Unionsstreit um die Homo-Ehe:G'schlamperte Verhältnisse

CSU-Chef Seehofer sträubt sich gegen eine Gleichstellung der Homo-Ehe noch 2013. Die Schwesterpartei CDU würde das Thema hingegen lieber noch vor der Wahl abräumen. Nun ist Kanzlerin Merkel gefragt - und ihr entschiedenes Sowohl-als-auch.

Ein Kommentar von Nico Fried

Die CDU und die CSU sind grammatikalisch gleichgeschlechtlich, haben sich aber schon vor vielen Jahren darauf verständigt, keine Homo-Ehe zu führen, sondern ihr Verhältnis dem zweier Schwestern gleichzustellen. Nicht verheiratet zu sein, schützt die beiden Parteien allerdings nicht vor heftigem Streit.

Der CSU-Chef Horst Seehofer hat nun erklärt, dass es mit ihm 2013 keine Gleichstellung bei gar nix mehr geben wird. Normalerweise würde man jetzt sagen, naja, der Seehofer halt, mal schauen, was morgen gilt. Aber weil nicht nur im Bund gewählt wird, sondern vor allem in Bayern, darf man annehmen, dass der Ministerpräsident nicht mehr ins Wanken gerät.

In der CDU hätten es viele lieber genau andersrum gemacht und das schwierige Thema gerade wegen der Wahlen rechtzeitig abgeräumt. Jetzt muss man sich irgendwie durchwursteln und Angela Merkel wird wohl ein entschiedenes Sowohl-als-auch dekretieren, das sie noch der FDP erklären muss, die eine volle Gleichstellung so schnell wie möglich will.

Die Liberalen bilden mit CDU und CSU eine Koalition. Wenn es da schlecht läuft, sagen Politiker immer, es sei keine Liebesheirat, sondern eine Zweckehe. Selbst das erscheint einem für diese Dreiecksbeziehung noch als problematisch, nicht nur familienrechtlich. Auch weil es in der Koalition schon lange sehr schlecht läuft, passt darauf am besten ein ganz anderer Begriff: g'schlamperte Verhältnisse.

© SZ vom 04.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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