Union:Eine Prise Kappes

Die CDU und die AfD.

Von Detlef Esslinger

Zu Gast beim Präsidium der CDU war also der Chef der Forschungsgruppe Wahlen. Anschließend gab Generalsekretär Peter Tauber an, der Gast habe die Partei in ihrem Kurs "bestärkt". Sollte dies schon alles gewesen sein, kann man fragen, warum Tauber nicht lieber Uschi Glas' Sohn Ben eingeladen hat. Kappes hätte der auch geliefert (ohne extra aus Mannheim anreisen zu müssen). Der Wahlforscher jedenfalls muss erst noch erfunden werden, der sagt: 27 Prozent in Stuttgart, knapp 32 Prozent in Mainz; bravo, weiter so!

Die Partei war immer stolz darauf, aus einem christlich-sozialen, einem liberalen und einem konservativen Flügel zu bestehen. Letzterer jedoch kommt ihr allmählich abhanden. Kaum jemand in der Partei weiß, wie man derzeit dieses Milieu ansprechen soll, ohne dass es nach Anbiederung an die AfD klingt und ohne den Anspruch aufzugeben, "Partei der Mitte" zu sein.

Soll man's so versuchen, wie Guido Wolf und Julia Klöckner es versucht haben? Oder haben die sich nicht mit ihren Wahlergebnissen selbst widerlegt, womit zugleich Angela Merkel bestätigt wäre? Menschen sind immer sehr fix darin, die Schuldfrage zu klären; nicht nur in Parteien. Aber es hat meistens nicht der oder der verbockt, meistens waren es der und der. Die Einzigen, die man freisprechen kann, sind die konservativen CDU-Spitzenpolitiker. Die gibt's ja gar nicht mehr.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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