zum Museum. Wäre ja auch schade zum Beispiel um den Schädel des dreihörnigen Ziegenbocks.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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