Uniformen:Die Babybäuche der Bundeswehr

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Bundeswehr auch nach außen sichtbar machen. Schwangere Soldatinnen werden im Feldversuch nun eine ganz besondere Uniform testen.

Von Ulrike Heidenreich

Besonders attraktiv klingt der Name des Koblenzer Modelabels nicht: BwBM. Weil sich hinter diesem Kürzel die Bundeswehr-Bekleidungsmanagement GmbH verbirgt, arbeiten die Designer auch eher schlicht und praktisch orientiert, bei Schutzwesten und Uniformhosen etwa. Zumindest bei einer Reihe im Sortiment werden die Schnitte künftig aber einen Tick raffinierter ausfallen: Die Bundeswehr testet Umstandsuniformen für schwangere Soldatinnen - in einem "Trageversuch".

Wenn die Uniform zu eng wird und sich die Knöpfe über dem Bauch nicht mehr schließen lassen, mussten Soldatinnen in anderen Umständen bisher Zivilkleidung anziehen. Weil Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Truppe aber auch nach außen sichtbar machen möchte, gibt es demnächst Umstandsuniformen: Hosenbünde und Hemdumfänge wachsen mit, Monat für Monat. Die Belastbarkeit der "Bekleidungsvarianten Dienstanzug und Feldbekleidung" wird nun im Feldversuch geprüft. 60 schwangere Soldatinnen sollen Passform und "Tragekomfort" beurteilen. Passt alles, geht die Umstandsmode in den Farben Weiß, Khaki bis Schwarz in Serie.

Etwa 400 der insgesamt 20 400 Frauen in der Bundeswehr sind derzeit schwanger. Der Anteil der Berufs- und Zeitsoldatinnen sowie der Frauen, die freiwillig Wehrdienst leisten, beträgt rund elf Prozent. Im Heer dienen 3605 Frauen, bei der Luftwaffe 2157, bei der Marine 1549, an der Streitkräftebasis 3751, im Verteidigungsministerium 1446, im Sanitätsdienst sind es 7912 Soldatinnen.

Erst seit 2001 dürfen Frauen nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs alle Laufbahnen bei der kämpfenden Truppe einschlagen, zuvor konnten sie sich höchstens freiwillig für den Sanitäts- oder Militärmusikdienst melden. Die Zahl der Soldatinnen steigt seitdem beständig, das Ziel der Verteidigungsministerin ist ein Anteil von 15 Prozent. An der Front wird dafür viel getan, etwa mit Vorzeige-Kitas an Bundeswehrkrankenhäusern und nun eben mit dem passenden Berufsoutfit. Die etwas sperrige Bezeichnung "Bekleidungsvariante" lässt sich ja auch noch modernisieren.

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