Unicredit:Wo die Milliarden sind

Dividenden können nun von Deutschland nach Italien verschoben werden. Im Prinzip ist das okay. Im Prinzip.

Von Andrea Rexer

Zu Zeiten, in denen wieder Mauern errichtet und Zollschranken erhöht werden sollen, kann man diese Nachricht aus der Bankenwelt als Signal gegen den Protektionismus verstehen: Die Hypo-Vereinsbank, die deutsche Tochter der italienischen Unicredit, überweist eine Sonderdividende von drei Milliarden Euro von München nach Mailand.

Dass sich das Kapital so frei über die Grenzen bewegen kann, ist alles andere als selbstverständlich. Noch vor wenigen Jahren wusste die deutsche Aufsicht das zu verhindern: Sie tat dies auch den deutschen Steuerzahlern zuliebe, die im Ernstfall die hier ansässigen Banken retten mussten. Deswegen schützte die nationale Aufsicht das Kapital ihrer Institute. Doch nun hat die Europäische Aufsicht unter dem Dach der Zentralbank das Sagen - und denkt über Grenzen hinweg.

Problematisch ist indes, dass der europäische Gedanke nur solange gilt, wie es nicht ernst wird: Im Krisenfall zahlt immer noch der nationale Steuerzahler, wie gerade das Beispiel Italien zeigt. Die Regierung in Rom hat kürzlich ein 20 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für Banken auf den Weg gebracht und damit allen deutlich vor Augen geführt, dass eine gemeinsame europäische Bankenabwicklung nur in der Theorie existiert. Weil für Steuerzahlergeld noch immer Grenzen existieren, ist es eben doch nicht ganz egal, ob die Milliarden in Deutschland oder in Italien liegen.

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