Union:Merkel und ihr subtiles Band

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Angela Merkel und Horst Seehofer haben Unionsfraktionschef Volker Kauder (rechts) zur Wiederwahl vorgeschlagen. (Foto: REUTERS)

Erstmals seit Jahrzehnten gibt es bei der Wahl zum Unionsfraktionschef eine Kampfabstimmung. Die Kanzlerin empfiehlt die Wiederwahl Kauders - und ist sich da mit Seehofer einig.

Von Robert Roßmann, Berlin

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der Vorstandsklausur der Unionsfraktion für Volker Kauder geworben. Der 69-Jährige möchte am 25. September als Fraktionschef wiedergewählt werden. Zum ersten Mal in seiner 13-jährigen Amtszeit muss er sich eines Gegenkandidaten erwehren. Fraktionsvize Ralph Brinkhaus will Kauder ablösen, in der Vorstandsklausur kündigte er seine Kandidatur auch offiziell an. Der 50-Jährige vertritt den Wahlkreis Gütersloh. Er gilt als erfahrener Finanz- und Haushaltspolitiker, ist bisher aber nicht als Generalist aufgefallen.

Merkel sprach Teilnehmerangaben zufolge von dem "subtilen Band", das Fraktion und Regierung verbinde. Einerseits sei Vertrauen nötig. Andererseits müsse eine Fraktion natürlich auch auf ihr eigenes Profil und ihre Selbstständigkeit achten. Merkel sagte, sie spreche sich für Kauder aus, weil dieser beides gut verbinden könne - er bringe Eigenständigkeit und Vertrauen zusammen. Kauder gilt als eine der wichtigsten Stützen der Kanzlerin. Er sagte in der Klausur, er denke, dass die Fraktion und er "gemeinsam noch einiges reißen können".

CSU-Chef Horst Seehofer hatte bereits bei der Klausur der CSU-Landesgruppe in Neuhardenberg am Mittwoch gesagt, dass er für eine Wiederwahl Kauders sei. In der Sitzung des Vorstandes der Unionsfraktion legte sich auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fest. Er sagte laut Teilnehmern an Kauder gewandt: "Du hast auch meine Unterstützung."

Brinkhaus begründete seine Kandidatur damit, dass die Fraktion neue Impulse brauche und diese mit neuen Gesichtern verbunden sein müssten. Er sagte, im Falle seiner Wahl glaube er trotz der Empfehlung Merkels für Kauder ein Vertrauensverhältnis zur Kanzlerin herstellen zu können. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass Brinkhaus gewinnt.

In der Klausur des Fraktionsvorstandes soll es nach dem Auftritt von Brinkhaus ruhig geblieben sein, während es nach den Beiträgen Kauders und Merkels Unterstützung durch Klopfen und Applaus gegeben habe. Kauder sagte am Freitag auf die Frage, ob die Gegenkandidatur ihn schwäche, ein Herausforderer sei in Demokratien immer etwas, "was dazugehören kann" - er sehe sich "überhaupt nicht beschädigt". Allerdings hat es in der Unionsfraktion seit Jahrzehnten keine Kampfabstimmung um den Vorsitz mehr gegeben.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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