Unicef-Bericht:Eine Million Kinder sitzen im Gefängnis

Gewalt, Ausbeutung, Menschenhandel: Erstmals legt Unicef einen Bericht zu Kinderrechtsverletzungen vor - und kommt darin zum Teil zu erschütternden Ergebnissen.

Millionen Kinder weltweit werden Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel. 150 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerkes Unicef hart arbeiten und können deshab nicht zur Schule gehen. "Das ist ein schlimmer Befund", sagte die Sprecherin von Unicef-Deutschland, Helga Kuhn. Erstmals legte die Organisation eine umfassende Bestandsaufnahme zu Kinderrechtsverletzungen auf der ganze Welt vor.

Kinderarbeit Gewalt Unicef

Kinderarbeit: Ein zehnjähriger Junge in Ruanda schleppt gebrannte Ziegel. Für 1000 Steine erhalten die Kinder umgerechnet 35 Cent.

(Foto: Foto: ddp)

Eine Voraussetzung für die Opferrolle werde oft schon bei der Geburt geschaffen. Allein 2007 seien 51 Millionen Kinder ohne Geburtsurkunde zur Welt gekommen. Ohne Geburtsurkunde hätten Kinder kaum Chancen auf eine Schulausbildung und seien Kriminellen schutzlos ausgeliefert.

Mindestens eine Million Kinder sitze meist rechtlos und ohne schweres Verbrechen in Gefängnissen. Mehr als 18 Millionen Kinder lebten in Familien, die nach Kriegen und Naturkatastrophen ihre Heimat verlassen mussten. In den Entwicklungsländern werde heute noch jedes dritte Mädchen schon als Kind verheiratet

Allerdings gebe es auch Verbesserungen, sagte Kuhn. So sei das Heiratsalter in Ländern wie Bangladesch leicht gestiegen. Fortschritte gebe es auch im Kampf gegen die Genitalverstümmelung in mindestens 29 Ländern der Erde: In vielen afrikanischen Ländern sinke der Anteil der Mädchen, die beschnitten würden.

"Eine Gesellschaft kann sich nicht entwickeln, wenn ihre jüngsten Mitglieder in Kinderheiraten gezwungen, sexuell ausgebeutet und ihrer grundlegenden Rechte beraubt werden", sagte Unicef-Direktorin Ann Veneman bei der Vorlage des Berichts.

Das Ausmaß der Kinderrechtsverletzungen zu erfassen, sei ein erster Schritt, um eine Umgebung für Kinder zu schaffen, in der sie geschützt aufwachsen und sich entwickeln können.

"Der Bericht zeigt uns, wie viel wir noch machen müssen, um die Lage der Kinder zu verbessern", betonte Kuhn. Die Datenlage sei mangelhaft. Aus diesem Grund bleibe das gesamte Ausmaß der weltweiten Kinderrechtsverletzungen unbekannt. Unicef hatte die Daten für die Bestandsaufnahme aus Statistiken und aus eigenen Befragungen zusammengetragen.

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